Schwalben füttern ihre Jungen im Flug - Tauben erhalten nahrhafte Milch

Blaumeisen bei der Fütterung. Foto: Reinhard Paulin
Paarungsvorspiel, Balzfüttern und Paarung sind bei vielen Vögeln vorbei. Jetzt ist Brutzeit und viele Jungvögel sind geschlüpft. Für die Eltern ist jetzt Schwerstarbeit angesagt.
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Landkreis. Nun haben die Vogeleltern viel Arbeit. Nahrung für die immer hungrigen Jungen muss herangeschafft werden. Die Strategien für erfolgreiches Füttern sind in der Vogelwelt höchst unterschiedlich.
Blaumeise: Keine einheimische Vogelart fliegt so häufig zwischen Nahrungsquelle und Nest hin und her. Pausenlos werden die Jungen mit kleinen Insekten-Portionen versorgt. Lieblingsfutter: Blattläuse. Früh am Morgen schon weit vor sechs Uhr wird mit dem Füttern begonnen, bei Sonnenuntergang findet der arbeitsreiche Tag sein Ende. Ornithologen stoppten die Zeit und zählten genauer: Eine große Brut wurde von einem Männchen etwa jede Minute mit Nahrung versorgt. Ein Nestling erhielt am 14. Lebenstag etwa hundertmal am Tag Futter. Das ist schwere Arbeit.
Kiebitzküken müssen schnell auf eigenen Füßen stehen
Kiebitz: Die Jungen sind Nestflüchter. Nur wenige Stunden bleiben sie im Nest. Dann führen die Eltern die Jungen zu den Nahrungsplätzen. Oft müssen die Jungen weite Strecken marschieren. Anfangs bekommen sie das Futter von den Eltern gereicht, oder diese lassen es den Küken vor die Füße fallen. Bald müssen die Jungen das Fangen von Insekten üben, das genaue Zupicken muss gelernt werden. Nach etwa fünf Wochen müssen die Jungen sich selbst versorgen können, die elterliche Fürsorge ist vorbei.
Ringeltaube: Tauben haben in der Speiseröhre im Hals eine große Aussackung – den Kropf. Darin produzieren Drüsen für die Jungen „Kropfmilch“. Sie enthält fein abgestimmt und hochkonzentriert alles: Eiweiße, Zucker, Wasser und Vitamine. Kropfmilch ähnelt in ihrer Zusammensetzung der Säugetiermilch. Nur wenige Male am Tag bekommen die Jungen dieses Superkonzentrat gefüttert. So versorgt wachsen junge Tauben sehr schnell. Nach etwa vierzehn Tagen erfolgt die Umstellung auf Körnerfütterung.
Jungstörche benötigen 1200 Gramm Futter am Tag
Weißstorch: Störche fressen Mäuse, Frösche, Regenwürmer, Insekten oder Aas. Doch die Nahrung muss von weither herangeschafft werden. Die Lösung: Eine Zwischenlagerung der Nahrung in Schlund und Magen der Altvögel. Am Nest wird das Futter ausgewürgt. Ein größerer Jungvogel benötigt bis zu 1200 Gramm Futter am Tag. Das sind bei vier Jungen etwa fünf Kilo Nahrung täglich. Von früh bis in die Nacht hinein schaffen die Altvögel das Futter heran.
Rauchschwalbe: Schwalben und deren Junge benötigen Insekten und nochmal Insekten. Sie werden im Flug gesammelt und den Jungvögeln im Ballen verpackt übergeben. Aber die Versorgung kann dramatisch schwierig werden, wenn es längere Zeit regnet und kalt ist. Dann müssen die Jungen hungern oder die gesamte Brut kann absterben. Scheint die Sonne und gibt es reichlich Insekten, erfolgt die Fütterung im Minutentakt. Wenn die jungen Schwalben etwa 14 Tage alt sind, füttern die Altvögel ihre Jungen im Vorbeiflug. Wenige Tage später sind auch die Jungvögel Flugakrobaten und werden im Flug gefüttert.
Die Fütterung der Jungen ist unterschiedlich und an die Umwelt der Vögel gut angepasst. Alle Vögel sind direkt oder indirekt von Insektennahrung abhängig. Fehlt sie, dann bricht der Vogelbestand zusammen. Die Anzeichen dafür sind seit vielen Jahren leider deutlich zu erkennen. Darin besteht unter allen Wissenschaftlern Einigkeit.
Serie und Buch
Was kreucht und fleucht denn da in der Region? Wolfgang Kurtze, Vorsitzender der Lions-Naturschutz-Stiftung, schreibt über Phänomene und Kuriositäten in der Natur. Das TAGEBLATT veröffentlicht die Artikel des promovierten Biologen in loser Reihenfolge. Die erfolgreiche TAGEBLATT-Serie „Phänomene der Natur“ rückt kurzweilig Wissenswertes aus der Natur in den Mittelpunkt. Jetzt ist der zweite Band von Wolfgang Kurtze im Buchhandel erhältlich. Herausgeber ist die Lions Stiftung Stade zur Förderung des Natur- und Umweltschutzes. Erhältlich ist das reich illustrierte und in Jahreszeiten gegliederte Werk im Buchhandel für 19,90 Euro.