T„Ramsch“-Milliardär sichert sich Karstadt-Grundstück

Seit einem Monat läuft der Abriss des Karstadt-Gebäudes in der Bremerhavener Innenstadt. Foto: Hartmann
In Bremerhaven ist nach dem Karstadt-Aus in der Innenstadt offenbar eine prominente Investoren-Lösung gefunden. Wer mit sehr viel Geld bereitsteht.
Bremerhaven. Nun gibt es einen Interessenten für das Karstadt-Gelände. Dem Bremerhavener Magistrat ist es gelungen, mit einem Investor eine Anhandgabe-Vereinbarung zu treffen. Bremerhavens Oberbürgermeister Melf Grantz hat einen sogenannten Anhandgabe-Vertrag unterschrieben: Er räumt der „H.H. Wohnprojekt 24 GmbH“ das exklusive Recht ein, das Grundstück zu beplanen.
Das Unternehmen ist noch nicht einmal ein Jahr alt, sondern wurde erst im Sommer 2023 gegründet. Am Amtsgericht in Dortmund werden seit einigen Jahren immer wieder neue Firmen ins Handelsregister eingetragen, die sich beim Namen häufig nur von den Zahlen unterscheiden, aber alle den gleichen Geschäftszweck verfolgen - Immobilien zu kaufen, sie zu verwalten und zu besitzen.
Kik-Gründer will in Bremerhaven investieren
Die beiden dem Firmennamen vorangestellten Buchstaben geben Aufschluss, wer hinter den vielen Unternehmen steckt: die Holding der Familie von Stefan Heinig (61), der gerne mal auch als „ungekrönter Ramschkönig von Deutschland“ bezeichnet wird.
Er hat den Textil-Discounter Kik gegründet, hält heute Anteile an Woolworth und ist Eigentümer von Tedi. Ohne eigenes Startkapital hat sich Heinig seit Anfang der 90er Jahre hochgearbeitet. Ein Einzelhändler, der es zu einem Milliarden-Vermögen gebracht haben soll, wohl auch deshalb ist die gesamte Familie äußerst scheu in der Öffentlichkeit. Sein Sohn Benjamin Heinig (37) soll sich vor allem um die Immobilien-Geschäfte kümmern und für jedes neue Projekt eine eigene GmbH gründen.
Familienholding ist in Beverstedt aktiv
Die Holding der aus Dortmund stammenden Familie kauft seit Jahren aber auch im großen Stil im Landkreis Cuxhaven Ländereien auf, um Kapital anzulegen, besitzt in Beverstedt ein großes, luxuriöses Anwesen und engagiert sich auch im Ort selbst in Immobilien.
Wie die Dortmunder auf die Nöte der Bremerhavener Stadtverwaltung aufmerksam geworden sind, einen Investor für das „Herz der Innenstadt“ zu finden, ist nicht bekannt. Aber die Verhandlungen sollen keine drei Monate gedauert haben, ehe man sich einig wurde. Das Tempo und vor allem der Umstand, dass die Dortmunder mit dem Architekturbüro Gerber bereits einen weltweit renommierten Planer beauftragt haben, sollen den Ausschlag gegeben haben, den Vertrag zu unterschreiben.
Investoren bekommen viel Zeit
Die „H.H. Wohnprojekt 24 GmbH“ soll nach Informationen der „Nordsee-Zeitung“ nun bis zum Jahresende Zeit für ihre Neubau-Pläne bekommen, erste Ansichten von Entwürfen sollen aber schon im April oder Mai präsentiert werden. Die Stadt hat den möglichen Investoren ihre Ideen für ein Jugendgästehaus und die Stadtbibliothek mitgegeben, auch über eine Markthalle gegenüber der Großen Kirche soll gesprochen werden. Prof. Eckard Gerber und sein mehr als 300-köpfiges Team werden in ihrem Nutzungskonzept aber auch Wohnungen sowie Flächen für Einzelhandel und Gastronomie berücksichtigen. Melf Grantz ist überzeugt, dass ein „hervorragender Wandel und eine deutliche Aufwertung der Innenstadt“ gelingen werde.
Diese Bedeutung hat ein „Anhandgabevertrag“
„Anhandgabe“ - was heißt das eigentlich? Der Investor hat Zeit, alles durchzuplanen, ohne bereits einen Kaufvertrag abzuschließen. Die Stadt sichert ihm währenddessen zu, das Grundstück nicht anderweitig zu verkaufen. Springt er danach ab, geht die Suche nach einem Investor von vorne los.