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Staatsanwaltschaft Stade

TProzess um brutalen Überfall in Visselhövede: Täter kamen mit Baseballschlägern

Drei junge Männer stehen wegen eines brutalen Überfalls in Visselhövede vor Gericht.

Drei junge Männer stehen wegen eines brutalen Überfalls in Visselhövede vor Gericht. Foto: David-Wolfgang Ebener/dpa

Der brutale Überfall auf eine Familie in Visselhövede soll die Fortsetzung von zuvor in der Türkei ausgetragenen Streitigkeiten zweier Familien um ein dortiges Landstück gewesen sein. Was die Staatsanwaltschaft Stade den mutmaßlichen Tätern vorwirft.

Von Wiebke Bruns Montag, 06.11.2023, 16:50 Uhr

Stade. Davon geht die Staatsanwaltschaft Stade in ihrer Anklageschrift aus. Zweieinhalb Jahre nach der Tat müssen sich zwei 22 Jahre alte Visselhöveder gemeinsam mit einem 21-Jährigen vor dem Landgericht Verden verantworten.

Insgesamt gibt es acht Angeklagte, davon tragen sechs denselben Familiennamen. So auch einer der beiden 22 Jahre alten Angeklagten. Die anderen beiden Angeklagten aus dem nun gestarteten Prozess vor der großen Jugendkammer gehören nicht zu der Familie, aber alle wohnen in Visselhövede. Wann der Prozess mit den anderen fünf Angeklagten startet, steht noch nicht fest.

Gewalttätige Auseinandersetzungen in der Türkei

In den Tagen vor dem 18. April 2021 sind der Anklage zufolge die gewalttätigen Auseinandersetzungen in der Türkei zwischen Verwandten der beiden in Visselhövede wohnhaften Familien ausgetragen worden. Dort sollen, wie bei der hiesigen Tat, Beteiligte anschließend ins Krankenhaus gekommen sein.

„Aufgrund dieser Spannungen“, verlas der Staatsanwalt, beschlossen die Angeklagten durch „Verfolgungsfahrten und Observationsmaßnahmen“ insbesondere ein Mitglied der späteren Opferfamilie „einzuschüchtern“. Bei dem genannten Mann soll es sich um den Eigentümer des am 18. April gestürmten Wohnhauses handeln.

Zum Tatplan habe es gehört, die Familie in dem Haus zu überfallen und dabei Schlaggegenstände einzusetzen. Die beiden anderen Angeklagte seien „zur Unterstützung“ mitgenommen worden, wobei der 21-Jährige „lediglich als Fahrer fungieren sollte“.

Angriff mit Holzlatten, Teleskopschlagstöcken und Baseballschlägern

Gegen 17 Uhr sei der Angriff gestartet, nachdem das 22 Jahre alte Familienmitglied vor Ort kontrolliert habe, ob die späteren Opfer anwesend sind. Dann sollen die Angreifer vorgefahren, erst mit Die auf zwei Autos, die auf dem Grundstück parkten, eingeschlagen haben.

In den Aussagen der Geschädigte am ersten Verhandlungstag hieß aus, dass die Fahrzeuge teilweise Kennzeichen aus dem Heidekreis hatten. Anschließend hätten sie Schüsse gehört, das Küchenfenster sei zerstört worden. Laut Anklage wurde von einem der anderen fünf Tatverdächtigen das Glas der Haustür zerschlagen. So seien die Angreifer ins Haus gelangt.

Frau flüchtet mit Kindern in die Garage

Eine Frau aus der überfallenen Familie sei mit den im Haus anwesenden Kindern in die Garage geflüchtet. Ein damals 14-Jähriger schilderte am ersten Verhandlungstag, wie auf seinen Vater eingeprügelt worden sei. In der Anklage werden diesbezüglich vier Personen benannt, darunter die beiden 22-Jährigen. Sie sollen Schlagstöcke und Baseballschläger verwendet haben. Das Opfer habe unter anderem einen offenen Schädelbruch mit Einblutung in die Hirnhaut erlitten.

Von den weiteren Tätern seien zwei Frauen in dem Haus geschlagen worden, von denen eine circa eine halbe Minute bewusstlos gewesen sei. Erst als der schwerverletzte Mann „bewusstlos am Boden lag, ließen die Angeschuldigten von diesem ab“, sagte der Staatsanwalt. Dann sollen die Angreifer den Tatort verlassen haben.

Anklage wurde wegen gemeinschaftlicher gefährlicher Körperverletzung und schweren Hausfriedensbruch erhoben. Die Angeklagten hätten sich in der Absicht, „Gewalttätigkeiten mit vereinten Kräften zu begehen, als Menschenmenge öffentlich zusammengerottet“. Bei dem 21-Jährigen lautet der Anklagevorwurf auf Beihilfe zu diesen Taten. (js)

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