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T„Bin besorgt um die Sicherheit“: Bandidos-Aufmarsch in Cuxhaven

Der "Bandidos"-Clubs ist streng hierarchisch organisiert, mit sogenannten „Chapters“ (Ortsgruppen). In Deutschland gibt es seit Mitte der 1990er Jahre zahlreiche Chapter.

Der "Bandidos"-Clubs ist streng hierarchisch organisiert, mit sogenannten „Chapters“ (Ortsgruppen). In Deutschland gibt es seit Mitte der 1990er Jahre zahlreiche Chapter. Foto: Roland Weihrauch/dpa

Ein Rockerclub marschiert in Cuxhaven-Altenwalde auf. Der Bürgermeister rät Anwohnern, das Gebiet zu meiden, die Polizei verstärkt die Präsenz. Und auch die Bundeswehr reagiert.

Von Redaktion Freitag, 16.05.2025, 16:00 Uhr

Altenwalde. Ein Auflauf von Kutten und kräftigen Maschinen: Am Wochenende will sich ein Rockerclub, der „Bandidos Motorcycle Club“ (BMC) Cuxhaven, auf dem Gelände eines Gasthauses in Altenwalde versammeln - ein Ereignis, das für Unruhe sorgt. Das öffentliche Auftreten wirft Fragen nach Sicherheit und Ordnung auf.

Was passiert im und vor dem Franzenburger Restaurant?

Die Polizei spricht auf Nachfrage von der „Einweihung des Clubhauses des Bandidos MC“ am Sonnabend. Das deckt sich mit dem Inhalt eines kursierenden Flyers, auf dem für Sonnabend, 17. Mai 2025, ein „Clubhouse Opening“ des „Bandidos MC Cuxhaven“ angekündigt wird. Auch die Adresse, die in Franzenburg, einem Ortsteil des Cuxhavener Stadtteils Altenwalde liegt, ist abgedruckt - verbunden mit dem Hinweis: „Privatveranstaltung“.

Ein Sprecher der Polizeiinspektion Cuxhaven bestätigt, dass man sich entsprechend vorbereitet. „Wir sind das gesamte Wochenende mit verstärkten Einsatzkräften im Einsatz.“ Denn: „Gleichzeitig werden sich vermutlich Mitglieder anderer Motorradclubs am Wochenende in Cuxhaven aufhalten“, heißt es.

Hells Angels haben sich angekündigt

Auch die Bundeswehr reagiert auf die Aktion. Deshalb hat der Stab der Technischen Gruppe eine Warnung an die Soldatinnen und Soldaten des Marinefliegerstützpunktes in Nordholz herausgegeben: „Der rivalisierende Motorclub, Hells Angels, hat sich bereits zum ‚Flagge zeigen‘ gemeldet“, heißt es mit Verweis auf die Informationen der „lokalen Behörden für Ordnung und Sicherheit“ in dem internen Schreiben, das der Redaktion vorliegt.

Bundeswehr bereitet sich auf Rocker-Treffen vor

Der stellvertretende Sicherheitsbeauftragte „empfiehlt für am Wochenende diensttuendes Personal, nicht in Uniform im zivilen Raum Altenwalde und Lüdingworth sichtbar zu sein, um gegebenenfalls bestehendem Konfliktpotenzial aus dem Weg zu gehen“. Zudem wird davon abgeraten, Dienstwagen im zivilen Raum abzustellen. In einem weiteren Schreiben wird den Kraftfahrzeugführern des Marinefliegerkommandos sogar das Abstellen von Dienstfahrzeugen in dem Raum von Freitag bis Montag, 16. bis 19. Mai, untersagt. Gleiches gilt für alle Angehörigen des Marinefliegerkommandos für das öffentliche Tragen von Uniform.

„Die Bundeswehr ist kein erklärtes Ziel der [...] Vereinigungen, jedoch sind sowohl potenzielle Kollateralschäden zu vermeiden, als auch ein Einsickern von organisierter Kriminalität“, heißt es. Es wird geraten, sich „insbesondere als Bundeswehrangehörige aus der Szene bewusst herauszuhalten“ und sich „vom Veranstaltungsort fernzuhalten“. Ein Sprecher des Marinefliegerstützpunktes begründet die Warnung mit einer Routinereaktion: „Es geht darum, dass man aufeinander aufpasst.“ Informationen, „dass die Rocker ein Problem mit Bundeswehr-Uniformen haben“, gebe es nicht. Der Sicherheitshinweis beruhe auf der „Fürsorge des Dienstherrn für die Soldatinnen und Soldaten“.

