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Oldendorf-Himmelpforten

TRathaus-Chef seit 25 Jahren: Was Holger Falcke so besonders macht

Empfang zum Dienstjubiläum (von links): Matthias Riel (Städte- und Gemeindebund), Kirsten Stüven-Diercks, Dr. Marco Trips, Kerstin und Holger Falcke, Kai Seefried und Heinz Mügge als Wegbegleiter aus der Politik.

Empfang zum Dienstjubiläum (von links): Matthias Riel (Städte- und Gemeindebund), Kirsten Stüven-Diercks, Dr. Marco Trips, Kerstin und Holger Falcke, Kai Seefried und Heinz Mügge als Wegbegleiter aus der Politik. Foto: Klempow

Mit gerade einmal 33 Jahren wurde Holger Falcke zum Chef des Himmelpfortener Rathauses gewählt. Das ist er noch immer - und sein Regierungsbezirk hat sich in dieser Zeit verdoppelt.

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Von Grit Klempow
Samstag, 11.01.2025, 15:55 Uhr

Oldendorf-Himmelpforten. So erleben ihn Politik und Kollegen selten: sprachlos. Zur großen Freude der Organisatoren aus dem Rathaus und Samtgemeinderat war nichts durchgesickert über den Überraschungsempfang im Himmelpfortener Gasthaus Hellwege. Auch die Familie hatte sich als Geheimnisträger empfohlen und dichtgehalten.

„Grandios, dass das geklappt hat“, freute sich Falckes Stellvertreter im Rathaus, Michael Krüger, über seinen freudig-verstummten Chef. Der Samtgemeinderat habe entschieden, die 25-jährige Amtszeit von Falcke entsprechend zu würdigen.

25 Jahre im Amt sind nicht selbstverständlich

Ein Vierteljahrhundert auf solch einem Posten - das ist nicht selbstverständlich. „Es ist eine herausragende Leistung“, so Dr. Marco Trips. Er als Präsident des Städte- und Gemeindebunds Niedersachsen muss es wissen. Als fachkundig, zugewandt, sach- und ergebnisorientiert und kompromissfähig beschrieb er den Bürgermeister der Samtgemeinde Oldendorf-Himmelpforten.

„Alles ist aufgewühlt, da ist es gut, wenn wir an der Basis unaufgeregt arbeiten“, sagte Trips mit Verweis auf die aktuelle Lage. Zum Dienstjubiläum zeichnete er Falcke mit der goldenen Nadel des Städte- und Gemeindebundes aus. „Ratsmitglieder halten öfter mal lange durch, aber als Hauptverwaltungsbeamter ist das wirklich besonders“, so Trips.

Der TAGEBLATT-Artikel aus dem Jahr 1999 informierte über den Kandidaten für die Wahl des Samtgemeindebürgermeisters in Himmelpforten.

Der TAGEBLATT-Artikel aus dem Jahr 1999 informierte über den Kandidaten für die Wahl des Samtgemeindebürgermeisters in Himmelpforten. Foto: TAGEBLATT

Karriere beginnt im Kreishaus

Landrat Kai Seefried legt Wert drauf, dass Falckes „erfolgreiche Laufbahn im Kreishaus angefangen hat“. Dort machte er seine Ausbildung und wechselte 1991 nach Himmelpforten. Als amtierender Bauamtsleiter bewarb er sich als Nachfolger des scheidenden Samtgemeindedirektors Karl Ratzke.

„Er hat mich zu dem gemacht, was ich bin“, sagte er vor 26 Jahren dem TAGEBLATT. Das titelte: „Fraktionen stehen hinter Falcke“. Falcke trat zu seiner ersten Samtgemeindebürgermeisterwahl mit Vorsätzen an, die er auch erfüllt hat: Dazu gehörte die enge Zusammenarbeit mit den Mitgliedsgemeinden und eine solide Finanzpolitik. „Ein großer Redner bin ich noch nicht“, räumte er damals, vor seiner Wahl, ein. Kein Manko, entschieden die Wahlberechtigten. 85 Prozent sprachen ihm das Vertrauen aus.

Berichterstattung im TAGEBLATT nach der Wahl im Juni 1999: Holger Falcke wurde mit 85 Prozent der Stimmen gewählt, der damalige Samtgemeindedirektor Karl Ratzke gratulierte.

Berichterstattung im TAGEBLATT nach der Wahl im Juni 1999: Holger Falcke wurde mit 85 Prozent der Stimmen gewählt, der damalige Samtgemeindedirektor Karl Ratzke gratulierte. Foto: TAGEBLATT

Selten fehlen ihm die Worte

Heutzutage ist es dagegen selten, dass ihm die Worte fehlen. Und für Kai Seefried ist er auch „jemand, der deutliche Worte in der Sache finden kann, aber auch Menschen zusammenführt und den Konsens sucht“. Zu seinem Amtsantritt im Jahr 2000 sei das gesellschaftliche und politische Klima ein anderes gewesen, so Seefried - ein großes Gefühl von gemeinsamem Frieden und die Idee des gemeinsamen Europas. In der täglichen Arbeit sei das Faxgerät wohl noch das Mittel der Wahl gewesen.

