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Interview

TSchauspieler und Sänger Axel Prahl: Ein Mann zwischen Musik und Mord

Axel Prahl ist nicht nur Kommissar Thiel, der grummelnde Tatort-Ermittler, sondern auch ein Lyriker, der seine kreative Ader in der Musik auslebt.

Axel Prahl ist nicht nur Kommissar Thiel, der grummelnde Tatort-Ermittler, sondern auch ein Lyriker, der seine kreative Ader in der Musik auslebt. Foto: Buschfunk Medien

„Die Leute wollen das einfach nicht einsehen“: Für Axel Prahl ist es schwierig, sich als Musiker von seiner Rolle als Tatort-Star zu emanzipieren. Über ein Leben zwischen Musik und Schauspiel.

Von Silvia Dammer Donnerstag, 16.01.2025, 18:10 Uhr

Stade. Axel Prahl spricht mit dem TAGEBLATT über sein aktuelles Album, seine Liebe zum Meer und - natürlich - über Kommissar Thiel.
TAGEBLATT: Herr Prahl, wonach möchten Sie in einem Interview überhaupt nicht gefragt werden?

Axel Prahl: Oh, da beginnen wir ja gleich mit einer schwierigen Frage. Grundsätzlich rede ich ja ganz gerne über nahezu alle Themen. Es gibt aber eben auch Dinge, die man für sich behalten möchte. Und es ist es ja auch immer gut, wenn man noch Themen zur Verfügung hat, mit denen man überraschen kann.

Sie haben in Ihrer Jugend im Kirchenchor gesungen und klassischen Gitarrenunterricht genommen. Wie haben diese Erfahrungen Ihre musikalische Reise geprägt? Haben Sie damals schon geahnt, dass Ihr Weg Sie einmal aus dem Gotteshaus auf Bühnen führen würde?

Wenn ich auf meine damalige Kantorin gehört hätte, wäre mir schon deutlich früher klar geworden, was für einen Beruf ich später einmal haben werde. Die hatte nämlich damals schon immer gesagt, ich wäre der geborene Schauspieler. Aber auch meine musikalischen Fähigkeiten wusste sie seinerzeit schon gut zu nutzen. So habe ich beispielsweise zu Weihnachten, in der bis auf den letzten Platz voll besetzten Neustädter Kirche mal das Lied „Es ist ein Ros entsprungen“ darbieten dürfen. Damals noch mit glockenklarer Sopranstimme.

„Das Meer prägt“

Ihr erstes Album trägt den Titel „Blick aufs Mehr“ und Ihr aktuelles Album heißt „Mehr“. Was bedeutet das „Mehr“ für Sie und wie zeigen sich die Weiterentwicklungen zwischen den beiden Alben?
Auf dem zweiten Album „Mehr“ sind deutlich mehr Titel und auch deutlich mehr Musikstile versammelt. Allein damit wären wir dem Titel ja schon durchaus gerecht geworden. Aber es kommt auch noch das deutlich größere Orchester dazu. Meine zweite Scheibe durfte ich nämlich mit den Brandenburger Symphonikern einspielen.

Bei meinem ersten Album war das Babelsberger Filmorchester dabei, das aber deutlich weniger Musiker beschäftigt als die Brandenburger Symphoniker. Doch davon ganz abgesehen handelt es sich bei diesen Titeln natürlich um ein Wortspiel, denn es soll auch den maritimen Charakter meiner Ton-Schöpfungen ankündigen. Ich bin am Meer aufgewachsen, und das prägt nahezu jeden Menschen ziemlich nachhaltig.
Apropos prägende Erlebnisse und Liebe zum Meer: Der Übergang zum Schauspiel war bei Ihnen fast so überraschend wie ein spontaner Segeltörn. Ihre Karriere als Schauspieler begann eher zufällig nach einem Lehramtsstudium. Was hat Ihnen an der Schauspielerei sofort gefallen und was hat Sie dazu bewogen, diesen Weg ernsthaft zu verfolgen?
Wenn ich ganz ehrlich bin, war es der schnöde Mammon. Ein monatliches Salär von 1000 Mark bot mir damals die Möglichkeit, angemessen mein Dasein zu fristen. Von der Musik konnte ich damals leider nicht leben. Das geht ja bedauerlicherweise vielen Musikern so. Was sich jetzt aufgrund des Internets und den unzähligen Flatrate-Onlineangeboten ja auch noch massiv verschlechtert hat.

