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Fußball-Kreisliga

TRemis im prestigeträchtigen Derby: Auf dem Wiepenkathener Rasen wird es emotional

Emotionaler Moment: Wiepenkathens Nico Speer beendet seine Laufbahn als aktiver Fußballer verletzungsbedingt. Der 29-Jährige wird die zweite Mannschaft als Trainer übernehmen.

Emotionaler Moment: Wiepenkathens Nico Speer beendet seine Laufbahn als aktiver Fußballer verletzungsbedingt. Der 29-Jährige wird die zweite Mannschaft als Trainer übernehmen. Foto: Berlin

Es war der Tag der Entscheidungen in der Fußball-Kreisliga. Es gibt einen Vizemeister, der sich von der Vizemeisterschaft nichts kaufen kann und einen Dritten, der jetzt die Relegation um den Aufstieg in die Bezirksliga spielt. Aber wer steigt eigentlich ab?

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Von Daniel Berlin
Sonntag, 02.06.2024, 08:44 Uhr

Stade. Das Stadtderby zwischen dem TSV Wiepenkathen und dem VfL Güldenstern Stade II entschied die Vizemeisterschaft in der Fußball-Kreisliga am frühen Samstagabend. Der Deinster SV hatte sich den Titel schon vor einigen Spieltagen gesichert. Wiepenkathen legte durch Torjäger Tim Hinrichs in der 28. Minute vor, der VfL Güldenstern Stade glich durch seinen Torschützen vom Dienst, Maurice Schulze, nach knapp einer Stunde aus.

Durch das 1:1 behauptete der VfL Platz zwei, Wiepenkathen blieb Dritter. Weil die erste Stader Mannschaft in die Bezirksliga absteigt, kann die zweite nicht aufsteigen. Wiepenkathen wird also nächsten Samstag in der Aufstiegs-Relegation gegen Lamstedt aus der Cuxhavener Kreisliga antreten.

„Der Derby-Charakter war der entscheidende Faktor. Es ging einzig ums Prestige“, sagt der Stader Trainer Christoph Stahn. Von der Vizemeisterschaft könne sich der Verein demnach nichts kaufen. Aber, weil der VfL trotzdem auf dem Wiepenkathener Platz einen großen Grund zum Feiern hat, lächelt Stahn.

Grätschen im Derby an der Tagesordnung

Die Zuschauer sahen ein kampfbetontes Derby. Viele Zweikämpfe, Grätschen, Schubser, Stöße, Schläge. Es ging zur Sache. Wiepenkathen beherrschte die erste Halbzeit, der VfL die zweite. Aber Eindruck hinterließ vor allem ein emotionaler Moment in den ersten Sekunden der Begegnung. Da bekam ein Wiepenkathener Urgestein den Abschied, den er sich verdient hat.

Nico Speer führte den TSV Wiepenkathen als Kapitän auf das Feld. Das letzte Mal in seiner Laufbahn als aktiver Fußballer. „Das war krass“, wird Speer nach dem Spiel sagen. Der Mann ist erst 29 Jahre alt, ein „Mentalitätsmonster“, wie sein Coach Nils Zielesniak ihn bezeichnet. Der Trainer zählt noch eine Eigenschaft auf, die Speer auf dem Platz auszeichnete. „Er ist der ekelhafteste Spieler, den ich kenne“, sagt Zielesniak und meint das durchaus positiv. Im Fußball, als defensiver Mittelfeldspieler ist das etwas Gutes.

Speer sechs Mal am Knie operiert

Nico Speer kann nicht mehr kicken. Allein das linke Knie haben Ärzte nach mehreren Kreuzbandrissen sechs Mal operiert. Das letzte Mal im vergangenen Dezember. Beim ersten Mal war Speer gerade 18 Jahre alt. Speer war die meiste Zeit seines Sportlerlebens beim TSV Wiepenkathen unterwegs. Er hat auf dem Platz am Schwinger Ackerweg im Stader Ortsteil seine Freundin Merle geheiratet. Auf dem Rasen hatten seine Jungs ein Herz eingekreidet und für das Paar anschließend Spalier gestanden.

