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TRettungsdienste in Not – Kündigung verschärft Lage

Im Kreis Rotenburg gibt es zu wenige Sanitäter, die zu viele Einsätze zu leisten haben.

Im Kreis Rotenburg gibt es zu wenige Sanitäter, die zu viele Einsätze zu leisten haben. Foto: Scheschonka (Archiv)

Im Kreis Cuxhaven überschlagen sich die Ereignisse, im Kreis Rotenburg werden Rettungsaufgaben schon umverteilt. Die Verwaltungen geraten unter Druck.

Von Maren Reese-Winne und Thorsten Kratzmann Mittwoch, 22.11.2023, 08:25 Uhr

Landkreis Rotenburg/Landkreis Cuxhaven. Einigermaßen geschockt erfuhr die Kreispolitik in Cuxhaven am Dienstag, dass das für den Bereich Wurster Nordseeküste mit dem Rettungsdienst beauftragte Unternehmen Falck am 9. November fristgerecht zum Quartals- und damit zum 31. Dezember dieses Jahres seinen Vertrag mit dem Landkreis gekündigt hat.

Für den Kreis Cuxhaven bedeutet es, dass er bei dem komplizierten Vorhaben, den Rettungsdienst im Kreisgebiet (ohne die Stadt Cuxhaven) in Form einer eigenen Gesellschaft in die Regie des Kreises zu überführen, noch schneller vorankommen und zum 1. Januar den Rettungsdienst in der Wurster Nordseeküste sicherstellen muss. „Schneller, als wir es uns gewünscht hätten. Es wird auf eine Übergangslösung herauslaufen“, kündigte Kreisrat Michael Take im Ausschuss für Ordnungsangelegenheiten an.

Rettungsdienst im Kreis Cuxhaven: Kündigung von Falck

Schon für Mittwoch strebte der Kreisrat Verhandlungen mit dem Unternehmen Falck an und warb bei den Beschäftigten um Vertrauen. „Wir müssen der Bevölkerung der Wurster Nordseeküste heute deutlich signalisieren, dass wir eine gute Lösung hinbekommen“, so das Echo der Politik.

Der Landkreis sucht außerdem den Dialog mit den Fachkräften im Rettungsdienst - neuerdings auch per App. Am 17. November freigeschaltet, hatten sich drei Tage später schon 76 User angemeldet.

Kreis Rotenburg: Es fehlt an Sanitätern

Den Rettern im Kreis Rotenburg geht die Puste aus. Es gibt zu wenig Sanitäter, die zu viele Einsätze zu leisten haben. Die Kreisverwaltung erwägt, den DRK-Kreisverband zu entlasten, indem er ihn von Aufgaben entbindet, die nicht zwingend erforderlich sind.

Die Krankenkassen legen fest, wie viele Rettungswachen und Rettungswagen erforderlich sind, um den gesetzlichen Vorgaben zur Notfallversorgung der Bevölkerung zu genügen. Im Landkreis Rotenburg besteht demnach Bedarf an sieben Rettungswachen. Doch die Bevölkerung zwang den Landkreis 2009 per Entscheid, neun Rettungswachen einzurichten.

Zudem beschloss der Kreistag, in Bremervörde, Zeven und Rotenburg einen zweiten Rettungswagen rund um die Uhr zu besetzen. Was über den von den Krankenkassen festgestellten Bedarf hinaus geht, zahlt der Kreis aus eigener Tasche. Mit der Wahrnehmung des Rettungsdienstes beauftragte der Kreis den DRK-Kreisverband Bremervörde.

Ausgedünnter Bedarfsplan als Lösung

Der Auftragsumfang ist im Bedarfsplan festgeschrieben. Den kann das DRK nicht mehr erfüllen. Ursächlich dafür sind eine eklatante Steigerung der Notfalleinsätze und ein Mangel an Notfallsanitätern. In der Folge ist einer von zwei Rettungswagen in Sottrum nicht einsatzbereit. Auf diese Misere möchte die Kreisverwaltung mit einem angepassten Bedarfsplan reagieren.

Anlässlich einer Sitzung des Ausschusses für Rettungsdienst und Feuerschutz skizzierte Heike von Ostrowski, die zuständige Dezernentin in der Kreisverwaltung, das Vorgehen: Auf Grundlage der gestiegenen Einsatzzahlen sei ein Bedarfsgutachten für den Rettungsdienst in Auftrag zu geben. Die Ergebnisse des Gutachtens sollten unter Berücksichtigung der zu kurzen Personaldecke des DRK in einen aktualisierten Bedarfsplan einfließen. „Wir müssen zu den Problemen stehen“, betonte von Ostrowski.

Bleibt es bei dauerhaft neun Rettungswachen?

Erforderlich ist ihrer Ansicht nach eine Umstellung des Systems Rettungsdienst. Es gelte, Abschied zu nehmen vom Wünsch-dir-was. Priorität müsse haben, das Notwendige zu erfüllen. Als Bezugsgröße dient der Personalbestand. Daran bemisst sich, was zu leisten ist.

Mit anderen Worten: Es kann nicht sein, dass der erforderliche zweite Rettungswagen in Sottrum gar nicht zu besetzen ist, während in Bremervörde, Zeven und Rotenburg ein zweiter Rettungswagen über den Bedarf hinaus rund um die Uhr besetzt bleibt. Auch wird sich der Kreistag mit der Frage zu befassen haben, ob dauerhaft neun Rettungswachen betrieben werden?

Und im neuen Bedarfsplan werden womöglich neue Wege aufgezeigt, die auf alternative Versorgungsmöglichkeiten abzielen und eine Entlastung in das bewährte System bringen können - beispielsweise der Einsatz von Gemeindenotfallsanitätern oder die Entbindung des DRK von einfachen Krankentransportfahrten.

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