Als „Kommissar Thiel“ wurde Prahl berühmt

Ihre Rolle als Kommissar Thiel im „Tatort“ ist sehr populär. Fällt es Ihnen schwer, diese Rolle von Ihren anderen künstlerischen Projekten zu trennen? Und andererseits: Können Sie sie auch verbinden?
Wie Sie ja schon allein an Ihrer Frage bemerken dürften, fällt es anscheinend schwer, diese Dinge zu trennen. Ich werde zwar nie müde zu betonen, dass Hauptkommissar Thiel ein extrem unmusikalischer Mensch ist und insofern wenig mit Axel Prahl zu tun hat, aber die Leute wollen das einfach nicht einsehen. Andererseits darf ich dieser Rolle aber auch sehr dankbar sein, da sie mir natürlich auch eine extreme Popularität verschafft hat.
Wie würden Sie die Bühnenfigur Axel Prahl beschreiben? Gibt es Elemente Ihrer Schauspielrollen, die Sie in Ihre Live-Musikauftritte einfließen lassen?
Das habe ich anfänglich vielleicht hier und da noch mal aufblitzen lassen, inzwischen hat sich das aber komplett erledigt. Prahl singt Prahl, Prahl ist Prahl. An diesen Konzertabenden bin ich immer sehr bei mir. Natürlich hilft mir ab und an auch eine spielerische Attitüde. Das ergibt sich aber meistens durch den Song, den ich gerade spiele. Bei dem Stück „Polonaise internacional“ beispielsweise, spiele und singe ich einen italienischen Mafioso.

„Ohne Humor wäre die Welt unerträglich“

Und wie ist das, wenn Sie Musiker spielen? Sind das Rollen, die Sie besonders mögen, weil Sie so mehrere Seiten Ihrer Künstlerpersönlichkeit ausspielen können?
Es ist natürlich eine besondere Herausforderung, und Herausforderungen mag ich. Es ist natürlich auch großartig, wenn man mit selbst komponierter Musik überzeugen kann. In dem Film „Nur mit Dir zusammen“, in dem ich den Vater von Juli, gespielt von Vanessa Mai, spiele, stammen einige Musikstücke aus meiner Feder, beispielsweise das Kinderlied „In meinem Traum“, ein Schlaflied, das auch bei „Gute Nacht Sterne“ erschienen ist.


Von Schlafliedern zu politischen Positionen ist es nur ein kleiner Schritt, zumindest im Theater oder Film. Im Gegensatz zu manchen Ihrer Kollegen lehnen Sie politische Ambitionen aber strikt ab. Warum haben Sie entschieden, sich aus der Politik herauszuhalten?
Menschen neigen leider sehr zum Schubladendenken. Drum ist es meines Erachtens sinnvoll, sich aus politischen Diskussionen rauszuhalten. Außer natürlich, dass man sich als sogenannter Prominenter dafür einsetzt, Fremdenhass, Diskriminierung und Rechtsextremismus zu bekämpfen.
Sie haben einen ausgeprägten Sinn für Humor und Selbstironie. Wie wichtig ist Ihnen diese Eigenschaft im Alltag und in Ihrer Karriere?

Ein Leben ohne Humor ist möglich, aber sinnlos, um es mal, etwas abgewandelt, mit Loriot zu sagen. Für mich wäre die Welt ohne Humor unerträglich! Es ist ja so schon schwer genug.

Axel Prahl und das Inselorchester treten am Samstag, 18. Januar, um 19.30 Uhr im Stadeum auf. Restkarten gibt es unter www.stadeum.de.

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