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Freizeit

TPontons in Stades Altem Hafen schlagen hohe Wellen

Die Pontons an der Kaimauer des Alten Hafens in Stade erhielten vergangene Woche Geländer.

Die Pontons an der Kaimauer des Alten Hafens in Stade erhielten vergangene Woche Geländer. Foto: Strüning

Die Meinungen der Stader sind gespalten: Sind die neuen Pontons im Alten Hafen eine gute Idee? Die Stadt verteidigt die Innovation, die modernes Leben in die Altstadt bringen soll. Der Verein Alter Hafen ist nicht begeistert - sieht aber auch Chancen.

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Von Lars Strüning
Donnerstag, 02.11.2023, 11:55 Uhr

Stade. Vier Pontons schwimmen im Hafen am Fischmarkt. Vergangene Woche wurden Geländer angebracht - für die Sicherheit der Gäste. Die Pontons sollen den Wassersport beflügeln und Gästen ein besonderes Plätzchen auf dem Wasser bieten. Unter anderem die Gastronomie soll die etwas anderen Außenflächen bespielen.

Das Projekt hat das Planungsamt der Hansestadt Stade entwickelt. Sehr kurzfristig sei ein Förderprogramm zur Stärkung der Innenstadt geschaffen worden, teilt die Stadt auf TAGEBLATT-Anfrage mit. Die Förderbedingungen waren dabei restriktiv und der Zeitplan ambitioniert. Die Stadt setzte daher auf bereits in Umsetzung befindliche Projekte der City und wollte auf die besonderen Stärken der historischen Innenstadt aufbauen.

Halt für Wassersportler im Alten Hafen

Da ist zum Beispiel der Wassertourismus, der gestärkt werden soll. Unter anderem ist er bereits mit einem Paddel-Trail auf Schwinge und Burggraben versehen. Zudem will die Stadt und mit ihr die Stade Marketing und Tourismus GmbH „eine Wiederherstellung der Schiffbarkeit“ anstreben. Ein historischer Themenrundweg entlang der Bastionen sei in Arbeit.

Diesem übergeordneten Ziel folge auch der Planungsansatz für den Hansehafen. Vorangetrieben wird mit den Pavillons auch die Idee, die im Zuge der Internationalen Gartenschau entwickelt wurde: Stege am Burggraben. Die hätten eine „deutliche freizeittechnische und gestalterische Aufwertung für Stade gebracht“. Entsprechend sollen die Pontons im historischen Hansehafen die Möglichkeit geben, das Wasser wieder erlebbar zu machen sowie Kanufahrenden und SUP-Sportlern den Ein- und Ausstieg zu ermöglichen.

Mit dem Abriss der kleinen Fußgängerbrücke am Schiffertor sowie der Erneuerung des Wehres am Backeltrog wird der historische Hafen vom Burggraben aus vom Wasser erlebbar sein.

450.000 Euro fließen in den Stader Hansehafen

Das Büro „Kontor Freiraumplanung“ hatte die Idee mit den Pontons und der historischen Herleitung, so die Stadt. Der Plan sei am 12. Mai 2022 der Politik vorgestellt und jetzt umgesetzt worden.Die Ausgaben für den Alten Hafen belaufen sich laut Plan auf 450.000 Euro. Davon seien 45.000 Euro Gelder der Stadt. Das Gros kommt von Land und Bund. Der Stader Rat habe entsprechende Beschlüsse im Oktober 2021 und im Juli 2022 gefällt. Die Pontons mit Metallbauarbeiten kosten etwa 208.000 Euro.

Ein Denkmal wird am besten dafür genutzt, wofür es gebaut wurde, heißt es von der Stadt zum Sinn und Zweck der Maßnahme. Historische Schiffe müssten fahren und Häfen lebendig sein. Beides sei im Alten Hafen seit über 60 Jahren, seit dem Bau der starren Brücke im Zuge der Hansestraße, nicht mehr möglich, weshalb hier neue Ideen gefragt seien, um dem Hafen neues Leben zu geben.

Die Pontons seien in Ihrer Größe und Form historischen Lastkähnen nachempfunden. Insoweit werden sie als die denkmalgerechteste derzeit mögliche Nutzung für den Alten Hafen gesehen.

