TVierfach-Mord: Ex-Frau von Florian G. überrascht mit Reaktion vor Gericht

Den angeklagten Florian G. würdigte seine Ex-Frau keines Blickes. Foto: Sina Schuldt/dpa
Die 34-Jährige sollte am Dienstag vor dem Landgericht Verden aussagen. Mit Spannung wurde ihr Auftritt erwartet. Doch es kam anders.
Scheeßel/Verden. Überraschend verweigerte die 34-Jährige aus Brockel die Aussage. Dafür will sich am Freitag der Angeklagte erstmalig in dem Prozess zu den Tatvorwürfen äußern. Ausgerechnet am Geburtstag des ermordeten 30-Jährigen aus Westervesede.
Es war sicher die mit der größten Spannung erwartete Aussage in dem Mordprozess. Gefasst wirkte die Zeugin, als sie den Schwurgerichtssaal betrat. Knapp 20 Medienvertreter und etliche Zuschauer saßen hinter ihr, als sie an dem für die Zeugen vorgesehenen Tisch in der Mitte des Saals Platz nahm.
Der Vorsitzende Richter Volker Stronczyk erläuterte ihr Pflichten und Rechte eines Zeugen. Es spreche viel dafür, dass die Ursache der Taten eine Beziehungsproblematik gewesen ist. „Wollen Sie aussagen?“, fragte der Vorsitzende die zweifache Mutter aus Brockel. Sie antwortete mit einem klaren Nein. „Vielen Dank für Ihr Kommen“, erwiderte der erfahrene Vorsitzende und ergänzte: „Ich möchte Ihnen gleichwohl für Ihren weiteren Lebensweg alles Gute wünschen.“ Dann verließ die 34-Jährige wieder den Saal.
Hass und Rache entwickeln sich nach Ehe-Aus
Gründe muss ein Zeuge nicht angeben. Oftmals teilen Zeugen aber im Vorfeld mit, wenn sie von dem Recht, die Aussage zu verweigern, Gebrauch machen werden. Darauf gab es hier offenbar keine Hinweise. Auch nicht, nachdem die ursprünglich für den 24. Januar geplante Aussage verschoben worden war. Als Grund war seinerzeit die Verhinderung des psychiatrischen Sachverständigen an dem vorgesehenen Verhandlungstag genannt worden.
Die Staatsanwaltschaft geht in ihrer Anklage von Rache und Hass als Tatmotiv nach dem Scheitern der Ehe aus. Erschossen wurde der neue Freund der Zeugin, zum Tatzeitpunkt bestand die Ehe noch, dessen Mutter aus Westervesede sowie die beste Freundin der Zeugin und die dreijährige Tochter der getöteten 33-Jährigen aus Brockel. Gegenüber einem Freund soll der Angeklagte unmittelbar nach der Tat gesagt haben, dass er seine Frau verschont habe, weil sie hochschwanger sei und er nicht wisse, ob er der Vater sei.
Aufzeichnungen auf dem Babyfon
Das in den Armen ihrer Mutter erschossene dreijährige Mädchen will der Angeklagte nicht gesehen haben. Die Kamera eines Babyfons hatte die Tat gefilmt. Nur am Richtertisch wurde am Dienstag das Video angesehen. Man sehe, die Mutter, die das Kind in einer Decke vor ihrem Körper gehalten habe. „Es guckt raus ein Bein und oben die Haare“, fasste der Vorsitzende anschließend zusammen. Der Blickwinkel des Angeklagten sei aber ein anderer gewesen und man sehe, wie die Tür aufgetreten und sofort geschossen worden ist.
Die Verteidigerin habe bei der Haftbefehlsverkündung schon thematisiert, dass ihr Mandant das Kind nicht gesehen habe, meinte ein Richter des Verdener Amtsgerichts zu erinnern. Bei dem Termin habe der 33-Jährige auch schon „soldatisch gefasst“ gewirkt.
„Eiskalter Killer“ auf dem Weg in die JVA Bremervörde
Auf einen Rotenburger Polizisten, der an dem anschließenden Transport in die Justizvollzugsanstalt Bremervörde beteiligt war, wirkte der Angeklagte wie ein „eiskalter Killer“. Unterwegs habe dieser unter anderem gesagt, dass er sich „den Kopf weggepustet“ hätte, wenn er wahrgenommen hätte, dass er ein Kind erschossen hat. Bezüglich der Tötung des Kindes zieht die Kammer eventuell eine fahrlässige Tötung in Betracht.
Am Freitag wird der Prozess fortgesetzt.