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Meisterprüfung

TPrämie verlängert: Handwerker können aufatmen

Der Zimmerer Cedric Borrmann (Thüringen) baut bei den Deutschen Meisterschaften im Bauhandwerk ein Dachstuhlmodell.

Der Zimmerer Cedric Borrmann (Thüringen) baut bei den Deutschen Meisterschaften im Bauhandwerk ein Dachstuhlmodell. Foto: Michael Reichel/dpa

Gute Nachrichten für Handwerker in Niedersachsen: Auch im kommenden Jahr gibt es eine Prämie für alle, die ihre Meisterprüfung bestehen. Wie hoch die Förderung ist - und warum sich Absolventen aus diesem Jahr jetzt beeilen müssen, um sich Geld zu sichern.

Von Redaktion Mittwoch, 15.11.2023, 06:45 Uhr

„Mit der Fortführung der Meisterprämie setzt die Landesregierung ein deutliches Signal für die Gleichstellung der beruflichen und akademischen Bildung“, sagt Detlef Bade, Präsident der Handwerkskammer Braunschweig-Lüneburg-Stade, zur Entscheidung in Hannover. In den Jahren 2024 bis 2026 stehen dafür Landesmittel von zehn Millionen Euro pro Jahr bereit.

Die Prämie kann voraussichtlich ab Ende Februar 2024 bei der NBank beantragt werden. Mit der „Meisterprämie im Handwerk“ können Handwerksmeisterinnen und -meister nach dem Bestehen ihrer Prüfung auch in den kommenden Jahren eine Prämie von 4.000 Euro erhalten. Die neue Richtlinie richtet sich an alle Handwerksmeisterinnen und -meister, die ihre Prüfung erfolgreich seit dem 1. Juli 2023 abgeschlossen haben. Sie stellt eine finanzielle Anerkennung für die bestandene Meisterprüfung im Handwerk dar.

Prämie fördert beruflichen Aufstieg ohne Studium

Entscheidend ist das Datum des Meisterprüfungszeugnisses. „Der Meisterbrief im Handwerk steht für eine hohe fachliche Qualifikation und die optimale Vorbereitung auf die Gründung oder Übernahme eines Unternehmens“, sagt Bade. Der Kammerpräsident sieht in der Meisterprämie auch einen Anreiz für junge Menschen, sich auf den Weg einer Meisterausbildung zu begeben: „Das Handwerk bietet mit dieser Fortbildung vielen jungen Menschen die Chance auf einen beruflichen Aufstieg – auch außerhalb des akademischen Werdegangs.“

Ein Bäcker begutachtet sein Brot in der Backstube.

Ein Bäcker begutachtet sein Brot in der Backstube. Foto: argum / Falk Heller

Niedersachsens Wirtschaftsminister Olaf Lies hatte gesagt: „Mit der frühzeitigen Verkündung einer Fortführung der Meisterprämie sendet das Land ein wichtiges Signal an alle, die sich für eine Meisterausbildung im Handwerk entscheiden. Der Meisterbrief ist das Gütesiegel für deutsche Handwerksqualität. Mit der Prämie wollen wir eine Karriere im Handwerk noch attraktiver machen und einen wichtigen Beitrag zur Reduzierung des Fachkräftemangels leisten.“

Meister aus der ersten Jahreshälfte müssen schnell sein

Wichtig: Für die aktuelle, auslaufende Richtlinie gilt, dass alle, die ihre Meisterprüfung bis einschließlich 30. Juni 2023 abgeschlossen haben, bis zum 31. Dezember 2023, 23.59 Uhr, einen Antrag auf Förderung stellen können. Das Kundenportal der NBank wird bis dahin noch für Anträge nach der bisherigen Richtlinie geöffnet sein. Die Beantragung läuft über ein Online-Formular der NBank unter www.nbank.de.

Erst die Gesellen-, später die Meisterprüfung ablegen - das schwebt vielen Handwerkerinnen und Handwerkern vor. Was die Meisterausbildung mit sich bringt, auch mit Blick auf Zeit und Kosten:

Den Meister machen: Das müssen Gesellinnen und Gesellen beachten

Wer als Handwerkerin oder Handwerker die Meisterausbildung absolvieren möchte, braucht Zeit und Geld. Lohnt sich der Schritt?

Welche Voraussetzungen braucht es, um Meister oder Meisterin zu werden?

