TPolizei und Rettungsdienst: So lief der Protesttag der Landwirte im Kreis Stade
Die Landwirte an der B73/B74-Kreuzung machten unter anderem für eine Mitarbeiterin am Elbe Klinikum Platz. Foto: Ahrens
Die Landwirte sorgten mit massiven Verkehrsbehinderungen für Aufsehen. Welche Auswirkungen hatten die Proteste auf die Bürger im Landkreis? Polizei, Rettungsdienst, KVG und Co. ziehen ein Fazit zum Montag.
Landkreis. Polizeisprecher Rainer Bohmbach betont, dass die Versammlungsleiter und Teilnehmer der (Spontan-)Demos sich „kooperativ“ verhalten hätten. Es sei zu keinen aktenkundigen Zwischenfällen gekommen. Lediglich an zwei Kreuzungen/Kreisel ging in Stade über Stunden nichts mehr.
Die Stader Polizei berichtet am Montagabend in ihrer Abschlussmeldung, dass die Hauptverkehrsadern B73/B74 stark beeinträchtigt seien. Weiterhin sei der Kreisverkehr an der Harburger Straße vollständig blockiert. Eine Gruppe aus 20 Traktoren und Fahrzeugführenden habe hier eine Blockade errichtet und in Aussicht gestellt, die Fahrbahn über Nacht bis Dienstag, 9. Januar, blockieren zu wollen.
Polizisten auf dem Einsatz am blockierten Ottenbeck-Kreisel (B73/A26) in Höhe McDonald's in Stade. Foto: Vasel
Wilfried Sprekels von der Feuerwehr- und Rettungsleitstelle in Wiepenkathen lobt die Demonstranten. „Notarzt und Rettungswagen konnten immer passieren, das hat reibungslos geklappt.“ Auch das Personal der DRK-Rettungswachen konnte die gesperrten Kreuzungen an der B73/A26 (McDonald‘s) und B74/B73 nach Rücksprache mit den Demonstranten passieren. Die Notfallsanitäter lobten, dass die Bauern den Blaulicht-Fahrzeugen frühzeitig eine Gasse freigemacht hätten, die Notfallversorgung war so immer gegeben - trotz Blockaden und Entschleunigungsfahrten.

Rettungswagen konnten die gesperrten Kreuzungen und Kreisel in Stade immer passieren. Foto: Vasel
In Staus, die aus Blockaden wie am Kreisel bei McDonald‘s resultierten, standen teils über lange Zeit auch Busse des ÖPNV. Die KVG war im gesamten Verkehrsgebiet von massiven Einschränkungen und Behinderungen betroffen, heißt es vom Unternehmen. In Stade seien vor allem die Fahrten rund um die Bundesstraßen betroffen gewesen.

Busse der KVG steckten unter anderem in der Gottlieb-Daimler -Straße in Ottenbeck fest. Foto: Vasel
Kommentar
T Ohne Landwirte geht es nicht
„Es gab eine total positive Resonanz von der Bevölkerung“
Während der Proteste stießen die Landwirte größtenteils auf wohlwollende Verkehrsteilnehmer. „Was ich total toll finde in den Dörfern: Wenn Leute am Straßenrand stehen, zeigen sie uns einen Daumen hoch. Es gab eine total positive Resonanz von der Bevölkerung, und das lässt hoffen“, resümiert Landwirt Mathias Fitschen vom Landvolk.
Als die Fredenbecker Landwirte am frühen Morgen den Parkplatz am Rewe-Markt als Treffpunkt in Beschlag nahmen, gab es auch von Chef und Mitarbeitern des Marktes nur Unterstützung. Sie applaudierten den Landwirten sogar beim Losfahren. „Was bei uns im Laden liegt, wird ja auch immer teurer“, erklärten sich die Mitarbeiter mit den Bauern solidarisch.

Die Mitarbeiter des Rewe-Marktes in Fredenbeck zeigten den Landwirten ihre Unterstützung. Foto: Ahrens
In Harsefeld hatten sich Berufskraftfahrer Michael Koch und seine Frau Yvonne in ihrem Privatauto, verziert mit Flatterband, dem Konvoi angeschlossen. „Es geht um alle, nicht nur um die Bauern. Es werden einem nur Knüppel in den Weg gelegt“, so Koch. Im Internet und den sozialen Medien gab es aber auch kritische Kommentare. „Bei lebensbedrohlichen Gesundheitszuständen ist es oft nicht entscheidend, ob ein Arzt ankommt, sondern wann“, bezog sich die Kritik vieler Nutzer vor allem auf mögliche Verzögerungen für Rettungskräfte.

Michael Koch und seine Frau Yvonne unterstützten den Konvoi aus Harsfeld privat. Foto: Ahrens
Zur Mittagszeit wurde die Zufahrt zur Elbfähre in Wischhafen blockiert. Um kurz nach 11 Uhr begannen die Einschränkungen, Fahrgäste konnten die Fähre bis Glückstadt nicht erreichen. Um 12.10 Uhr verkündete die FRS Elbfähre, dass der Fährbetrieb wieder normal weitergeführt werden könne. „Wir schätzen die Landwirte in unserem Land und wissen um deren unverzichtbaren Beitrag für unsere Gesellschaft“, hieß es in einem Statement des Fährbetreibers. „In unserem Fall wird jedoch durch diese Aktion der Betrieb eines mittelständischen Familienunternehmens direkt und mittelbar gestoppt und nicht, wie angekündigt, ,lediglich‘ eine öffentliche Straße blockiert. (...) Es gab der Reederei gegenüber im Vorfeld keinerlei offizielle Informationen seitens der Protestierenden über geplante Maßnahmen zur Behinderung des Fährverkehrs. Personen und Fahrzeuge, welche die Fähre nutzen wollen, wurden massiv daran gehindert und die Durchfahrt wird zeitweise verwehrt.“ Der Betreiber kritisierte: „Wir fordern die Landwirte auf, ihrem Protest Ausdruck zu verleihen, ohne der Gesellschaft und privaten Firmen zu schaden. Bitte gebt unsere Zufahrt wieder frei.“
