TRuschs lange Leidenszeit bei D/A

Wenn Christian Rusch in Zweikämpfen zu Fall kommt, versucht er, sich möglichst nicht abzustützen, um die Schultern nicht unnötig stark zu belasten. Foto: Berlin
Christian Rusch hatte sich als Talent in die Regionalligamannschaft von D/A gespielt und um zwei Jahre verlängert. Er absolvierte kein Spiel mehr. Über eine Leidenszeit und den Neustart, der ihm jetzt ein freudiges Wiedersehen beschert.
Drochtersen. In der Saison 2020/21 machte das Nachwuchstalent seine Anfänge in der Regionalligamannschaft, im Pokalfinale gegen den SV Meppen war Christian Rusch mit seinem Pfostentreffer der tragische Held. In der Saison darauf bewies der heute 23-Jährige sich in der ersten D/A-Mannschaft und wurde mit einem Zwei-Jahresvertrag belohnt.
Im Juni 2022 begann dann seine Leidenszeit. In den Saisons 2022/23 und 2023/24 absolvierte Rusch kein Spiel für die erste D/A-Mannschaft. „Das habe ich mir alles ganz anders vorgestellt“, sagt Rusch, er habe eine schwierige Zeit verarbeiten müssen.
Was war geschehen? Rusch zog sich erst eine Verletzung in der rechten Schulter zu. Die Diagnose lautete lange, er habe eine Prellung. Im Alltag kugelte ihm immer wieder die Schulter aus, einmal sogar während des Schlafens.
Je zwei Operationen in beiden Schultern
Die richtige Diagnose: Ihm war das Labrum gerissen. Dabei handelt es sich um einen Ring aus Faserknorpel an der Gelenkpfanne. „Die erste Operation lief nicht wie gewollt“, sagt Rusch. Im ersten Training kugelte er sich gleich wieder die Schulter aus. Es musste eine zweite OP erfolgen. Dem Ganzen ging aber noch die zweite Schulterverletzung voraus.
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Im August 2022 lief Rusch das vorerst letzte Mal für D/A auf, für die zweite Mannschaft am zweiten Landesliga-Spieltag, und verletzte sich schon nach wenigen Minuten schwer an der linken Schulter. „Das war alles ganz viel Pech“, sagt er. Dieses Mal zog er sich einen Bruch im sogenannten AC-Gelenk zu und riss sich zudem drei Sehnen. Auch hier musste er sich zwei Operationen unterziehen.
Dafür mussten ihm auch Bänder am Bein, die an der Schulter eingesetzt wurden, entfernt werden. Dabei wurde ein Nerv getroffen. Sein Schienbein ist seitdem taub. „Das schränkt mich aber nicht ein“, sagt Rusch.

Auch beim Kopfballspiel versucht Christian Rusch, seine Armbewegungen zu kontrollieren und die Arme nicht hochzureißen. Foto: Berlin
„Jeder sagte mir, dass es nichts Schlimmeres als die Schulter gibt“, sagt Rusch. Das Gelenk ist komplex. Die Rehas brauchten entsprechend Zeit. Neben der Physiotherapie musste Rusch viel Schwimmen und Krafttraining machen.
Sein Fußballspiel hat sich verändert
Während der zwei Jahre, in denen Rusch sich um den Wiederaufbau seiner Schultern kümmern musste, ist der Fußball immer mehr in den Hintergrund gewandert. „Ich dachte auch schon daran, ganz aufzuhören“, sagt Rusch.
Vor dieser Saison kribbelte es dann aber doch. Einen neuen Vertrag bei der ersten Mannschaft bekam er nicht. „Das kann ich natürlich verstehen“, sagt er. Er machte die Vorbereitung bei der zweiten Mannschaft mit. „Es fühlte sich gut an“, sagt Rusch.
Nach den jetzt ersten drei Landesligaspielen, in denen er immer in der Startelf stand, urteilt Rusch: „Ich habe nicht damit gerechnet, dass es so gut läuft.“
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In seinen Bewegungen ist er natürlich stark eingeschränkt. Die Schultern seien bei weitem nicht so wie vor den Verletzungen, so Rusch. Einwürfe macht er gar nicht mehr. „In Zweikämpfe gehe ich mit Auge“, sagt der Verteidiger.
Beim Hinfallen versucht er, sich möglichst nicht abzustützen. Und auch beim Kopfballspiel versucht er, die Arme angelegt zu lassen und nicht hochzureißen.
Rusch spielt gerne für die zweite Mannschaft
An die Regionalliga denkt der 23-Jährige derzeit nicht, sagt er. Er und die Verantwortlichen bleiben aber im Kontakt. Die Landesliga habe auch ein gutes Niveau, so Rusch, und er spielt nun wieder mit einigen Kumpels aus der Jugend zusammen.
„Wir werden noch eine gute Saison spielen“, sagt Rusch nach dem eher mauen Saisonstart. Einem fulminanten Sieg gegen Lindwedel-Hope stehen zwei Niederlagen gegen A/O und Hagen/Uthlede gegenüber.
„Gegen A/O waren wir einfach schlecht“, sagt Rusch, „das haben wir alle persönlich genommen und sind so in das Lindwedel-Spiel gegangen.“ Das 1:2 gegen Hagen sei „bitter“ gewesen. Die Stimmung und die Qualität in der jungen Truppe stimme aber.
Jetzt folgt ein sehr besonderes Spiel
Am Freitag (19.30 Uhr) erwartet D/A II den TSV Ottersberg. Dann kehrt Ex-D/A-Stürmer Alexander Neumann ins Kehdinger Stadion zurück. „Ich freue mich riesig“, sagt Rusch, „Neumi habe ich schon als U17-Spieler beobachtet.“
Als Nachwuchsspieler sei Neumann immer für einen dagewesen. Jetzt muss Rusch ihn, der schon sechs Saisontore erzielt hat, verteidigen. „Ganz aus dem Spiel kann man ihn nicht nehmen“, sagt Rusch. Aber er stelle sich auf die „ein, zwei besonderen Neumi-Moves ein“, so Rusch und lacht.
Er hat wieder Spaß am Fußball. Nach zwei schwierigen Jahren.