Wer eine Meisterausbildung absolvieren möchte, sollte in der Regel in dem jeweiligen Handwerksberuf eine Gesellenprüfung bestanden haben. „Die Weiterbildung zum Meister baut quasi auf die Gesellenprüfung auf“, sagt Berufsbildungsexperte Volker Born vom Zentralverband des Deutschen Handwerks (ZDH) in Berlin.

Gesellinnen und Gesellen, die einen Meisterabschluss im selben Beruf anstreben, können mit der Fortbildung gleich nach der Ausbildung starten. Die Fortbildung erfolgt an Meisterschulen.

Braucht man eine abgeschlossene Berufsausbildung?

„In der Regel ja, es gibt aber Ausnahmen“, sagt Born. Interessierte können sich beim Prüfungsausschuss der zuständigen Handwerkskammer eine Ausnahmegenehmigung einholen. Sie müssen nachweisen, dass sie in dem Bereich, in dem sie den Meistertitel anstreben, über fundierte Berufserfahrungen verfügen.

Es gibt Industrie-, Fach- oder Handwerksmeister. Was ist für wen?

Kurz erklärt: Die Fortbildung zur Handwerksmeisterin oder zum Handwerksmeister gliedert sich in vier Teile: Fachpraxis, Fachtheorie, Betriebswirtschaft und Recht sowie Berufs- und Arbeitspädagogik - um später Lehrlinge ausbilden zu können.

„Angehende Fachmeister und Industriemeister durchlaufen dagegen nicht diese vier Bereiche, sondern sind Spezialisten“, erklärt Born. Ihre Meisterausbildung konzentriert sich auf den fachlichen Bereich.

Wie viel Zeit nimmt die Weiterbildung in Anspruch?

Das ist unterschiedlich und hängt nicht zuletzt vom jeweiligen Gewerk ab. So lassen sich an einer Meisterschule Vollzeit-, aber auch Teilzeit-Kurse belegen. „Im Baubereich etwa ist es möglich, Kurse in der oft auftragsärmeren Winterzeit zu absolvieren“, so Born.

Wer sich für Teilzeitkurse entscheidet, kann nebenbei arbeiten - die Belastung ist dann natürlich hoch. Die Vollzeitkursen finden meist blockweise über mehrere Wochen statt. Bis zum Meistertitel dauert es zwischen einem und mehreren Jahren, wie Born sagt.

Wie hoch sind die Kosten?

„Zwischen 1000 und 15 000 Euro je nach Gewerk“, sagt Born. Vergleichsweise teuer ist nach seinen Angaben aufgrund hoher Materialkosten etwa die Meisterausbildung für Zahntechnikerinnen und Zahntechniker. Gleiches gilt für den Elektro-Bereich.

Gibt es finanzielle Unterstützung?

Ja. Es gibt etwa das Aufstiegs-Bafög (früher: Meister-Bafög). Nach Angaben der Bundesregierung können angehende Meisterinnen und Meister die Förderung einkommens- und vermögensunabhängig beantragen.

Daneben kommt zum Beispiel das Weiterbildungsstipendium des Bundesbildungsministeriums für begabte Gesellinnen und Gesellen infrage.

Bildungsexperte Born empfiehlt, sich frühzeitig bei der zuständigen Handwerkskammer beraten zu lassen - gerade, was Fördermöglichkeiten angeht. Bei der Frage lohnt es sich zudem, mit dem Arbeitgeber zu sprechen. „Mitunter kommt es vor, dass er die Meisterausbildung finanziell unterstützt“, so Born.

Was bringt die Meisterausbildung?

In vielen Handwerksberufen ist es nur mit einem Meistertitel möglich, sich selbstständig zu machen. „Die Aussichten, einen eigenen Betrieb führen zu können, sind derzeit sehr gut, zumal viele Inhaber etablierter Betriebe aus Altersgründen auf der Suche nach einer Nachfolgerin oder einem Nachfolger sind“, sagt Born.

Aber auch für alle, die sich nicht selbstständig machen wollen, lohnt sich eine Meisterausbildung. Angestellte können betriebsintern aufsteigen und ein höheres Einkommen erzielen. Zudem ist das Risiko, mit einer Meisterausbildung arbeitslos zu werden, Volker Born zufolge gering. (dpa/bz)

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