T„Riesenakkus“: Pläne für Batteriegroßspeicher in Hemmoor

In Containerform werden Batteriespeicher bundesweit bereits von Firmen, die Teile ihrer Energie selbst produzieren, oder in Solarparks platziert. Die Idee der Speicherung in großem Stil könnte auch in Hemmoor umgesetzt werden, falls der Rat grundsätzlich den Weg ebnet für die Planung. Foto: Uli Deck/dpa
Sogenannte Batteriegroßspeicher erleben zurzeit einen Boom. Auch in Hemmoor könnten sie zum Einsatz kommen. Was dahintersteckt und was geplant ist.
Hemmoor. Jeder Beitrag zur Energiewende in Deutschland zählt: Um möglichst rund um die Uhr die Energieversorgung zu sichern, sind Speichermöglichkeiten notwendig, damit Schwankungen im Netz ausgeglichen werden können.
In Hemmoor könnte eine solche Anlage entstehen. Ein Hemmoorer Landwirt, Projektierer und eine rund 7200 Quadratmeter große Fläche stehen bereit.
Dirk Karsten ist Landwirt und auch Mitglied des Hemmoorer Rates. Als im zuständigen Stadtentwicklungsausschuss über das Vorhaben gesprochen wurde, nahm er aber auf einem Zuhörerstuhl Platz. Er ist befangen. Der Grund: Karsten ist der Hemmoorer, der dieses Projekt anschiebt.
Was steckt aber dahinter? Nachdem schrittweise konventionelle Kraftwerke abgeschaltet wurden und werden, kommt es mehr denn je auf die erneuerbaren Energien - wie Solar- und Windenergie - an. Doch was ist, wenn die Sonne an manchen Tagen nicht scheint oder nur ein laues Lüftchen weht? Oder das andere Extrem: Wird zu viel Energie eingespeist, können und werden Windkraftanlagen und andere Erneuerbare schon mal abgeschaltet, um das Netz nicht zu überlasten.
Projektierer ziehen durch die Republik
Die Möglichkeiten, ein möglichst konstantes Level bei der Energieversorgung zu halten, sind begrenzt. Da kommen die Batteriegroßspeicher ins Spiel, die für einen Ausgleich sorgen können. In Expertenkreisen ist längst von einem „entscheidenden Baustein der Energiewende“ die Rede.
Das sehen auch zahlreiche Firmen so, die auf ihrem Gelände zum Beispiel bereits in Eigenregie Strom erzeugen und ihn dann abrufen, wenn er benötigt wird. Aber auch unabhängige Investoren stehen inzwischen Schlange, wittern Morgenluft und haben Projektierer damit beauftragt, nach geeigneten Flächen zu suchen, wo in großem Stil die Riesenakkus aufgestellt werden können.
Dirk Karsten hat sich mit dieser Thematik auseinandergesetzt und mit verschiedenen Projektierern Gespräche geführt. Er verfügt über intensiv genutzte Ackerflächen im Bereich Warstade.
Der Bereich, um den es bei diesem Vorhaben geht, befindet sich rund 700 Meter vom EWE-Umspannwerk entfernt - und abseits der bislang vorhandenen Wohnbebauung - an der Kreuzung Am Sieb / Zur Hansa. Eine Ecke, die wahrscheinlich nur Ortskundige, Landwirte und Spaziergänger kennen.
Bundesverband: „Klare Vorteile“
Entlang einer Baumreihe, die Sichtschutz bietet, sollen mindestens zehn technisch aufgerüstete Container (sechs Meter lang, drei Meter breit) aufgestellt werden, die als Speicher dienen; die vorgesehene Leistung der Anlage beträgt 50 Megawatt.
Optisch geben sie nicht viel her, doch es kommt auf die inneren Werte an. Sollte es tatsächlich zur Realisierung des Vorhabens kommen, erfolgt von außen eine Begrünung des Areals.
Einer der großen Vorteile von Karstens Standort: Das EWE-Umspannwerk befindet sich nicht weit entfernt; diese Nähe erleichtert die Einspeisung ins Netz.
Der Bundesverband der Energie- und Wasserwirtschaft begrüßt derartige Projekte. Durch solche Speicher werde die „schwankende, dezentral erzeugte Energie genau dann verfügbar werden, wenn sie gebraucht wird - mit klaren Vorteilen für Netzstabilität, Großhandelspreise und die Flexibilität im Strommarkt“.
Stadtrat gibt grünes Licht für das Projekt
Der Stadtrat hat in seiner Sitzung vergangene Woche grünes Licht mit dem Aufstellungsbeschluss gegeben. Jetzt liegt der Ball im Feld der Antragsteller, die die notwendigen Gutachten und formellen Voraussetzungen präsentieren müssen.
Grünen-Ratsherr Tobias Söhl warf bereits die Frage auf, wie es mit dem Brandschutz- und Sicherheitskonzept aussehe. Lasse Weritz (CDU) sah die Frage als völlig verfrüht an: „Das wird ja im Laufe des Verfahrens erst geklärt. Da geht es doch gerade um derartige Sachfragen. Außerdem sind wir ja nicht die Genehmigungsbehörde.“
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Zur Hansa - abseits der Wohnbebauung und 700 Meter vom EWE-Umspannwerk an der Elsa-Brandström-Straße entfernt. Foto: Schröder