TRaus, rein und mittendrin: Das emotionale Glatzel-Comeback
Robert Glatzel (Hamburger SV) jubelt nach dem Spiel. Foto: Tom Weller/dpa
Erst auf der Tribüne, dann Joker - und schließlich Pokal-Held. Was für Tage für Hamburgs Robert Glatzel. Nach dem Coup in Heidenheim wird der Fan-Liebling emotional. Doch wie geht‘s für ihn weiter?
Heidenheim. Robert Glatzel musste erst mal noch den letzten Rest seines Snacks herunterschlucken, ehe er sich den Interviews widmen konnte. Dieser Abend schmeckte dem Stürmer des Hamburger SV natürlich besonders. Eine „sehr kuriose Geschichte“ sei das, sagte Glatzel über seine emotionale Achterbahnfahrt der vergangenen Tage. Erst aussortiert, dann eingewechselt und schließlich zum Sieg getroffen - gegen den Ex-Club. Der Knipser ist zurück. Oder war der Pokal-Coup beim 1. FC Heidenheim nur eine Ausnahme?
Die Causa Glatzel - sie bewegt die Hanseaten. Der Publikumsliebling, der über Jahre in der 2. Bundesliga hinweg getroffen hat wie am Fließband und plötzlich zum Stürmer Nummer drei degradiert wurde. Eine Art Opfer der Systemänderung sozusagen. Brechen für ihn nun wieder bessere Zeiten an? Oder sitzt er am Sonntag in der Fußball-Bundesliga bei Mitaufsteiger 1. FC Köln wieder draußen?
Schon mehr als 80 Tore für den HSV
Manchmal sei der Fußball „verrückt“, sagte Glatzel, nachdem er den HSV als Joker ins DFB-Pokal-Achtelfinale geschossen hatte. Nach gut einer Stunde war der Angreifer in Heidenheim am Dienstag eingewechselt worden. Sieben Minuten vor dem Ende verwandelte er nervenstark einen - jedoch umstrittenen - Foulelfmeter zum 1:0 (0:0). Drei Tage zuvor beim 0:1 in der Liga gegen den VfL Wolfsburg hatte Glatzel nicht mal im Kader gestanden. Was für eine Woche. Er müsse das alle erst einmal sacken lassen, erklärte der 31-Jährige.
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Mehr als 80 Pflichtspieltore hat Glatzel für den HSV seit Sommer 2021 bereits erzielt. Zuletzt war er unter Trainer Merlin Polzin aber kaum gefragt gewesen. Der Coach setzt auf schnellere, wendigere Stürmer - wie Ransford-Yeboah Königsdörffer etwa. Dass er es gegen Wolfsburg nicht mal in den Spieltags-Kader geschafft hatte, war für Glatzel allerdings ein besonderer Tiefpunkt. Die „pure Enttäuschung“ habe er danach gespürt, sagte er ganz offen.
Spielverlauf hilft dem Strafraumstürmer
In Heidenheim half ihm auch der Spielverlauf. Nach der Roten Karte gegen Tim Siersleben (44. Minute) zogen sich die Schwaben weiter zurück, da waren Qualitäten eines Strafraumstürmers wieder gefragt. Wie die eines Glatzel.
Ein „sehr schöner Moment“ sei das gewesen, als die Mitspieler nach dem Siegtreffer reihenweise auf ihn draufsprangen und gratulierten, meinte der Stürmer. „Ich freue mich extrem für Bobby“, sagte Teamkollege Miro Muheim. „Ich kenne ihn schon sehr lange“, führte der Schweizer weiter aus. „Ich weiß, was für ein Topspieler und Topmensch er ist. Wir brauchen ihn.“
Polzin: „Sehr, sehr froh, dass er zu uns gehört“
Von den mitgereisten Fans war Glatzel nach der Partie auf der Ostalb mit Sprechchören gefeiert worden. „Unglaublich“ und „überwältigend“ sei die Unterstützung von den Anhängern, sagte er. Das habe er in den Tagen zuvor auch in den sozialen Medien schon gespürt.
Ob Glatzel nun wieder öfter ran darf? Schon in Köln zum Beispiel? Trainer Polzin schwebt grundsätzlich ein anderer Spielstil vor. Er hob allerdings auch hervor, wie sehr Glatzel den Weg des HSV mitgehe. „Zu 100 Prozent“ nämlich, so der Coach. „Ich weiß, welche Qualitäten Bobby hat“, sagte er nach dem Pokal-Coup. „Und ich bin sehr, sehr froh, dass er zu uns gehört.“