Die Pontons seien als Plattform multifunktional nutzbar. Kunst könne ausgestellt, ein Konzert gegeben, Waren verkauft oder auch eine Bepflanzung vorgesehen werden. Für mindestens zwei Pontons sei eine gastronomische Nutzung vorgesehen. Ein Ponton soll dauerhaft für Kanuten und Stand-up-Paddler freigehalten werden.

Material und Farben passen zum Hafen am Fischmarkt

Die Materialien und Farben seien bewusst für den Alten Hafen ausgewählt worden. So haben die neuen Treppengeländer die gleiche Farbe wie die Geländer an der Hudebrücke, ein dunkles Anthrazit, das sich auch in alten Farbschichten und auf alten Darstellungen wiederfinde.

Die Unterwasserteile seien so gehalten, wie es auch bei Ewern und Schuten der Fall ist. Die Form der Pontons ist bewusst nicht rechtwinkelig, sondern abgerundet in Anlehnung an die Form eines Schiffsrumpfs. Auch die Größe der Pontons ist so gewählt, dass sie zu den Schiffen, die einst im Alten Hafen lagen, passt.

Die Reling mit Holzhandlauf an drei Pontons bezieht sich gestalterisch auf die Reling eines Schiffes. Die nutzbare Bodenoberfläche der Pontons ist aus Nadelholzdielen hergestellt, die entwickelten schnell eine Patina und sähen dann eher braun-grau aus. Soweit erklärt die Stader Verwaltung ihr Projekt, das in der Stadt sehr kontroverse Reaktionen hervorruft - auch beim Verein Alter Hafen Stade, der nicht nur die Greundiek und die Fleetkähne betreibt, sondern auch den hölzernenen Drehkran am Fischmarkt. Sein ursprüngliches Ziel: die Öffnung des Alten Hafens von der Schwinge her (Stadthafen).

Krisensitzung beim Verein Alter Hafen

Die Mitglieder des Vereins trafen sich vor kurzem zu einem Krisengespräch auf der Greundiek. Vereinsvorsitzender Gerd Becker spricht lieber von einem Abstimmungsgespräch, auf dem es aber hoch hergegangen sein soll.

Er musste die Traditionalisten und die der Ponton-Idee aufgeschlossenen Mitglieder auf einen Nenner bringen. Einzelne hätten die Sorge, dass durch die Pontons sowie durch die bunte Schute die satzungsgemäßen Bemühungen des Vereins zur Öffnung des Hansehafens dauerhaft vereitelt sowie der historische Charakter des alten Hafens nachhaltig zerstört wird.

Ein Teil der Aktiven fühle sich zudem in ihrem jahrelangen ehrenamtlichen Engagement zur Wiedereröffnung des alten Hafens nicht hinreichend wertgeschätzt, fasst Becker die Stimmung zusammen.

Am Ende hieß es dann aber: „Der Verein respektiert einmütig die Entscheidung von Rat und Verwaltung zur Neugestaltung und weiteren Belebung des Fischmarktes, insbesondere auch, um vor dem Hintergrund des demografischen Wandels und des Werbens um Fachkräfte jüngere Zielgruppen anzusprechen.“ Der Verein trage diese Entscheidung mit, „auch wenn man sich eine andere Lösung gewünscht hätte“.

Die bunte Schute kommt bald geflogen

Die bunte Schute übrigens, die noch im Stadthafen liegt, soll in den nächsten Tagen per Kran in den Alten Hafen gehievt werden und auf Höhe des Schwedenspeichers ihren Liegeplatz erhalten. Die Schute wie auch die Pavillons wird Stade Marketing bespielen. Dessen Geschäftsführer Dr. Andreas Schäfer kann der Belebung des Hansehafens Gutes abgewinnen. Aufgabe sei es, das Interesse neuer Menschen an Stade zu wecken, ohne die Alten zu verprellen. Damit die Stadt nicht nur für Touristen, sondern auch für die Bewohner der Stadt attraktiv ist. Schäfer: „Ich finde gut, was da passiert.“

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