TSchimmel, Elternproteste, viele Kinder: Schulen sorgen für Zündstoff in Buxtehude

Symbolisch für die Baumisere an großen Buxtehuder Schulen: Im Altbau an der Halepaghen-Schule klafft an einem früheren Übergang zwischen den Gebäuden ein provisorisch abgedichtetes Loch. Foto: Thomas Sulzyc
Bauliche Zustände, Proteste gegen die AfD, die Frage, wo die vielen Grundschüler untergebracht werden sollen: In Buxtehude stand das Jahr 2023 ganz im Zeichen der städtischen Schulen - und das wird 2024 so bleiben, denn es stehen richtungsweisende Entscheidungen an.
Buxtehude. Schimmelpilz und herabfallende Deckenplatten in Klassenräumen: Zunehmend kam in diesem Jahr der teilweise schlechte bauliche Zustand großer Schulen in Buxtehude zum Vorschein. In der Integrierten Gesamtschule (IGS) mussten zwei Klassenräume gesperrt werden, nachdem Deckenplatten durchfeuchtet in Klassenräume gefallen sind. Wegen undichter Stellen im Dach fielen nach Dauerregen und Schneefall zwei weitere Fachräume und zwei Klassenräume aus.
Das Problem mit dem 9000 Quadratmeter großen Dach der IGS ist lange bekannt. Ein Klassenraum ist seit zweieinhalb Jahren undicht. Die Dachsanierung für rund vier Millionen Euro hat sich immer weiter verzögert. Eigentlich sollte es im Mai 2023 losgehen. Jetzt wird sie voraussichtlich frühestens im März 2024 beginnen. Die Wasserschäden hatten Folgen: Experten entdeckten bei Raumluftmessungen im Bereich der fünften Klassen Schimmelsporen.
Löcher im Mauerwerk sollen geschlossen werden
Auch an der Halepaghen-Schule (HPS) befürchteten Eltern, dass sich Schimmelsporen ausbreiten könnten. Nach gutachterlichen Ergebnissen seien zwar keine Beeinträchtigungen der Raumluft in den Unterrichtsräumen aufgetreten. Aber in einem provisorischen Lagerraum, der nicht für schulische Zwecke genutzt werde, seien die mikrobiellen Bestandteile in der Raumluft deutlich erhöht. Provisorische Abdeckungen an zwei großflächigen Löchern im Mauerwerk der HPS-Gebäude sind sichtbarer Ausdruck der Schulmisere.
An beiden betroffenen Schulen stehen in den Weihnachtsferien Bauarbeiten an. Zum Unterrichtsbeginn im neuen Jahr sollen sie beendet sein. An der IGS werden bereits die schimmelbelasteten Deckenteile entfernt. Zudem sind dort Luftreiniger aufgestellt worden.

Symbolisch für die Baumisere an großen Buxtehuder Schulen: Im Altbau an der Halepaghen-Schule klafft an einem früheren Übergang zwischen den Gebäuden ein provisorisch abgedichtetes Loch. Foto: Thomas Sulzyc
Die zwei provisorisch abgedichteten Löcher an den Außenwänden der Halepaghen-Schule sollen wieder verschlossen werden, so dass die Räume dahinter weiterhin vor der Witterung geschützt sind. Früher hat hier ein Übergang zwei Gebäude verbunden. Der Schimmel in den betroffenen Räumen sei nach Angaben der Stadt Buxtehude bereits entfernt worden.
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AfD-Veranstaltung Auslöser großer Protestkundgebungen
Zusätzlich tragen ungelöste politische Fragen zur Schulmisere in Buxtehude bei. Elternvertreter sind in Aufregung, sehen die parteipolitische Neutralität verletzt. Sie fordern deshalb in einer Petition eine Änderung der Satzung zur Nutzung von öffentlichen Gebäuden. Demnach sollten ihrer Meinung nach politische Parteien Schulen nicht als Bühne für einseitige politische Veranstaltungen nutzen dürfen. Das erlaubt die jetzige Satzung. Das Ergebnis einer rechtlichen Prüfung seitens der Stadtverwaltung steht noch aus - ebenso eine Entscheidung des Stadtrats. Auslöser der Debatte waren im September Proteste von Eltern wegen einer Veranstaltung der AfD in der Aula Süd. Insgesamt 500 Menschen kamen zu zwei Protestkundgebungen am Veranstaltungstag zusammen.