"BFFB", kurz für "Bandidos Forever, Forever Bandidos", prangt auf dem Zaun eines Vereinsheims in der Wingst. Inzwischen gibt es das Vereinsheim nicht mehr. Archivfoto: Lütt

"BFFB", kurz für "Bandidos Forever, Forever Bandidos", prangt auf dem Zaun eines Vereinsheims in der Wingst. Inzwischen gibt es das Vereinsheim nicht mehr. Archivfoto: Lütt Foto: Lütt

Auch laut Polizei gibt es derzeit „keine Hinweise auf ein mögliches Gewaltpotenzial oder geplante Störaktionen“. Der Polizeisprecher versichert, die Gesetzeshüter hätten „aber natürlich auch diese Möglichkeiten im Blick und sind entsprechend vorbereitet“.

Gastronom „auf jeden Gast angewiesen“

Der Betreiber des Restaurants mit Außengastronomie betont im Gespräch mit der Redaktion der „Cuxhavener Nachrichten“, dass es erst einmal für ihn eine ganz „normale, größere Gesellschaft“ sei, die bei ihm ein Fest feiern wolle. Bei einem Vorgespräch hätten ihm Cuxhavener gegenüber gesessen, die er kenne. „Die sagten: ‚Wir wollen uns treffen. Wir wollen ein Motorradfahrertreffen veranstalten. Kannst Du uns was zu essen machen?‘ Da habe ich natürlich ja gesagt“, erklärt der Gastronom, der „überhaupt keine Affinität zu Motorradclubs“ habe. Ihm sei nicht bewusst gewesen, welcher Klub sich bei ihm da anmelde. „Ich bin auch gezwungen, jetzt abzuliefern - auch wirtschaftlich, denn ich bin noch lange nicht aus dem Tal der Coronazeit heraus. Ich bin wirtschaftlich auf jeden Gast angewiesen.“

Bei der Annahme der Gesellschaft habe der Restaurant-Betreiber keine Bedenken gehabt. Er werde am Sonnabend seine Gäste bewirten wie immer. Geschmorte Ochsenkeule und Pulled-Beef-Burger werden unter anderem kredenzt.

Die Motorradfahrer würden auch nicht bei ihm auf dem Gelände campieren. Es seien zum Beispiel Gäste dabei, die an diesem Wochenende in Cuxhavener Hotels untergebracht würden. Der Gastronom möchte zum Gerücht, dass der MC Bandidos am Wochenende sein Vereinsheim einweihen wolle, klarstellen: „Bei mir wird definitiv kein Vereinsheim eingeweiht. Hier gibt es nur ein Motorradtreffen.“

Ortsbürgermeister Grahmann äußert sich besorgt

Ingo Grahmann, Ortsbürgermeister von Altenwalde (SPD), zeigt sich über die Entwicklungen besorgt. „Ich bin [am Donnerstagmorgen] von meinem Schwager mit der Info überrascht worden.“ Er habe bereits mit dem Gastronomen telefoniert. „Ich bin entsetzt.“ Schon jetzt sei ein Imageschaden entstanden. Besonders beunruhigt Grahmann, dass die „Hells Angels Flagge zeigen wollen“. Das deute darauf hin, „dass sie die anderen Gruppen genau im Blick haben“.

Noch hält er eine Eskalation am Wochenende aufgrund der erhöhten Polizeipräsenz für unwahrscheinlich. Seine größere Sorge betrifft jedoch die Zukunft: „Auch wenn jetzt alles ruhig bleibt: Was ist in ein paar Wochen oder Monaten? Dass Altenwalde zu einem Tummelplatz für rivalisierende Rockergruppen wird, bereitet mir ganz große Sorgen.“

Nach seinen Informationen haben die Bandidos das Gelände, auf dem sich das neue Klubhaus befindet, in Eigenregie umgebaut. „Das sieht nicht nach einem einmaligen Grillfest aus.“

Appell an die Bevölkerung

Grahmann rät den Anwohnerinnen und Anwohnern, das betroffene Gebiet am Wochenende möglichst zu meiden, falls es zu größeren Menschenansammlungen kommt. Die Telefone stünden bei ihm nicht mehr still: „Das ist kein Pillepalle - ich bin besorgt um die Sicherheit.“

Das ehemalige Vereinsheim, in dem sich die Bandidos vor einigen Jahren niederließen, liegt direkt an der B73 in Wingst. Archivfoto: Lütt

Das ehemalige Vereinsheim, in dem sich die Bandidos vor einigen Jahren niederließen, liegt direkt an der B73 in Wingst. Archivfoto: Lütt Foto: Lütt

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