TSaskia Esken in Stade und Frauen beim Herrenkohlessen

SPD-Bundesvorsitzende Saskia Esken. Foto: Bernd von Jutrczenka
Das wäre was gewesen: Beinahe hätte sich Saskia Esken (SPD) nach Stade verirrt. Und das ist es gewesen: Frauen dürfen neuerdings beim Grünkohlessen der Stader Segler teilhaben.
Stade. Am Mittwoch meldete sich das Wahlkreisbüro der SPD-Bundesvorsitzenden Saskia Esken bei Peter Kühn, dem Geschäftsführer und künstlerischen Leiter der Seminarturnhalle, ob die Halle für den 5. März angemietet werden könne. Kühn reagierte prompt und sagte zu, schließlich finanzieren solche Vermietungen das Kulturhaus. Und eine Bundespolitikerin von hohem Rang hat Stade ja auch eher selten zu Gast.
Verwirrspiel um die Seminarturnhalle
24 Minuten später die Nachfrage, ob das Bundeskriminalamt am nächsten Tag den Veranstaltungsort besichtigen könne, um Sicherheitsfragen zu klären. Auch kein Problem. Kühn wartete wie verabredet ab 12.30 Uhr am Donnerstag in der Stader Seminarturnhalle, als kurz vor 13 Uhr sein Handy klingelte.
„Wir stehen jetzt vor der Tür“, erklärte eine Mitarbeiterin Eskens. Doch da war niemand. Kühn guckte dreimal hin und wunderte sich. Die Lösung: Bundeskriminalamt und Esken-Mitarbeiter standen gut 700 Kilometer entfernt in der kleinen Stadt Nagold bei Stuttgart: Auch da gibt es eine Seminarturnhalle, und auch darin wird Kultur geboten. Ob ihnen Einlass gewährt wurde, ist unbekannt. Ob die Veranstaltung stattfinden wird, ebenfalls.
Beim Grünkohlessen sind jetzt auch Frauen erlaubt
Seit 1971 dürfen Frauen in der Schweiz wählen. Seit 1977 in Deutschland selbstständig und ohne Zustimmung ihres Ehemannes einen Arbeitsvertrag unterschreiben. Seit 2024 dürfen sie auch am Kohlessen des Stader Segler-Vereins teilnehmen. Wer bei der Einladung diskriminiere, könnte als Verein seine Gemeinnützigkeit verlieren, sagten besorgte Stimmen. Die Segler reagierten.
Das gesellige Treffen hieß bis vor kurzem noch Herrenkohlessen. Und das meinten die Organisatoren auch so. Gerne wäre einst Bürgermeisterin Silvia Nieber eingeladen worden, doch sie musste darben.
Das Grünkohlessen der Stader Segler auf dem Saal von Hotel Vier Linden bei Familie Feldtmann in Schölisch hat Tradition. Zum 50. Mal trafen sich viele Männer mit Rang und Namen und in dunklen Anzügen aus der Stader Gesellschaft. Sie waren ebenso eingeladen wie befreundete Vereine wie die aus Freiburg oder Cuxhaven.
Es wird nach der Begrüßung durch den Vorsitzenden zünftig ein Korn getrunken und „Wir lagen vor Madagaskar gesungen“ mit der Textzeile „Leb wohl kleines Mädel“. Immerhin aus 150 Männer-Kehlen. Ob auch die beiden Frauen mitgesungen haben, die tatsächlich gesichtet wurden an diesem Abend, ist nicht überliefert.