TRevolutioniert Künstliche Intelligenz die Bildung im Kreis Stade?

Ein Schüler eines Gymnasiums sitzt vor einem Laptop und benutzt ein KI-Tool (Symbolbild). Foto: Philipp von Ditfurth/dpa
Beim Lehrkräftemangel ist der Kreis Stade Niedersachsens trauriger Spitzenreiter. Kein Wunder, dass die Konferenz zur Zukunft der Bildungsregion gut besucht war: 170 Fachleute kamen zum Austausch über analoge und digitale Wege aus der Krise.
Landkreis. Der Landkreis Stade ist seit 2010 Bildungsregion. Für die Lehrkräfteversorgung bringt das wenig, aber schon etwas für die Bildung: Akteure wie Kitas, Schulen, Hochschulen, Bibliotheken und Wirtschaftsbetriebe stimmen sich ab, um gemeinsam ein passgenaues regionales Angebot zu entwickeln.
Digitale Transformation
Koordiniert wird das vom Team des Bildungsbüros unter der Leitung von Anke Heydorn, das auch zur Bildungskonferenz auf den Campus der PFH eingeladen hat.
„Als ganz großes Kaliber“ wird Bernd Niehaves angekündigt. Gemeint ist das wissenschaftlich. Es stimmt aber auch physisch: „Mein Kaliber sind 2030 Millimeter“, präzisiert der großgewachsene Informatikprofessor von der Universität Bremen.
Mit seinem Impulsreferat „Digitale Transformation: Perspektiven für die Bildungsregion Landkreis Stade“ nimmt er das Publikum auf eine Reise in die Zukunft der Bildung mit.
Mein Kaliber sind 2030 Millimeter
Bernd Niehaves
Bei Kunst wirkt künstliche Intelligenz sogar kreativer
Künstliche Intelligenz (KI) sei ein Marketing-Begriff, sagt Niehaves. Er beschreibe Fähigkeiten, die man Maschinen eigentlich nicht zutraue, zum Beispiel Kreativität und Empathie. Doch aktuelle Studien dazu überraschen: Teilnehmern der Art Basel wurden Kunstwerke zur Beurteilung vorgelegt. Die Auswertung zeigte: Sie nahmen die von KI erschaffenen Werke sogar als kreativer wahr als die Kunst von Menschen.

„99 Prozent aller Inhalte des Internets werden 2026 KI-generiert sein“, sagt Informatikprofessor Bernd Niehaves. Foto: Anping Richter
Mittels neuroadaptiver Systeme könne KI die Reaktionen eines Lernenden sensibel wahrnehmen und Lernprozesse optimal anpassen – empathisch sozusagen. Dabei gehe es nicht darum, Lernende zu überwachen, wie es kürzlich aus China zu hören war: Mithilfe einer Technik aus den USA haben Lehrkräfte dort in einem Experiment die Hirnströme von 10.000 Schülern in Echtzeit gemessen, um ihre Konzentration zu erkennen.

Anke Heydorn, Nele Schmidt, Hanna Münster-Bortig und Felix Brenning (vorne, v. l) haben die Bildungskonferenz auf dem PFH-Campus mit der Transferagentur Niedersachsen auf die Beine gestellt. Foto: Anping Richter
Emotionen mittels KI besser kommunizieren
Es sei wichtig, die Möglichkeiten von KI differenziert zu betrachten und Chancen zu nutzen, sagt Niehaves. So könnten intelligente künstliche Tutoren beispielsweise Menschen mit Behinderung helfen, ihre Emotionen besser zu kommunizieren.
In einem Projekt mit einem Jugendamt, dass er begleitete, sei VR-Technik (VR =Virtuelle Realität) erfolgreich zum Einsatz gekommen, um problematische Einsätze zu simulieren, so dass die Mitarbeiter Routine und Stressresistenz aufbauen konnten.
2026 werden 99 Prozent aller Inhalte des Internets KI-generiert sein.
Bernd Niehaves
KI wird Menschen nicht ersetzen
„2026 werden 99 Prozent aller Inhalte des Internets KI-generiert sein“, sagt Niehaves. Das bezieht sich nicht auf den kleinen, aber sichtbaren Teil der sozialen Netzwerke, sondern auf die weniger sichtbaren, großen Datenbanken, die schon jetzt zunehmend von KI befüllt werden.
Angst davor, dass KI menschliche Arbeit ersetzt, müsse man nicht haben, sagt Niehaves: KI werde Menschen vielmehr unterstützen - auch in Kommunalen Verwaltungen. Er und sein Team begleiten 80 Kommunen bei der digitalen Transformation.
Unterrichtsversorgung
T Lehrermangel: Kultusministerin äußert sich zur miserablen Unterrichtsversorgung im Kreis Stade
Landrat Kai Seefried sieht große Chance
Landrat Kai Seefried sieht darin große Chancen: „Digitalisierung und Künstliche Intelligenz sind längst im Alltag vieler Menschen angekommen. Es geht also nicht mehr um das ‚ob‘, sondern um das ‚wie‘.“
Das neue Förderprojekt dazu heißt „Bildungskommune“ und soll den Landkreis fit für das digitale Zeitalter machen. Geplant ist, unter Federführung des Bildungsbüros eine digital-analog vernetzte Bildungslandschaft aufzubauen.