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Landwirtschaft

TRübenroden im Schnee - Was die Ernte im Kreis Stade dieses Jahr noch besonders macht

Ein seltenes Bild: Rübenernte im Schnee – aus der Luft betrachtet und fotografiert mit der Drohne von Ole Christiansen

Ein seltenes Bild: Rübenernte im Schnee – aus der Luft betrachtet und fotografiert mit der Drohne von Ole Christiansen Foto: Christiansen

Die Rübenkampagne im Kreis Stade läuft dieses Jahr früh aus. Die letzten Fuhren in die Fabrik von Nordzucker in Uelzen sind auf dem Weg. Drei Dinge waren besonders.

Von Peter von Allwörden Mittwoch, 13.12.2023, 17:30 Uhr

Fredenbeck. Die Ernte, sagt der Chef des Maschinenrings Stade, Ole Christiansen, sei in diesem Jahr besonders gut. Mit durchschnittlich 88 Tonnen Rüben pro Hektar lägen die Erträge im oberen Bereich. Grund sei das passende Wetter mit den vielen Niederschlägen im August. Der Zuckergehalt war aber nicht so gut. Er lag bei 17 Prozent, während bei qualitativen Topernten bis zu 18,5 oder sogar 19 Prozent Zuckergehalt erreicht wird. Und dieser Zuckergehalt wirkt sich dann am Ende auf den Preis aus.

Doch die Preise sind in diesem Jahr so gut, dass die heimischen Rübenbauern ein sehr auskömmliches Jahr haben. Grund ist der hohe Weltmarktpreis von Zucker. Rund 45 Euro bekommen die Landwirte pro Tonne von Nordzucker. Vor zehn Jahren wurden solche Preise auch schon Mal erzielt. Danach gab es in durchschnittlichen Jahren 30 bis 35 Euro pro Tonne.

Ein besonderes Jahr: Rüben auf rund 700 Hektar Fläche

Zudem gab es in diesem Jahr im Landkreis Stade, wo Rüben vor allem auf der Geest angebaut werden, mit 700 Hektar eine überdurchschnittlich große Anbaufläche. 2021 etwa war die Anbaufläche mit 512 Hektar besonders gering. Der Grund für diesen Flächenzuwachs im Jahr 2023 waren die vielen freien Mengen, die Nordzucker ausgegeben hatte.

Das hängt mit den komplizierten Verträgen mit der Nordzucker zusammen, in denen lange vorher die Anbauflächen festgelegt werden. So stehen sie für 2024 auch schon fest und werden dann wieder deutlich sinken auf rund 550 Hektar, so Christiansen. Die Rübenanbauer halten Aktien bei der Nordzucker und danach richtet sich ihre Anbaufläche. Wenn der Bedarf höher ausfällt, gibt die Uelzener Fabrik weitere Flächen frei. So eben auch im auslaufenden Jahr.

Die Rübenkampagne läuft seit September. Rund 56.000 Tonnen Rüben wurden im Landkreis gerodet und in die rund 100 Kilometer entfernte Zuckerfabrik nach Uelzen transportiert. Das entspricht etwa 2.250 LKW-Transporten oder 100 Fahrten pro Werktag.

Ole Christiansen, Maschinenring, mit Johann Wiebusch, Fahrer des Rübenroders vom Agrarservice Slotta, Jan Heins vom Raisa-Zuchthof Agathenburg und Jos Bastein, Auszubildender (von links).

Ole Christiansen, Maschinenring, mit Johann Wiebusch, Fahrer des Rübenroders vom Agrarservice Slotta, Jan Heins vom Raisa-Zuchthof Agathenburg und Jos Bastein, Auszubildender (von links). Foto: Peter von Allwörden

Ein Novum für viele Landwirte: Rübenroden im Schnee

Verladen werden die Rüben am Feldrand mit einer sogenannten Verlademaus, ein Spezialgerät, das der Maschinenring Stade gemeinsam mit zwei anderen Maschinenringen vorhält. Stationiert ist sie in Hermannsburg. In der Region werden wegen der Nähe zur Nordzuckerfabrik in Uelzen besonders viele Rüben angebaut.

In diesem Jahr hat Ole Christiansen eine Besonderheit erlebt: Rübenroden im Schnee. „Das habe ich in meiner aktiven Zeit noch nicht erlebt“, sagt der Agraringenieur.

Mit Blick auf die Gesundheit des Bodens sind Rüben wichtig für eine abwechslungsreiche Fruchtfolge, sagt die Landwirtschaftskammer. Gerade im Osten Niedersachsens spielt der Rübenanbau traditionell eine große Rolle. Auch Gerhard Schwetje, Präsident der Landwirtschaftskammer Niedersachsen, stellte bei der Ernte-Pressekonferenz unlängst in Hannover fest, dass Mais und Zuckerrüben besonders von Witterung profitiert hätten. Aufgrund des sehr guten Zuckerpreises auf dem Weltmarkt seien für die niedersächsischen Rübenbäuerinnen und -bauern auskömmliche Erlöse erzielt worden, so die Kammer weiter.

Die Anbaufläche für Zuckerrüben im Flächenland Niedersachsen liegt mit 101.461 Hektar leicht über dem Niveau des Vorjahres. Die Erträge lagen landesweit spürbar über dem Fünf-Jahres-Mittel von rund 75 Tonnen pro Hektar, so die Kammer weiter. Neben der Zuckerproduktion werden die Rüben zu einem kleineren Anteil in Biogasanlagen verwertet oder an Rinder verfüttert.

In Kurzform: Wie aus Rüben in der Fabrik Zucker wird

Wenn die Rüben mit Lastwagen in der Nordzuckerfabrik in Uelzen angeliefert werden, kommen sie über Fließbänder zur Rübenwäsche. Schneidmaschinen zerkleinern sie in Schnitzel. Heißes Wasser löst in Extraktionstürmen den Zucker heraus. So entsteht eine Zuckerlösung, der Rohsaft. ln der Verdampfstation wird diesem Saft in mehreren Stufen so lange Wasser entzogen, bis er als dicker Saft einen Zuckergehalt von etwa 67 Prozent erreicht hat. Dieser goldbraune Dicksaft wird in der Kochstation weiter eingedickt. Ab einer bestimmten Konzentration bilden sich Zuckerkristalle. Dabei entsteht ein dickflüssiger Brei, der eine Mischung aus Kristallen und Sirup ist. Dann folgt das Zentrifugieren. Hier werden die Kristalle durch die Zentrifugalkraft vom Sirup getrennt. Der Zucker ist nun weiß. Löst man diesen Zucker auf und lässt ihn nochmals kristallisieren, entsteht ein besonders reiner und hochwertiger Zucker – die Raffinade. (Quelle: Nordzucker AG)

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