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Voltigieren

TRoter Teppich und Plakate: Fredenbeck empfängt seine Meister

Henry Frischmuth aus Fredenbeck ist direkt bei seinem ersten Einzel-Start bei einem Championat U18-Weltmeister geworden. Und er will noch mehr erreichen.

Henry Frischmuth aus Fredenbeck ist direkt bei seinem ersten Einzel-Start bei einem Championat U18-Weltmeister geworden. Und er will noch mehr erreichen. Foto: Fehlbus

An Zäunen und Wänden in Fredenbeck verkünden die Plakate den großen sportlichen Erfolg der Voltigierer. In der Halle gibt es einen Überraschungsempfang mit Schützenhilfe.

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Von Miriam Fehlbus
Dienstag, 05.08.2025, 17:40 Uhr

Fredenbeck. „Henry, du warst noch so klein, und heute kommst du mit dem WM-Titel nach Hause“, sagt Nadine Heitmann vom Reitverein Fredenbeck beim Empfang der Voltigierer. Drei sind es, die vorsichtig die Tür zur Halle öffnen und von einem roten Teppich und rund 80 Gratulanten empfangen werden. Der benachbarte Schützenverein hat den Ausschank übernommen.

Auch vom VfL Fredenbeck und aus dem Rat der Gemeinde sind Vertreter unter den Gästen. Befreundete Reitvereine haben ihre Standarten mitgebracht. Es ist ein würdiger Empfang für den Junioren-Weltmeister Henry Frischmuth (15) und die Europameisterin und Nationenpreissiegerin Kathrin Meyer (24). Und für Gesa Bührig (40), die als Trainerin und Longenführerin großen Anteil am Erfolg der Fredenbecker hat.

Karottenherz für den Capitain und viel Anerkennung

„Es ist eine große Leistung, dass die Pferde immer so gehen und so gepflegt sind“, sagt der 2. Vorsitzende des RV Fredenbeck, Martin Otten-Willers. Der Einsatz von privater Zeit für den Sport, das sei bei Gesa Bührig gar nicht mehr zu messen.

Eigentlich, das wissen Vereinsvorstand und Fans, müsste auch der Capitain hier über den roten Teppich gehen. Aber der Vierbeiner soll nach der Reise aus Österreich zurück seine Ruhe haben. „Es gab ein Karottenherz zum Empfang für ihn“, verrät Gesa Bührig. „Und er durfte sich so richtig dreckig machen“, sagt Kathrin Meyer. Mit seinen Kumpels ging es am Morgen für den Wallach auf die Fredenbecker Weide.

Entspannt, cool und immer in der Balance

Pferd sein: Das zählt für den Oldenburger Capitain Claus mehr als Applaus, obwohl er den wie die zweibeinigen Sportler tatsächlich auch mag. „Er ist konstant, entspannt, so cool und gehört immer zu den besten Pferden bei den Richternoten“, sagt Gesa Bührig.

Die Umschulung vom Gruppen- zum Einzelpferd hat „Capi“ in seinem Tempo absolviert, konstant und nicht auf einen Schlag, aber erfolgreich. Statt bis zu drei Personen trägt er jetzt eine. „Die Balance ist ganz anders“, sagt Kathrin Meyer. „Ich bin schnell innen und dann wieder außen, das gleicht sich nicht so aus wie bei mehreren Voltigierern.“ Capi habe gelernt, dagegenzuhalten.

„Ich glaube, ich bin eine kleine Rampensau geworden“

Für Kathrin Meyer war es der zweite Europameistertitel im Einzel. Für Henry Frischmuth der erste Einzel-Start bei einem Championat überhaupt. Von Aufregung während des Wettbewerbs gab es bei ihm keine Spur, im Gegenteil: „Ich mag das, wenn ich einlaufe und die Zuschauer nur für mich klatschen“, gesteht Henry Frischmuth. „Die Starts mit dem Team haben auch total Spaß gemacht“, sagt er, „aber ich glaube, ich bin eine kleine Rampensau geworden.“

15 Jahre alt ist der 1,74 Meter große Voltigierer, der den Außenbodensprung einarmig und den Salto zum Abgang in außergewöhnlicher Höhe zeigt. „Ich möchte Übungen finden, die noch keiner geturnt hat“, sagt Henry Frischmuth. 2017 hat der Fredenbecker mit dem Voltigieren begonnen. „Ich habe zuerst Fußball gespielt, aber das hat mir dann nicht mehr so viel Spaß gemacht“, sagt der Gymnasiast. Sein Vater habe ihm das Voltigieren vorgeschlagen, weil er ein recht energiereiches Kind sei.

Viktor Brüsewitz weckte Kreativität und Ehrgeiz

Als Henry Frischmuth zum Kader der Weltmeister-Mannschaft aus Fredenbeck gehörte, traf er auf Teammitglied Viktor Brüsewitz. „Viktor hat mich mit groß gezogen“, sagt Henry Frischmuth. Brüsewitz, der viele internationale Erfolge auch im Einzel feiern konnte, ließ bei der WM in Budapest Mirja Krohne und als Ersatz-Obermann Henry Frischmuth auf einem Arm Handstand machen. „Er hat uns immer neue Sache beibringen wollen“, sagt der frischgebackene U18-Weltmeister.

Kommt der Titel zu früh? „Nein, das war ein guter Startschuss“, sagt Henry Frischmuth. Der ehrgeizige Sportler hat noch viel vor. Sein Traum: Irgendwann noch Weltmeister bei den Erwachsenen werden.

Nächstes Jahr Heim-WM in Aachen

Dieses Ziel hat auch Kathrin Meyer. Aber ihr Ziel liegt näher: Vor deutschem Publikum werden die Voltigierer im nächsten Jahr in Aachen um die Weltmeistertitel kämpfen. Die größte Konkurrenz kommt für die Europameisterin wohl aus Deutschland. Die deutschen Damen dominierten jetzt, sicherten sich alle drei EM-Medaillen. „Das Hauptziel ist, sich zu qualifizieren und vor Ort alles zu geben“, sagt Meyer.

Das hört Fredenbecks Bürgermeister Hans-Ulrich Schumacher gern. Er gehört zu den Gratulanten in der Voltigierhalle, die 2017 mit Hilfe der Gemeinde gebaut werden konnte. „Wir machen ja in der Politik nicht alles richtig, aber das hat sich ausgezahlt“, sagt er zum Hallenbau. Inzwischen ist Fredenbeck quasi weltweit bekannt - zumindest in Voltigierkreisen.

Die Goldmedaillengewinner werden in Fredenbeck von rund 80 Fans empfangen. Für Trainerin Gesa Bührig (rechts) gibt es besondere Anerkennung durch den Vereinsvorstand.

Die Goldmedaillengewinner werden in Fredenbeck von rund 80 Fans empfangen. Für Trainerin Gesa Bührig (rechts) gibt es besondere Anerkennung durch den Vereinsvorstand. Foto: Fehlbus

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