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Landwirtschaft

TSaisonstart im Kreis Stade: Gute Aussichten für ein Spargelmenü zu Ostern

Bisher gab es wenig Spargel, aber die Aussichten sind gut: Christoph und Judith Werner mit der ersten Ernte.

Bisher gab es wenig Spargel, aber die Aussichten sind gut: Christoph und Judith Werner mit der ersten Ernte. Foto: Bisping

Endlich wieder Spargelzeit: Die ersten Stangen sind gestochen. Wie der Saisonstart in Deinste und Mulsum verlief - und was den Spargelbauern Sorge bereitet.

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Von Alexandra Bisping
Freitag, 28.03.2025, 11:50 Uhr

Deinste. Die edlen Stangen vom Feld sind eigen: Im Winter soll es kalt sein, im Frühjahr nicht zu feucht. Und wenn es bei Sonnenschein plötzlich sehr warm wird, ist das auch nicht gut.

Hinter dem Deinster Landwirt Christoph Werner liegt ein herausforderndes Jahr. Zu viel Regen im Frühjahr, die Wurzel stand oft im Nassen. Darunter leide die Qualität, sagt er. Der Winter 2023/2024 war zu warm, der letzte sei oft kalt und frostig gewesen. „Die Voraussetzungen sind besser, das Ostermenü mit Spargel kann geplant werden“, erklärt Werner.

Denn: Im Winter braucht die Pflanze den Kältereiz, damit sie zur Ruhe kommen kann. Bisher waren die meisten Tage kühl. Ein Grund für die feinen Stangen, sich zurückzuhalten - das erste Spargelstechen ist nicht üppig ausgefallen.

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In diesem Frühjahr regnet es bisher wenig - auch wieder problematisch, sagt der Landwirt. Um die Dämme zu formen, in denen der Spargel wachse, sei die Erde zu trocken. „Sie muss etwas feucht sein, sonst fällt der Damm wieder auseinander.“

Ausgeklügeltes Foliensystem und KI in der Landwirtschaft

Auf 180 Hektar bauen Judith und Christoph Werner den weißen Spargel an, auf 20 Hektar den grünen. Allerdings sei grüner Spargel nicht das typische Tellergericht, eher eine Beilage oder für einen Salat geeignet. Violetten Spargel haben Werners nicht im Programm, der müsse extra gezüchtet werden, „wohl eher für die gehobene Küche“, vermutet Christoph Werner.

Judith und Christoph Werner, im Hintergrund die unter Folien versteckten Spargeldämme.

Judith und Christoph Werner, im Hintergrund die unter Folien versteckten Spargeldämme. Foto: Bisping

Damit für das Königsgemüse beim Wachsen optimale Bedingungen herrschen, gibt es bei Werner ein ausgeklügeltes Foliensystem. Judith Werner erklärt: „Wir nutzen eine Dreifach-Folie, die erste hat eine schwarze und eine weiße Seite.“ Mit der schwarzen werde die Sonne angezogen. „Gibt es viel Sonne, machen wir piano und drehen die Folie auf die weiße Seite“, sagt sie.

Die zweite Folie bilde einen Minitunnel, mit der dritten werde dann eine Art Treibhauseffekt erzeugt, wodurch der Spargel schneller wächst. Haben die Folien ausgedient, werden sie recycelt.

Aus den gepflanzten Spargelknollen wachsen je zehn Stangen. Wie warm sie es tatsächlich in der Erde haben, lassen sich die Werners anhand von Messungen direkt auf dem Handy anzeigen. Auch künstliche Intelligenz setzt Christoph Werner unterstützend ein. „Zur Optimierung benutze ich manchmal ChatGPT“, sagt er.

Besonderes Werkzeug für besonderes Gemüse: Christoph Werner mit einem sogenannten Schwalbenschwanz-Spargelmesser.

Besonderes Werkzeug für besonderes Gemüse: Christoph Werner mit einem sogenannten Schwalbenschwanz-Spargelmesser. Foto: Bisping

Geerntet wird bei Werner mit Spargelspinnen. Die motorisierten Erntehelfer heben die Folie über den Dämmen an, sodass die Saisonarbeitskräfte den Spargel stechen können. Im Schnitt seien das 200 bis 300 Kilo pro Arbeiter täglich, sagt Judith Werner. Manche schafften auch 600 Kilo. „Wie sie das machen, weiß ich nicht.“

Was den Spargelbauern Sorge bereitet

In der Hochsaison arbeiten bei Werner zu Spitzenzeiten 250 Saisonarbeiter. Steigt der Mindestlohn, wie beispielsweise vom Deutschen Gewerkschaftsbund gefordert, auf 15 Euro, ist das problematisch. „Eine Lohnerhöhung um 17 Prozent“, sagt Christoph Werner, „wäre ein herber Einschnitt.“

Er sieht die Gefahr, dass immer mehr Landwirte ins Ausland abwandern oder ganz aufhören. Seine Frau erklärt, die Lohnkosten im Betrieb lägen bei über 50 Prozent. „Weil bei uns alles von Hand geerntet wird. Die Arbeiter auf den Feldern sollen ja etwas verdienen, aber es muss für alle passen.“

So teuer ist der Spargel zu Saisonbeginn

Auch für den Hof Heitmann aus Mulsum, der unter anderem Spargel anbietet, wäre das schwierig. „Für uns sind höhere Löhne problematisch“, sagt Margret Heitmann. Das würde sich auf den Spargelpreis auswirken, sagt ihr Ehemann Klaus-Dieter Heitmann. Der liegt zu Saisonbeginn bei circa 14 Euro und wird im Verlauf günstiger.

Seit 30 Jahren bieten die Heitmanns Spargel an, begonnen haben sie damals mit einem Hektar. Jetzt sind es circa fünf. Margret und Klaus-Dieter Heitmann, beide eigentlich schon in Rente, haben den Betrieb an Sohn Jochen übergeben. Trotzdem arbeiten sie weiter mit.

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Mit der Spargelernte haben sie aufgrund der Wetterlage gewartet. „Das wird noch 10 bis 14 Tage dauern“, schätzt Margret Heitmann. Sie freut sich auf die Saison. „Ich habe ein gutes Gefühl, weil es mir Spaß macht und die Leute nett sind.“ Neuerungen gebe es bei ihnen nicht.

Neuer Hofladen, alte Preise und digitale Premiere

Neues gibt es dafür bei Judith und Christoph Werner: Sie eröffnen am heutigen Freitag ihren neuen Hofladen in Deinste, Im Mühlenfeld 1. Neben Produkten aus eigener Herstellung werden sie dort auch die erste kleine Spargelernte anbieten. „First come, first serve“, heißt es, „wer zuerst kommt, kann zuerst zugreifen.“

Judith Werner im frisch eröffneten Hofladen mit einem neuen Angebot - gefriergetrocknete Erdbeeren aus der Region.

Judith Werner im frisch eröffneten Hofladen mit einem neuen Angebot - gefriergetrocknete Erdbeeren aus der Region. Foto: Bisping

Trotz gestiegener Kosten bleibt das Preis-Niveau der Vorjahre: Premiumqualität gibt es für 16,90 Euro, preiswerte Spargelsortierung für unter 10 Euro.

Weiteres Novum: die Werner App, erhältlich in Google- und Apple-Stores. Sie bietet Angebote, Coupons und eine Online-Vorbestellung. Weitere Infos: www.werner-frische.de.

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