Am Samstag standen seine Jungs wieder Spalier. Schiedsrichter Bas Felzel hatte die Partie ganz normal angepfiffen. Nico Speer stieß an. Felzel pfiff erneut. Das war so abgesprochen. Speer gab seine Kapitänsbinde an Viktor Pazer ab und verließ mit jedem abklatschend das Feld. Er winkte noch mal ins Publikum und setzte sich auf die Reservebank. Ein Abgang mit Stil. „Fußballspielen macht leider keinen Sinn mehr“, sagt Speer.

Speer wird Trainer bei Wiepenkathen II

Aber seinem Verein bleibt Speer erhalten. Das ist Ehrensache. „Ich habe eine große Bindung zum TSV“, sagt Speer. Jugendtrainer war er schon, Jugendobmann ist er. In der kommenden Saison wird Nico Speer, der die B-Lizenz als Trainer hat, die zweite Mannschaft in der 1. Kreisklasse übernehmen.

Ein paar Mal müssen die Wiepenkathener noch schlafen, dann steht in Hammah das Saisonfinale an. Am Samstag, 8. Juni, 17 Uhr, spielt der TSV dort um den Bezirksligaaufstieg. Wiepenkathen wird ausgeschlafen sein gegen den Tabellenzweiten der Cuxhavener Kreisliga. Lamstedt ist am letzten Spieltag noch an Altenwalde vorbeigezogen. „Wir werden gut vorbereitet sein“, sagt Nils Zielesniak. Es habe dem TSV in die Karten gespielt, dass bereits Ende April so gut wie feststand, dass er die Chance bekommt.

Die Verletztenliste in Wiepenkathen wird kleiner. Die Leistungsträger kommen zurück. Zielesniak konnte das Training gut steuern, die Spieler regenerieren und zuletzt mit der Belastung wieder hochfahren. „In dem Spiel gibt es keine Ausreden. Wir wollen aufsteigen. Das war schon das ganze Jahr unser Ziel“, sagt Zielesniak. Doch wer steigt eigentlich ab aus der Fußball-Kreisliga?

Jork, Bargstedt und Großenwörden steigen ab

Der TuS Jork erzielte bei D/A IV zwar sechs Tore, aber D/A sogar acht. Allein der Drochterser Torjäger Mika Wehdemeyer markierte sechs Treffer. Wehdemeyer hat mit 41 Treffern auch die Torjägerkanone gewonnen.

TuS Eiche Bargstedt verlor mit 1:5 beim TuSV Bützfleth. Damit trat das ein, was sich bereits vor dem letzten Spieltag abzeichnete. Jork, Bargstedt und Großenwörden (3:3 gegen Hagen) kicken in der kommenden Saison in der 1. Fußball-Kreisklasse.

Alle Ergebnisse des letzten Spieltags auf einen Blick:

Großenwörden - Hagen 3:3, Bliedersdorf/Nottensdorf - Immenbeck II 3:1, Wiepenkathen - VfL Güldenstern Stade 1:1, Cranz-Estebrügge - Hedendorf/Neukloster 2:2, D/A IV - Jork 8:6, Himmelpforten - Deinste 2:3, Bützfleth - Bargstedt 5:1, A/O III - Wischhafen/Dornbusch 1:0.

Typische Szene für das Stadtderby: Wiepenkathens Melvin Duchow setzt die Grätsche gegen Fabio Lembke an.

Typische Szene für das Stadtderby: Wiepenkathens Melvin Duchow setzt die Grätsche gegen Fabio Lembke an. Foto: Berlin

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Ungleiches Kopfballduell im Stader Strafraum: Michel Junge verliert den Zweikampf gegen Rune Zersch. Foto: Berlin

Unzufrieden mit einigen Entscheidungen: TSV-Trainer Nils Zielesniak beschwert sich beim Schiedsrichterassistenten.

Unzufrieden mit einigen Entscheidungen: TSV-Trainer Nils Zielesniak beschwert sich beim Schiedsrichterassistenten. Foto: Berlin

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