In der Tat: Während die Verwaltung heute die Politik regelmäßig über den Stand der Digitalisierung informiert, schrieb das TAGEBLATT über Falckes erste 100 Tage im Amt im Jahr 2000 und stellte seine neuen Ideen vor: Er wolle das düster wirkende Rathaus in ein bürgerfreundliches Dienstleistungszentrum verwandeln, kündigte er an. Und: „Auch das Internet soll genutzt werden.“

Einheitsgemeinde war kein Thema

Der größte Umbruch seiner Amtszeit dürfte die Fusion der Samtgemeinden Himmelpforten und Oldendorf gewesen sein. Auch dabei ist sich Falcke treu geblieben. Schon in seinem ersten Amtsjahr 2000 war eine Einheitsgemeinde für ihn kein Thema. Er stehe „zu den eigenständigen Mitgliedsgemeinden“, zitierte das TAGEBLATT damals Falcke.

Mit nur 33 Jahren wurde Holger Falcke zum Bürgermeister der damaligen Samtgemeinde Himmelpforten gewählt.

Mit nur 33 Jahren wurde Holger Falcke zum Bürgermeister der damaligen Samtgemeinde Himmelpforten gewählt. Foto: Klempow

Eine Dekade später wurde eine Reform konkreter und Falcke und sein damaliger Amtskollege im Oldendorfer Rathaus, Thomas Scharbatke, trieben die Fusion zur heutigen großen Samtgemeinde voran. Es gebe wenige, deren „Regierungsgebiet“ sich in ihrer Amtszeit verdoppelt hat, sagte Seefried.

Ratsvorsitzende lobt Verhandlungsgeschick

Falcke habe die Fusion mit „Verhandlungsgeschick“ geführt, „dass sich alle mitgenommen fühlten“, blickte die Ratsvorsitzende Kirsten Stüven-Diercks auf eine herausfordernde Zeit und bescheinigte dem Verwaltungschef Sinn für Zusammenhalt.

25 Jahre im Amt - da können im Landkreis bislang nur zwei Kollegen mithalten. Laut Seefried sind das Edgar Goedecke, der als vorheriger Samtgemeindedirektor und späterer Bürgermeister von Nordkehdingen bis 2020 insgesamt 31 Jahre lang Chef im Rathaus Freiburg war. Und Rainer Schlichtmann, der bis 2022 die Geschicke der Samtgemeinde Harsefeld 27 Jahre gelenkt hat.

Aber Holger Falcke hätte gute Chancen, im landkreisinternen Amtszeit-Vergleich noch ganz vorne zu landen. Dafür müsste er bei der nächsten Kommunalwahl 2026 wieder antreten und gewählt werden. Ob er sich wieder zur Wahl stellt - dazu will er noch nichts sagen. Demnächst soll es dazu Gespräche geben.

Drei Fragen an Holger Falcke

Was war die größte Herausforderung in den vergangenen 25 Jahren?

Die Fusion der beiden Samtgemeinden Oldendorf und Himmelpforten. Es war eine intensive Zeit. Wir haben als Mediator Gunter Armonat gewinnen können. Wir waren in allen zehn Mitgliedsgemeinden bestimmt drei Mal. Es war hochspannend, mit vielen tollen Menschen, man hat immer wieder Neues kennengelernt. Am Ende zu sehen, das Gemeinsame in der neuen Samtgemeinde geweckt zu haben, das ist schon ein schönes Gefühl.

Wären Sie ohne die Fusion der beiden Samtgemeinden noch immer im Rathaus Himmelpforten?

Das ist hypothetisch, das weiß ich nicht. Mir hat es in Himmelpforten immer Spaß gemacht. Ob es ohne die Fusion in dem Gleichklang so geblieben wäre, kann ich nicht sagen. Die Frage hat sich nicht gestellt. Als die ersten Überlegungen zu einer Fusion kamen, war ich gerade erst zehn Jahre im Amt. Als der Prozess in Gang war, war für mich klar, dass ich dieses Ziel erreichen will und habe keine Gedanken mehr an etwas anderes verschwendet.

Wie behält man die Lust auf diesen zeitintensiven Job mit vielen Abend- und Wochenendterminen?

Es ist auch Berufung, so viel mit Menschen zusammenzuarbeiten. Außerdem gibt es große Gestaltungsmöglichkeiten und die Chance, Dinge voranbringen zu können. Mit Überzeugung auch langfristige Projekte wie das gymnasiale Angebot an der Porta-Coeli-Schule oder die Kfz-Zulassungsstelle in Himmelpforten zu verwirklichen und sich engagieren zu können, das macht wirklich den Reiz aus.

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