TSchleizer Dreieck und Hockenheimring: Sein Hobby führt auf legendäre Rennstrecken
Daniel Stache aus Reith fährt in diesem Jahr um die Deutsche Meisterschaft mit. Foto: Privat
Stoppelcross, Simson-Club und Touring-Fahrten, das alles hat Daniel Stache ausprobiert. Angelangt ist er bei der ultimativen Kurvenlage. Jetzt startet der Motorradfan im Twin Cup und saust mit Herz und Hubraum gen Ziel. Ein Hobby mit viel Adrenalin.
Brest. Die Yamaha MT07 ist bereit. Ihr Fahrer auch. „Ich freue mich auf den Start im Twin Cup“, sagt Daniel Stache. Im Mai geht es los. Der Wettbewerb wird als Rennserie im Rahmen der Internationalen Deutschen Motorradmeisterschaft IDM ausgefahren. Daniel Stache ist einer von 19 Startern, die teilnehmen dürfen. Das Hobby des 30-Jährigen aus Reith hat damit erkennbar die nächste Entwicklungsstufe genommen.
Erste Rennerfahrung als Goldener Reither auf dem Stoppelacker
Dass er sich für Motoren und schnelle Fahrzeuge interessiert, hat Daniel Stache schon als 16-Jährigen beim Stoppelcross über den Acker driften lassen. Als Goldener Reither war er zwischen Staub und Schlamm in einem goldfarbig lackierten Auto unterwegs. Mit der Simson und später auch mit deutlich schnelleren Zweirädern war er im Urlaub auf Tour - bis ihn sein Patenonkel Klaus-Jürgen Holst 2018 in Dänemark zum ersten Mal mit zu einer Fahrt auf einer Rennstrecke nahm.

Daniel Stache schraubt zu Hause in der Garage an seiner Yamaha. Foto: Fehlbus
Auf der Straße mit Gegenverkehr fahren: zu gefährlich
Da war er infiziert. Das schockte. Seitdem liebt er das sportliche Fahren, wenn Mensch und Maschine bei der Lenkung zur Einheit werden, der Lenker auf Spannung, das Knie dicht über dem Boden. „Auf der Straße fahre ich eigentlich so gut wie gar nicht mehr“, sagt Daniel Stache - „zu gefährlich.“
Auf der Rennstrecke fahren alle in dieselbe Richtung, es gibt keinen Gegenverkehr, keine Laster oder Autos. Und am Straßenrand stehen auch keine Bäume.
Mit Knieschleifer und Ellenbogenschoner in die 55-Grad -Neigung
Für die Kurvenlage kommt es auf Übung an. Normale Motorradfahrer fühlen sich bis 20 Grad Kurvenlage wohl. Die Spezialisten schaffen 65 Grad. Der gehobene Hobbybereich, zu dem die Serie der Zweiizylinder-Maschinen - auch Twins genannt - gehört, fährt mit 55 Grad durch die Kurven. Auf dem Knie ist ein Knieschleifer aus Holz, auf dem Ellenbogen ein Schutz aus Kunststoff. Und am Tritt lässt sich auch so manches ablesen. Obwohl er höher als üblich angebracht ist, hat der Asphalt das Metall selbst an der Yamaha von Daniel Stache eingekürzt.

Heiße Reifen: Ohne Profil, aber als Gummisammler sind die Fahrer mit den haltbaren Slicks unterwegs. Foto: Fehlbus
Kein Kinderkram: Mini-Bikes als Training für das Fahrgefühl
Wenn nicht gerade Rennsaison ist, fährt Daniel Stache zu Rennbahnen und Teststrecken, in diesem Frühjahr ging es mit dem VW-Bus bis nach Spanien. Regelmäßig nutzt er die Chance auf eine Kartbahn in der Nähe. Dort wird dann auf Mini-Bikes trainiert, die an die Kinder-Version der Rennmaschinen erinnern, aber viel Fahrgefühl erfordern. Fast immer mit dabei ist Freundin Rieke.
Beide lieben den Motorradsport, beide arbeiten für den Airbus-Flugzeugbau - er als gelernter Kfz-Mechatroniker als Strukturmechaniker, sie im Team Faserverbund. Das Fachwissen hilft gebündelt beim Aufbau der Maschine für die Straße und fürs Rennen.
Viel mehr als nur Festhalten: 17 Runden auf der Piste
Wer viel alleine machen kann, für den bleibt das Hobby größtenteils bezahlbar. Für ein paar Sponsoren-Labels auf der Rennkleidung wäre aber noch Platz, sagt der Motorradfan und lacht. Immerhin werden die Rennen im Internet übertragen und ziehen auch dank der Integration in die Deutsche Meisterschaft Tausende Zuschauer an.
Ein Rennen im Twin Cup mit 17 Runden bringt jede Menge Schweiß und Adrenalin mit sich. Eineinhalb Minuten je Runde, dann geht es ins Ziel. „Ich merke immer beim Absteigen, dass ich da sportlich mehr leisten muss als nur festhalten“, sagt Daniel Stache. Mitunter ziemlich außer Atem, ist er dankbar, dass er mit Rieke auch seine eigene Boxencrew an der Seite hat.
Drei Modelle mit maximal 78 PS im Twin Cup am Start
Im Twin Cup sind neben der Yamaha MT07 die Kawasaki Z650 und die Honda Hornet CB750 dabei. Die maximale Leistung an der Kurbelwelle darf bei allen Fahrzeugen 78 PS nicht überschreiten. Gefahren wird bei Regen mit einheitlicher Reifenvoraussetzung, bei trockener Fahrbahn mit Slicks, also profillosen Reifen. Nach ein paar Runden kleben schwarze Punkte auf den Rädern, die an schwarze Kaugummi-Rückstände erinnern. Gummiabrieb von anderen Reifen und heißes Gummi des eigenen vereinigen sich. Schon vor dem Start wird wie bei der Formel-1 mit Reifenhaube vorgewärmt.
Die großen Namen für die Einsteiger in den Motorradsport
Im Mai wartet zum Auftakt die Teststrecke Colmar Berg auf den Motorradfan aus der Samtgemeinde Harsefeld. Im Juli und August folgt das Schleizer Dreieck. Wenn es nach der Einschätzung der Gastgeber geht, ist das „Deutschlands älteste und beste Naturrennstrecke“. Das Finale findet auf dem Hockenheimring statt. Aber bis dahin wird noch so mancher Reifen auf Temperatur gebracht. Seine Vorbilder sind Valentino Rossi, Stefan Bradel oder Sandro Korthese. Es gibt Fotos, da ist er seinen Idolen schon optisch ganz nah. Daniel Stache weiß, dass für ihn und sein Hobby diese Saison erst einmal Lernen angesagt ist. In jeder einzelnen Kurve und jedem packenden Zweikampf geht es um Herz und Hubraum.

Die ersten Pokale stehen schon da. „Auf der Straße fahre ich fast gar nicht mehr", sagt Daniel Stache. Foto: Fehlbus
Rennserie
Der markenoffene Twin Cup startet 2024 im Rahmen der Internationalen Deutschen Motorradmeisterschaft IDM sowie anderer Meisterschaften. Vom 18. bis 24. Mai startet sie auf der Teststrecke Colmar Berg. Vom 26. bis 28. Juli gastiert sie auf dem Schleizer Dreieck, ebenso am 3. August und 4. August. Am 14. und 15. September sind die Rennen auf der Rennstrecke Frohburg. Abschließendes Finale auf dem Hockenheimring ist vom 20. bis 22. September.