TSchicksal berührt Region: So geht es Kira nach den Amputationen

Kira Sondermann (rechts) ist froh, wieder zu Hause bei ihrer Familie zu sein. Auch Mutter Bianca Großmann ist erleichtert. Foto: Buchmann
Seit November 2023 begleitet das TAGEBLATT das Schicksal der 23-jährigen Kira aus Dollern, die urplötzlich schwer erkrankte. Jetzt ist sie wieder bei ihrer Familie und erzählt, welche Höhen und Tiefen sie in den letzten drei Monaten durchlebt hat.
Dollern. Kira sitzt im Rollstuhl neben ihrer Mutter am Küchentisch, die Hände in den Schoß gelegt. Obwohl ihr im Herbst alle Finger, das linke Bein bis zum Knie und die Fußzehen am rechten Fuß amputiert wurden, wirkt die 23-Jährige aus Dollern fröhlich.
Sie freue sich, wieder zu Hause zu sein, sagt Kira schüchtern. Doch die letzten drei Monate Klinikaufenthalt, in denen das TAGEBLATT sie medial begleitete, haben Narben bei ihr hinterlassen - äußerlich wie innerlich.
Masse an niederschmetternden Diagnosen
Anfang Oktober 2023 musste Kira Sondermann wegen schwerer gesundheitlicher Beschwerden zunächst ins Elbe Klinikum, danach per Helikopter weiter in die Hamburger Unfallklinik, wo die Ärzte sie in ein künstliches Koma versetzten.
Die zwischenzeitlichen Diagnosen waren niederschmetternd für Familie Großmann aus Dollern: eine Nierenbeckenentzündung, zwei Keime, eine Sepsis, eine Lungenentzündung, mehrere Schlaganfälle, eine Herzklappenentzündung sowie eine starke Durchblutungsstörung.
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Medikamente und Arzttermine beherrschen den Alltag
„Wir sind froh, dass Kira jetzt wieder bei uns zu Hause ist“, sagt Mutter Bianca Großmann sichtlich erleichtert. Mehr als drei Monate lang war sie fast täglich mit dem Auto zwischen Dollern und Hamburg gependelt.
„Wir haben geschaut, dass möglichst jeden Tag jemand bei Kira ist“, sagt die Mutter. Ihren 23. Geburtstag und Weihnachten feierte die Familie ebenfalls in der Klinik. „Ihr Großvater hatte Lichterketten und einen kleinen Tannenbaum zur Dekoration mitgebracht“, sagt Bianca Großmann.

Im Oktober 2023 musste die damals 22-Jährige mit schwerwiegenden Diagnosen ins Hamburger Unfallklinikum eingeflogen werden. Foto: privat
Medikamente bestimmen Alltag
Kiras Alltag in Dollern ist aktuell geprägt von Medikamenten und Arztterminen. Jeden Morgen bekommt sie eine Thrombosespritze sowie ein gutes Dutzend Tabletten und Tropfen. „Kira hatte vorher zwar schon Medikamente wegen ihrer Epilepsie nehmen müssen, aber so viele gleichzeitig waren es noch nie“, sagt Bianca Großmann.
Auch stehen fast täglich Besuche bei verschiedenen Ärzten von Augenärzten bis Hautärzten sowie bei Physiotherapeuten im Kalender. Deshalb genießt es Kira, wenn sie mal nicht aus dem Haus muss und in ihrem neuen Pflegebett Fernsehen schauen oder Musik hören kann. Am liebsten hört sie aktuell Lieder des Deutschrappers Apache 207.
Viele Menschen helfen mit Spenden
Dank der zahlreichen Unterstützung durch die Menschen im Landkreis sammelte die Familie über 30.000 Euro an Spendengeldern, womit sie schon im Herbst ein behindertengerechtes Fahrzeug für Kira anschaffen konnte. Auch der dringend benötigte Treppenlift ist inzwischen eingebaut. „Wir sind allen so dankbar, die uns unterstützt haben“, sagt Bianca Großmann. Auch Kira hat sich sehr gefreut, als sie zu Hause erfahren hat, wie viele Menschen ihr helfen wollten. „Das war ungewohnt für mich“, sagt Kira.
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Spenden erleichtern vieles
Mit Hilfe der Spenden konnte die Familie auch Kiras Prothesen fertigen lassen und passende Hilfsstühle für das Badezimmer besorgen. Inzwischen seien auch viele Zuschüsse und Kostenübernahmen durch die Krankenkasse bewilligt worden.
Aktuell besucht Kira eine Gehschule in Stade, um mit ihren Prothesen das Gehen neu zu lernen. Für die Vorderfußprothese in Schuhform, die die fehlenden Zehen am rechten Fuß ersetzen soll, hat sie sich ein besonderes Design ausgesucht. „Mit einem Einhorn drauf“, sagt Kira schüchtern und lächelt.
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Schlechte Behandlung in Hamburger Reha-Klinik
Während der ärztlichen Behandlung in den letzten vier Monaten sei jedoch nicht immer alles gut gelaufen. Kira wurde nach dem Aufenthalt im Unfallklinikum in eine andere Hamburger Klinik verlegt, wo sie durch eine dreimonatige Rehabilitationsmaßnahme wieder fit gemacht werden sollte. „Die Ärzte und Pflegekräfte sind dort schlecht mit ihr umgegangen“, berichtet die Mutter. Dies sei so weit gegangen, dass Kira nicht mehr von den männlichen Pflegern umgezogen oder gewaschen werden wollte.
Angst vor dem Krankenhaus
Auch sei Kira laut Aussage der Mutter die Notklingel weggenommen worden, da sie diese zu oft benutzt habe. Die Information, dass Kira am 24. Januar entlassen werde, habe Bianca Großmann erst wenige Tage vorher per Telefon erhalten. Bianca Großmann lobte jedoch die Therapeuten der Klinik, „sie haben einen super Job gemacht“. Trotzdem habe Kira seitdem Angst, wieder in ein Krankenhaus zu müssen.
Für Kira geht es jetzt aber erst mal im heimischen Umfeld in Dollern weiter. Mit den Arztbesuchen arbeitet sie auch daran, im Frühjahr wieder die Arbeit bei der Lebenshilfe Stade zu besuchen. Dort hat Kira in der Wäscherei gearbeitet. „Wir haben Anrufe von der Lebenshilfe bekommen, dass sie Kira sehr vermissen“, sagt Bianca Großmann. Und Kira freue sich auch schon, ihre Kollegen dort wiederzusehen.