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Statistik 2023

TPolizeibericht: Deutlich mehr Straftaten im Landkreis Stade

Polizeipräsident Thomas Ring (Mitte) und Wilfried Reinke, Leiter des Einsatzbereiches bei der Polizeiinspektion Stade (links), mit Landrat Kai Seefried.

Polizeipräsident Thomas Ring (Mitte) und Wilfried Reinke, Leiter des Einsatzbereiches bei der Polizeiinspektion Stade (links), mit Landrat Kai Seefried. Foto: Stehr

Mehr Diebstähle und weniger Wohnungseinbrüche: Das sind zwei Entwicklungen, die der Polizeibericht 2023 aufweist. Eine besondere Zahl gibt es bei der Clan-Kriminalität.

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Von Lena Stehr
Freitag, 04.10.2024, 16:33 Uhr

Landkreis. Trotz steigender Straftaten betonte Thomas Ring, Präsident der Polizeidirektion Lüneburg, zu Beginn der Vorstellung des Sicherheitsberichts 2023 im Kreishaus: „Der Landkreis Stade zählt zu den sichersten im Landesvergleich.“ Neben Landrat Kai Seefried und weiteren Landkreisvertretern waren auch die Samtgemeindebürgermeister anwesend.

Die Vorstellung des Sicherheitsberichts 2023 der Polizeidirektion Lüneburg und der Polizeiinspektion Stade fand im Kreishaus statt.

Die Vorstellung des Sicherheitsberichts 2023 der Polizeidirektion Lüneburg und der Polizeiinspektion Stade fand im Kreishaus statt. Foto: Stehr

Zunächst sprach Ring über die allgemeine Sicherheitslage. Die Polizei sei in Bezug auf mögliche Attentate sensibilisiert und habe ihre Sicherheitskonzepte „auf links gedreht“. Wer Herbstfeste oder Ähnliches plane, solle die Polizei gerne diesbezüglich ansprechen, so Ring. Die Bevölkerung vor radikalisierten Einzeltätern zu schützen, sei aber schwierig, einen hundertprozentigen Schutz gebe es nicht.

Mehr Straftaten und mehr Opfer im Landkreis

Konkrete Zahlen für den Landkreis Stade stellte Wilfried Reinke, Leiter des Einsatzbereiches bei der Polizeiinspektion Stade, vor. Insgesamt wurden 2023 für den Bereich der Polizeiinspektion Stade 11.260 Straftaten statistisch erfasst, das sind 879 Taten mehr als 2022 (+8,47 Prozent).

Die Entwicklung liegt somit oberhalb des direktions- (+4,97 Prozent) und landesweiten (+5,57 Prozent) Trends. 2.519 Personen wurden Opfer einer Straftat, das sind 108 Menschen mehr als 2022.

Im Bereich Messerkriminalität gab es im vergangenen Jahr 63 Fälle, im Vorjahr waren es 66. Sogenannte Straftaten gegen das Leben gab es fünf (zwei Mal versuchter Totschlag, dreimal Totschlag) und damit eine Tat weniger als 2022.

Bei den Sexualdelikten gab es einen Anstieg von 25 Prozent (+63 Taten). Von den 315 angezeigten Taten entfallen 203 Taten (circa 64,4 Prozent) auf den Bereich Verbreitung pornografischer Inhalte, insbesondere Verbreitung/Besitz von kinderporno-grafischen Inhalten. Zudem stieg die Zahl der angezeigten sexuellen Belästigungen von 30 auf 42.

Mehr Ladendiebstähle, weniger Wohnungseinbrüche

Bei den Diebstahlsdelikten - insbesondere im Bereich Ladendiebstahl - ist nach dem historischen Tiefstand 2021 nun mit einem Anstieg von 16,20 Prozent (+582 Taten) der höchste absolute und zweithöchste prozentuale Anstieg zu verzeichnen. Im Bereich Wohnungseinbruchsdiebstahl gab es dagegen einen Rückgang um 18,75 Prozent (-33 Taten). Die erfassten 176 Taten sind der zweitniedrigste Wert der letzten zehn Jahre.

Die Polizei zählte außerdem 72 Fälle von Gewalt gegen Polizeivollzugsbeamte mit insgesamt 202 Opfern. 29 von ihnen wurden leicht verletzt. Fälle von Gewalt wie Bedrohung, Bespucken oder tätliche Angriffe sollten unbedingt angezeigt werden - auch von Feuerwehrleuten oder Rettungskräften, betonte Ring.

Die Aufklärungsquote der Polizei lag 2023 im Landkreis Stade bei 64,28 Prozent. Insgesamt konnten 5.093 Tatverdächtige - davon 3.440 mit deutscher Staatsbürgerschaft - ermittelt werden.

Mit 45.000 Euro zur Drogenübergabe

Zu den aufgeklärten Taten zählt auch der spektakuläre Fall eines unterirdischen Drogenlabors in Kutenholz, der dem Bereich Clan-Kriminalität beziehungsweise komplexe Kriminalität zugeordnet wird. Über drei Monate liefen im Sommer 2023 dazu verdeckte Ermittlungen, erläuterte Kriminalhauptkommissar Andreas Mai.

Sie gipfelten in einem Scheinkauf von einem Kilo Kokain für 45.000 Euro auf einem Festival in Mecklenburg-Vorpommern und der Festnahme von insgesamt elf Bandenmitgliedern (alle hatten die deutsche Staatsbürgerschaft), inklusive des Bandenchefs und dessen Lebensgefährtin.

Für Ermittlungen gegen kriminelle Strukturen im Clanmilieu habe die Polizei im Landkreis eigene Räumlichkeiten, zu denen nicht alle Beamte Zugang haben. Vieles laufe unbemerkt von der Öffentlichkeit ab, so Mai. Insgesamt machen die Fälle im Bereich Clan-Kriminalität weniger als 1 Prozent aus, ergänzte Polizeirat Martin Kaliebe. Es gebe hier ein Missverhältnis zwischen subjektiver Wahrnehmung und der tatsächlichen Lage.

Polizeihauptkommissar Andreas Mai (li.) und Polizeirat Martin Kaliebe gaben einen Einblick in die Bekämpfung von Clan-Kriminalität.

Polizeihauptkommissar Andreas Mai (li.) und Polizeirat Martin Kaliebe gaben einen Einblick in die Bekämpfung von Clan-Kriminalität. Foto: Stehr

Wie kann die Ausbreitung der Clan-Strukturen gestoppt werden

Doch auch wenn die drei Morde im Clanmilieu in Stade nicht im Sicherheitsbericht 2023 auftauchen, weil die Taten 2022 und 2024 verübt wurden, treibe das Thema die Menschen um, machte Seefried deutlich. Landkreisdezernentin Sabine Brodersen fragte, wie es gelingen könne, die Ausbreitung der Clanstrukturen zu stoppen.

Mit der Taktik der 1.000 Nadelstiche könne die Polizei die Strukturen zumindest stören, so Kaliebe. Wichtig sei eine gute Zusammenarbeit von Behörden, Polizei und Justiz. Im November findet zum Thema Clankriminalität ein Austausch mit Polizei und Landräten aus der Region statt.

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