In diesem Klassenzimmer an der IGS Buxtehude tropft Wasser durch die Decke. Foto: Karsten Wisser
Auf die lange Bank schob die Stadtverwaltung die konstituierende Sitzung des Stadtelternrats - zum Missfallen der ehrenamtlich engagierten Eltern. Nach Ablauf der zweijährigen Wahlperiode hätte der neue Stadtelternrat im November zusammentreten sollen. Dazu kam es bis heute nicht. Den ursprünglich vorgesehenen Termin am 17. November habe die Stadtverwaltung laut dem Stadtelternrat wegen eines Formfehlers gestrichen - weil die Grundschule Altkloster einen Stellvertreter ihres Elternvertreters nicht benannt habe.
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Der nächste angesetzte Termin am 5. Dezember platzte auch: wegen des Schneefalls und der Straßenglätte. Anschließend habe sich die Stadtverwaltung nicht in der Lage gesehen, einen Ersatztermin vor Weihnachten anzubieten. Am Mittwoch, 17. Januar, 18 Uhr, endlich soll der neu zusammengesetzte Stadtelternrat zu seiner konstituierenden Sitzung zusammenkommen - mit zwei Monaten Verspätung. Nicht in einer der insgesamt zehn städtischen Schulen, sondern in der früheren Malerschule (Deck 1).
Personalengpässe in der Verwaltung verschärfen die Misere
Der Stadtelternratsvorsitzende Marc Höper und sein Stellvertreter Sebastian Lenk schlagen im Gespräch mit dem TAGEBLATT eine Ideenbörse vor, um Auswege aus der Schulmisere zu finden. Gemeint ist ein „Workshop-Format“, an dem Vertreter der Stadtverwaltung, Eltern, Lehrer, Schüler, aber auch Sachkundige wie Hausmeister an den Schulen zusammenkommen. Vorbild sei die Öffentlichkeitsbeteiligung zu dem Konzept „Buxtehude 2035“.

Marc Höper, kommissarischer Vorsitzender des Stadtelternrats Buxtehude, schlägt eine Ideenbörse zur Behebung der Schulmisere vor. Foto: Thomas Sulzyc
In einer E-Mail an Stadtelternvertreter und übrige Eltern an Schulen, die dem TAGEBLATT vorliegt, zeigt sich der Vorstand des Stadtelternrats besorgt, ob die Stadtverwaltung wegen personeller Verluste der Aufgabe allein noch gewachsen sei.
Der Leiter für den Fachbereich Soziales, Jugend, Schule und Sport, Dirk Mellies, verlässt die Stadtverwaltung und kehrt nach Hamburg zurück. Ebenso gehe laut dem Stadtelternrat der bisherige Sportkoordinator Daniel Bierhoff. Wichtige Stellen in der Fachgruppe Schulen und Sport und im Bauamt seien nicht besetzt, heißt es in der E-Mail. Marc Höper: „Wenn der Personalkörper wegbricht, wie will die Stadtverwaltung die Riesenprobleme angehen?“
Sporthallen sollen 2024 zum zentralen Thema des Stadtelternrats werden
Da sind zum Beispiel veraltete Toiletten an Schulen. Deren Modernisierung beschäftigt mittlerweile auch die Fraktionen im Stadtrat. Und da ist auch der Anbau an die Halepaghen-Schule, der sich verzögert. „Der Neubau ist nicht im Zeitplan“, sagt Schulelternratsvertreter Lenk. Indes behelfe sich die Schulgemeinschaft mit Provisorien: Zum Beispiel sei die Schulleitung über das komplette jetzige Gebäude verteilt.
2024 will der Stadtelternrat die Sporthallen zu einem zentralen Thema machen. Ob es nötig sei, dass die Sporthalle an der Albert-Schweitzer-Schule seit mehr als einem Jahr für den Sportbetrieb gesperrt sei, fragt Höper. Die Turnhalle ist als mögliche Unterkunft für Geflüchtete vorgesehen und steht leer.
Diskussion um eine weitere Grundschule
Vor allem aber habe die Stadt Buxtehude als Schulträger nach Meinung des Stadtelternratsvorstands keine Antwort auf die steigenden Schülerzahlen. „Die Stadt bekommt das Problem nicht mehr gelöst, indem sie die Schuleinzugsbereiche verändert“, sagt Höper. Grundschulen dürften nach den gesetzlichen Vorgaben lediglich in Ausnahmefällen für die Dauer von zwei Jahren fünfzügig sein. Die von der Stadtverwaltung erwartete Entwicklung der Schülerzahlen lasse darauf schließen, dass die vorhandenen Grundschulen nicht ausreichen. Die Stadt Stade habe zwölf Grundschulen, Buxtehude lediglich fünf, sagt Höper.
Die Lösung könnte der Neubau einer zusätzlichen Grundschule sein. Alle Zahlen deuteten darauf hin. Aber eine Antwort der Stadt Buxtehude stehe noch aus. Der Stadtelternratsvorsitzende appelliert an die Fraktionen im Stadtrat, die Stadtverwaltung möglichst schnell mit der Suche nach einem geeigneten Grundstück zu beauftragen. Höper: „Ich würde eine Dorfschule errichten.“