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Naturerlebnis

TSavannen-Effekt in der Barger Heide: Was bei Stress hilft

Gesa Gerken und Jörn Freyenhagen laden zum ersten After-Work-Walk durch die Barger Heide bei Stade ein.

Gesa Gerken und Jörn Freyenhagen laden zum ersten After-Work-Walk durch die Barger Heide bei Stade ein. Foto: Vasel

Stress abbauen, Natur erleben und in die Geschichte der Barger Heide eintauchen: Das bietet der erste literarische After-Work-Walk mit Gesa Gerken und Jörn Freyenhagen. Er weiß, was Evolutionsbiologen und Dichter am Heidekraut schätzen.

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Von Björn Vasel
Freitag, 02.08.2024, 13:00 Uhr

Stade. Die fast 40 Hektar große, östlich des Schwingetals gelegene Barger Heide ist deutlich kleiner als die Lüneburger Heide. Die Besenheide und die auf der Roten Liste stehende Heidenelken blühen. Letztere trägt den wissenschaftlichen Namen Dianthus. Das heißt „Blume des Zeus“. Schmetterlinge lieben ihren Duft. Im Jahr 2023 haben Mitarbeiter des Kreisnaturschutzamtes in dem Naturschutzgebiet eine seltene Schmetterlingsart entdeckt: den Wegerich-Scheckenfalter.

„Die Beobachtung zeigt, wie wichtig unsere Schutzgebiete als Rückzugsgebiete für seltene Insektenarten sind“, sagt Leiter Dr. Uwe Andreas. Ab Oktober wird wieder ein Schäfer mit seinen Heidschnucken das Biotop pflegen.

Der Wegerich-Scheckenfalter ist in Niedersachsen zu einer Rarität geworden. Doch in der Barger Heide in Stade war er unterwegs.

Der Wegerich-Scheckenfalter ist in Niedersachsen zu einer Rarität geworden. Doch in der Barger Heide in Stade war er unterwegs. Foto: Kreis Stade/Andreas

Gesa Gerken und Jörn Freyenhagen sind begeistert von der Heide. Nach dem Erfolg ihrer Dichterwald-Touren auf Gut Daudieck, bieten die Trainerin für Waldbaden aus Mulsum und der Natur- und Landschaftsführer Jörn Freyenhagen aus Deinste den ersten After-Work-Walk durch die Barger Heide an.

Während Gerken nach Erklingen ihrer Zimbel einige Atem- und Dehnungsübungen zur Entschleunigung und Fokussierung der Sinne anleitet, rezitiert Freyenhagen einige Gedichte und Geschichten über die Heide von Storm bis Löns.

Savannen-Effekt der Barger Heide baut Stress ab

Wer müde und erschöpft von Berufsalltag, Computertätigkeit, Maschinenlärm oder Konferenzen ist, könne sich bei dem literarischen Spaziergang erholen. In der Barger Heide wirke der Savannen-Effekt, sagt Gerken. Der steckt laut Evolutionsbiologie seit der Steinzeit im Gehirn der Menschen. Der Blick geht weit, kein Raubtier in Sicht. Das Gehirn signalisiert: keine Gefahr. Stress wird abgebaut. Das haben Studien in Japan gezeigt.

Blick auf die artenreiche Heidelandschaft.

Blick auf die artenreiche Heidelandschaft. Foto: Vasel

Die Heide entstand vor 7.000 Jahren, als Jäger und Sammler zu sesshaften Bauern wurden. Wälder wurden für Hausbau und Brennholz gerodet. Vieh wurde zur Eichen- und Buchenmast in die Wälder getrieben. Jungbäume wurden von den Tieren verbissen. Es entstand eine vergraste, offene Landschaft. Regen wusch die Nährstoffe aus. Die Böden wurden immer nährstoffärmer - ideal für das Heidekraut.

Heidelandschaft von Menschenhand gemacht

Im Mittelalter wurden weitere Wälder gerodet. Ab Mitte des 18. Jahrhunderts war die Heide im Kreis Stade vielerorts landschaftsbestimmend. Heidschnucken lieferten Fleisch und Wolle. Sie zerstörten bei der Beweidung die Spinnennetze, Bienen konnten ihre Arbeit ungefährdeter verrichten. Imkerei spielte eine große Rolle. Um die Heide zu erhalten, entwickelten Bauern die Bewirtschaftungsform des Plaggens.

Mit der Plaggenhacke schälten die Bauern das Wurzelpolster der Pflanzen und die oberste Humusschicht ab. Plaggen dienten als Einstreu im Stall, der mit dem Dung von Rindern, Schweinen und Hühnern angereicherte Mist diente als Dünger auf den nährstoffarmen Böden. Vor 150 Jahren brach die uralte Heidewirtschaft zusammen.

Barger Heide wird zum Naturschutzgebiet

Billige Baum- und Schafwolle aus Übersee hatte die Schafhaltung letztlich unrentabel gemacht. Elektrisches Licht ersetzten das Bienenwachs, der Zuckerrübenzucker ersetzte den Bienenhonig. Hinzu kam die Erfindung des Kunstdüngers um 1870 durch Justus von Liebig. Nährstoffarme Geestböden konnten ohne Plaggenhieb bewirtschaftet werden. Ab 1871 war die Heide zwischen Thun, Barge und Horst ein Truppenübungsplatz, 1980 erwarb die Stadt Stade die Fläche - für Erholung und Naturschutz.

Die Waldbaden-Expertin lässt ihre Zimbel erklingen.

Die Waldbaden-Expertin lässt ihre Zimbel erklingen. Foto: Vasel

Das besinnliche Eintauchen in die stadteigene Heidelandschaft startet am Freitag, 16. August, um 15 Uhr. Kosten: 25 Euro. Anmeldung und Infos für den zweistündigen After-Work-Walk gibt es unter: imgruenenzuhause@gmx.net

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