TPodiumsdiskussion: Drochterser Schülerin lässt AfD-Kandidaten auflaufen

Vor allem über den Klimawandel wollten die Schülerinnen und Schüler der Drochterser Elbmarschenschule mit den Vertretern der Parteien sprechen. Foto: Berlin
Im Wahlkampf ein bisschen plaudern und Stimmen sammeln? Bei einer Podiumsdiskussion in Drochtersen stellen Schüler kritische Fragen und die AfD bekommt Gegenwind.
Drochtersen. Der Journalist und Moderator Thomas Rosteck fragt zum Start der Podiumsdiskussion ins Auditorium, wie viele der Schülerinnen und Schüler am 23. Februar bei der Bundestagswahl wahlberechtigt seien. Zaghaft gehen zwei Dutzend Hände hoch. Mehr als 200 Jugendliche sitzen in der Festhalle.

Schuldirektor Holger Wartner begrüßt zur Podiumsdiskussion mehr als 200 Schülerinnen und Schüler in der Drochterser Festhalle. Foto: Berlin
Am Ende der Podiumsdiskussion fragt Rosteck, wer jetzt noch nicht wisse, wen er denn am 23. Februar wählen solle. Eine junge Frau meldet sich. Ob die von der Elbmarschenschule in Drochtersen organisierte politische Runde Wahlentscheidungen der jungen Leute beeinflusst hat, ist nicht zu evaluieren. Aber Fragen hatten die Schülerinnen und Schüler eine Menge.
Der Platz der FDP auf dem Podium bleibt leer
Das sind Fragen vor allem zur Klimapolitik. Auf welche Energien setzen die Politiker? Warum stelle die AfD anerkannte Studien infrage? Warum wolle AfD-Kanzlerkandidatin Alice Weidel alle Windräder abreißen lassen?

Der Journalist Thomas Rosteck (Dritter von rechts) moderiert die Podiumsdiskussion. Der Vertreter der FDP, Günter Wichert, kam nicht. Foto: Berlin
Auf dem Podium sitzen neben Moderator Rosteck Kandidaten für den Bundestagswahlkreis Cuxhaven - Stade II: Hilke Hochheiden (Die Linke) sitzt ganz links auf der Bühne. Sebastian Sieg (AfD) ganz rechts. Für die CDU ist Christoph Frauenpreiß dabei, FDP-Mann Günter Wichert kam nicht. Die Vorsitzende des SPD-Ortsvereins Oldendorf-Himmelpforten und Büroleiterin der Landtagsabgeordneten Corinna Lange, Annekatrin Wolff-Meuter, vertritt den SPD-Kandidaten Daniel Schneider. Joachim Fuchs, der für den anderen Stader Wahlkreis (Stade I - Rotenburg II) kandidiert, vertritt für die Grünen Christopher Jesse.
Fuchs erklärt Klimawandel zur Klima-Katastrophe
Sieg bestreitet nicht den Klimawandel. „Der Mensch hat einen Anteil, ja. Aber nicht so hoch, wie er immer dargestellt wird“, sagt Sieg. Frauenpreiß will die Stromnetze schnell ausbauen. Fuchs erklärt den Klimawandel längst zur „Klima-Katastrophe“ mit immensen Schäden, wie die Versicherer jetzt erklärten. Hochheiden hofft, dass „wir die Kipppunkte nicht erreichen“.

Sebastian Sieg (AfD). Foto: Berlin

Christoph Frauenpreiß (CDU). Foto: Berlin
Vor allem die Aussage des AfD-Vertreters stößt bei einigen Schülerinnen und Schülern auf Unverständnis. Während der Diskussion recherchiert eine Schülerin mit dem Handy Zahlen über die Anteile von erneuerbaren Energien in Deutschland. Bei der Bundesnetzagentur findet sie mit wenigen Klicks einen Anteil von 60 Prozent und kritisiert Sieg. Der AfD-Kandidat hantiert nämlich mit nur 7 Prozent und scheitert später mit seinen Erklärungsversuchen.
Moderator fragt die größten Sorgen ab
Im Unterricht hatten die Schüler der Elbmarschenschule über die bevorstehende Bundestagswahl debattiert und Fragen an die Politiker generiert. „Ziel der Schule ist die Demokratiebildung“, sagt der Fachbereichsleiter für Gesellschaftswissenschaften, Torben Klöckner.

Joachim Fuchs (Grüne). Foto: Berlin

Annekatrin Wolff-Meuter (SPD). Foto: Berlin
Thomas Rosteck fragt die „größten Sorgen“ der Schülerinnen und Schüler ab, gibt die Stichworte aber selbst vor. Äußere Sicherheit - kaum Meldungen. Innere Sicherheit und Migration - ein wenig mehr. Vielleicht hätte Rosteck ergebnisoffen fragen und das Auditorium mehr reden lassen müssen, um die wahren Sorgen zu ergründen. Eine Diskussion um die Migration entwickelt sich aber doch.
In den Fragen der Schüler steckt viel Empathie
Hochheiden erhält Applaus, als sie sagt, dass das Asylrecht wichtig sei und nicht alle Migranten unter Generalverdacht gestellt werden dürften. Die Schülerinnen und Schüler klatschen auch, als Wolff-Meuter erklärt, dass Migranten noch schneller in Arbeit gebracht werden müssten, damit sie für ihre Familien sorgen könnten. „Sie brauchen einen schnelleren Zugang zur Sprache. Sprache ist der Schlüssel zur Integration“, sagt Wolff-Meuter.
Und den jungen Leuten gefällt augenscheinlich, als Fuchs betont, dass Artikel 1 des Grundgesetzes „für alle Menschen“ gelten müsse.

Hilke Hochheiden (Linke). Foto: Berlin
Die Elbmarschenschüler mögen es offenbar empathisch. Gerade in der Migrationsdebatte. Einer bringt es auf den Punkt: „Wie kann man dieses Thema langfristig menschenfreundlich klären?“