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Großfeuer

TScheunenbrand in Assel: Retter laufen zum Feuer, um Kälber zu retten

Lilian Trebesius kümmert sich um das kleine, wenige Wochen alte Kälbchen, das aus der brennenden Scheune getragen werden musste. Im Hintergrund der besorgte Landwirt Jan Oltmann.

Lilian Trebesius kümmert sich um das kleine, wenige Wochen alte Kälbchen, das aus der brennenden Scheune getragen werden musste. Im Hintergrund der besorgte Landwirt Jan Oltmann. Foto: Knappe

Bei einem Großbrand auf dem Hof Oltmann gerieten am Montagnachmittag 60 Kälber in Gefahr. Mitarbeiter reagierten mutig. Ein Tier rannte ins Feuer.

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Von Katja Knappe
Montag, 03.06.2024, 20:30 Uhr

Assel. Die Mitarbeiter vom Hof Oltmann in der Johann-Grodtmann-Straße in Assel waren mitten in der Erntearbeit. Der zweite Schnitt. Der Betrieb hält einige Hundert Milchkühe und Kälber, betreibt eine Biogasanlage und Feldwirtschaft.

„Unser Praktikant sagte dann plötzlich was von Grillgeruch. Aber das roch anders. Dann sah ich schon die Rauchwolken aus dem Stall kommen, bin hingerannt und habe die Feuerwehr gerufen“, erzählte Lilian Tebesius, die seit dem Vorjahr als Landwirtin auf dem Hof beschäftigt ist. „Ich war gerade beim Füttern, als ich Stichflammen aus dem Dach kommen sah“, sagte Betriebsinhaber Jan Oltmann.

Hof-Mitarbeiter befreien die Kälber

Die Scheune ist groß: etwa 50 Meter lang, 12 Meter breit, die Firsthöhe liegt bei 9 Metern. Etwa 50 bis 60 Kälber seien im Stall untergebracht gewesen, sagte Oltmann. Außerdem beherbergt die Scheune ein mehrere Meter hohes Lager an Stroh in Quaderballen. Etliche Mitarbeiter rannten trotz des Feuers in den Stall und befreiten die Kälber im Alter von vier Wochen bis zehn Monaten und trieben die panischen Tiere aus der Halle ins Freie.

Dieses Kalb war direkt ins Feuer gelaufen und hat schwere Brandverletzungen.

Dieses Kalb war direkt ins Feuer gelaufen und hat schwere Brandverletzungen. Foto: Knappe

Das kleinste Tier, ein schwarzes, gerade wenige Wochen altes Kälbchen, trugen sie auf den Armen aus der Halle. „Ein Kalb ist direkt ins Feuer gerannt“, erzählte Jan Oltmann. Es hat schwere Brandverletzungen an den Vorderbeinen, am Leib und am Kopf davongetragen. Ob es gerettet werden kann, ist noch unklar, der Tierarzt traf erst am Abend auf dem Hof ein.

Um 15.56 Uhr waren die Feuerwehren über die Einsatzleitstelle alarmiert worden, rasch wurde der Brand als Großfeuer eingestuft. Als die Ortswehr Assel als erste nach wenigen Minuten eintraf, rannten den Feuerwehrleuten aus der brennenden Scheune bereits die Kälber entgegen. Vier weitere Feuerwehren aus Drochtersen, Asselermoor, Drochtersermoor und Dornbusch und die Drehleiter aus Stade rückten an.

Innerhalb kurzer Zeit hatten die Feuerwehrleute den Brand unter Kontrolle. Die Flammen hatten bereits aus dem Scheunendach gelodert.

Innerhalb kurzer Zeit hatten die Feuerwehrleute den Brand unter Kontrolle. Die Flammen hatten bereits aus dem Scheunendach gelodert. Foto: Knappe

Flammen lodern aus dem Dach

In der Oltmann-Scheune loderten die Flammen bereits aus dem Dach, mehrere Lichteinlassfenster aus Kunststoff waren geschmolzen, aus den Löchern drangen Rauchschwaden und Stichflammen. „Eine Drehleiter ist wichtig, sobald das Feuer ans Dach geht, damit man hier notfalls von oben und außen löschen kann“, erklärte Assels Gemeindebrandmeister Arnd König.

Drohne im Einsatz

Unter schwerem Atemschutz richteten die Feuerwehrleute vom Eingangsbereich aus den Wasserstrahl auf den mehrere Meter hohen, brennenden Ballenberg. Nach kurzer Zeit gelang es ihnen, das Feuer unter Kontrolle zu bringen und eine Ausbreitung zu verhindern.

Später rissen sie die Ballen mit einem Radlader herunter und auseinander. Das Stroh wurde ins Freie gefahren und in Einzelchargen nochmals abgelöscht. Mit einer Drohne, die mit einer Wärmebildkamera bestückt war, suchten die Einsatzkräfte auch aus der Luft nach verbliebenen Glutnestern.

Zur Brandursache konnte die Feuerwehr noch nichts sagen. Betriebsleiter Jan Oltmann hält eine Selbstentzündung des Strohs für sehr unwahrscheinlich: „Das Stroh lagert ja schon über ein Jahr.“ Er vermutet einen technischen Defekt.

16-Jähriger kommt ins Krankenhaus

Menschen wurden direkt durch den Brand nicht verletzt. Ein 16-jähriger Hof-Helfer aus dem Dorf wurde aber mit dem Rettungswagen ins Krankenhaus gebracht. Der Jugendliche habe vermutlich einen Zusammenbruch erlitten, aber keine Verletzungen durch Feuer oder Rauch, sagte Gemeindebrandmeister König. Alle Mitarbeiter des Betriebs wurden im Rettungswagen untersucht, um Rauchvergiftungen auszuschließen.

Eine besorgte Katzenmutter

Die Kälber waren sofort in einem der benachbarten Ställe auf dem Hof untergebracht worden. Noch während die letzten Löscharbeiten liefen, hatten sich die meisten wieder beruhigt, die Kleinen labten sich schon nach kurzem wieder schmatzend an Milchnahrung. Weitere tierische Hofbewohner waren von dem Feuer betroffen: Eine besorgte Katzenmutter rannte inmitten der Löscharbeiten immer wieder zur Scheune, um nach ihrem Nachwuchs zu sehen, der in einem nicht vom Brand betroffenen Lagerbereich, unter einer Holzpalette, lebt.

Landwirt Oltmann bei dem Fohlen, das wenige Stunden vor Ausbruch des Brandes geboren wurde und mit seiner Mutter Balalaika im benachbarten Pferdestall bleiben musste.

Landwirt Oltmann bei dem Fohlen, das wenige Stunden vor Ausbruch des Brandes geboren wurde und mit seiner Mutter Balalaika im benachbarten Pferdestall bleiben musste. Foto: Knappe

In einem weiteren Stall direkt hinter der Scheune waren fünf Pferde untergebracht, die der Brandgeruch scheu machte. Die Familie hatte vier gleich ins Freie geschickt. Doch die Hannoveranerstute Balalaika musste im Stall bleiben, trotz Brandgeruchs: Sie hatte hier wenige Stunden vor dem Ausbruch des Feuers um die Mittagszeit ein gesundes Stutfohlen zur Welt gebracht, das nun in seinen ersten Lebensstunden schon so viele Aufregungen erleben musste.

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