T„Reißt die Tartanbahn ab“: D/A-Stürmer will einen Hexenkessel
Jelldrik Dallmann hat fünf Jahre in den USA verbracht, bevor er zu D/A wechselte. Foto: Struwe
Das klingt schon radikal: D/A-Stürmer Jelldrik Dallmann beschreibt das Kehdinger Stadion der Zukunft. Der 25-jährige Weltenbummler denkt im neuen Podcast groß.
Drochtersen. D/A-Stürmer Jelldrik Dallmann hat eine Idee. Es sei auch eine Hoffnung, vielleicht Wunschdenken. So, wie er es sagt, klingt es sogar ein bisschen nach Forderung. „Bevor D/A das Stadion ausbaut, sollte man die Tartanbahn wegnehmen“, sagt Dallmann. Das Publikum müsse näher ran ans Geschehen. „Wir brauchen einen Hexenkessel“, sagt der 25-Jährige.
Fußball-Regionalliga
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Die SV Drochtersen/Assel belegt aktuell Platz zwei in der Regionalliga Nord. Der Aufstieg in die 3. Liga gilt nicht nur als das Ziel Dallmanns. Wenn der Stürmer über den Aufstieg spricht, nutzt er das Wort „wir“. Obwohl die 0:3-Niederlage gegen den HSV II kurz ein wenig die Stimmung killte. „Wir lassen das Ziel nicht aus den Augen“, sagt Dallmann.
Dallmann hat die beste Zeit seines Lebens
Und wenn es gelingt, sollen eben Publikum und Fußballer im Kehdinger Stadion noch enger zusammenrücken. „Reißt die Tartanbahn ab und baut sie woanders hin“, sagt Dallmann. Die neue Flutlichtanlage soll bald gebaut werden. Pläne für einen Ausbau der Tribünen liegen bei D/A längst in der Schublade. Dallmann werde in Sachen Tartanbahn auch Sponsoren suchen, die das alles bezahlen. Er denkt groß. Vielleicht liegt das auch an seiner Vergangenheit.
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Fünf Jahre lang tourte Jelldrik Dallmann durch die USA. Er studierte Marketing und Finanzen und spielte an verschiedenen Unis Fußball. In der Nähe von Chicago, in New York, an den Niagara-Fällen, Nashville und Dallas. Aus seinem Plan, „die Sprache besser zu lernen“ wurde die „beste Zeit meines Lebens“. Alles war größer, höher und weiter.
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Fußball, Party, Studium. Mit einem Vollstipendium genoss Jelldrik Dallmann in der USA alle Vorzüge. In seiner letzten Uni in Dalles kostete das Jahr normalerweise stolze 83.000 Dollar. Dort fuhren Studenten mit dem Lamborghini vor der Uni vor. Die Jungs trainierten auf klimatisierten Indoor-Fußballplätzen, wenn draußen unter der texanischen Sonne 41 Grad plus herrschten. Sie hatten Physios, Saunen, Schwimmbäder, hochmoderne Geräte und Kühlboxen für die Regeneration. In Privatjets flog die Mannschaft zum Auswärtsspiel nach Florida.
Mittelstürmer ackert für das Stipendium
Wenn er davon erzählt, spricht er gerne von „fünf Jahren Robinson-Urlaub - und deine Eltern sind auch noch stolz auf dich“. Das Lernen fällt eben leichter in einem „Ferienresort“. Aber Dallmann hätte die Vorzüge nicht genießen können, wenn er nur ein mittelmäßiger Kicker und ein schlechter Schüler gewesen wäre. Er ackerte schon. Das Stipendium gab es für Noten und Tore.
Hier geht es zum neuen Podcast
Jelldrik Dallmann erzählt im neuen Podcast „D/A sind wir zuhaus“ offen über das „Märchen USA“, das Kicken, seinen Job bei einem weltweit operierenden Logistiker und D/A. Vor gut einem Jahr schloss er sich dem Regionalligisten an. In weit mehr als einem Dutzend Mannschaften spielte er bis dahin. In Gnarrenburg, Apensen, Heeslingen und Ahlerstedt fing in seiner Kindheit alles an.

TAGEBLATT-Sportchef Daniel Berlin (links) spricht mit D/A-Stürmer Jelldrik Dallmann über fünf Jahre Urlaub in der USA, seine Rolle in der Kabine und seine radikale Idee in Sachen Kehdinger Stadion. Foto: Rambow (nomo)
Bislang sind seine Spielanteile bei D/A überschaubar. Manchmal bekommt er ein paar Minuten. Dallmann hätte gerne mehr, fügt sich aber in seiner Rolle. Er verbreitet keine schlechte Laune. Im Gegenteil. Einer wie Dallmann ist für die Stimmung in der Kabine zuständig.
Der kleine „Jelle“ will in die 3. Liga
Dallmann zeigt sich aber auch als der Heimatverbundene, das bodenständige Dorfkind. Auch nach seiner Rückkehr nach Deutschland geht er täglich „auf Weltreise“. Leben im 900-Seelen-Dorf Kuhstedt bei Bremervörde, arbeiten in Hamburg, Fußball in Drochtersen. Von 7 bis 22 Uhr ist der 25-Jährige jeden Tag unterwegs. Er nennt Kuhstedt „das schönste Dorf der Welt“ und könnte dort alt werden.

Jelldrik Dallmann wartet in dieser Saison noch auf sein erstes Tor in der Regionalliga. Foto: Struwe (nomo)
Mit acht Jahren saß Dallmann schon auf dem alten Güldner, einem Traktor, der schon lange nicht mehr gebaut wird, und genoss in Kuhstedt die frische Luft. Freunde und Familie leben im Ort. Keine Tür ist verschlossen. Wenn irgendwo im Garten laut Musik läuft, geht man eben hin und holt sich zum Schnack ein Bierchen ab. Dallmann liebt das. „Das ist Heimat“, sagt er.
Heute hat er neben einem Fulltime-Job, einem Jagdschein und der Platzreife beim Golf einen Vertrag bei D/A, der Ende Juni 2026 ausläuft. Dallmann ist 25 Jahre alt. „Da sollte der Beruf an erster Stelle stehen“, sagt er. Aber er werde „den kleinen Jelldrik“ nicht los, das „kleine Kind, das unbedingt in der 3. Liga spielen möchte“.
Das nächste Heimspiel
D/A empfängt zum letztem Spiel des Jahres den Tabellendrittletzten Blau-Weiß Lohne im Kehdinger Stadion. Anpfiff ist am Samstag, 6. Dezember, um 17 Uhr. Die SV Drochtersen/Assel braucht einen Sieg, um Tabellenführer SV Meppen nicht aus den Augen zu verlieren. An diesem Tag sind die Drochterser Fans auch dazu aufgerufen, den Spieler des Jahres zu wählen. Der Name wird traditionell bei der Blau-Roten-Nacht Anfang 2026 bekanntgegeben.
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