TSchwerer Unfall mit Wasserstoffzug trifft auf eine angespannte Ersatzteil-Lage

Einer der Treckerreifen steckte unter dem entgleisten Zug fest. Nachdem er entfernt und der Triebwagen in die Werkstatt gebracht wurde, steht das Ausmaß des Schadens an der Strecke fest. Foto: Feuerwehr
Seit August können von der EVB zu Stoßzeiten keine zusätzlichen Triebwagen angehängt werden. Die weltweit erste Wasserstoffzugflotte wartet auf dringend benötigte Ersatzteile. Und jetzt fällt ein weiteres Fahrzeug aus.
Kutenholz. Nach dem Zusammenstoß mit einem Traktor an einem Bahnübergang in Kutenholz hat der Triebwagen der EVB wieder feste Schienen unter den Rädern. Aber fahrtüchtig ist er derzeit nicht. Das sorgt bei der ohnehin angespannten Lage für Sorgen.
Nur die Hälfte der Wasserstoffzugflotte einsatzfähig
Derzeit ist aus verschiedenen Gründen nur rund die Hälfte der 14 Triebwagen der weltweit ersten Wasserstoffzugflotte im Linienverkehr einsatzfähig, erklärte ein EVB-Sprecher. Unter anderem fehlen routinemäßig zu erneuernde Ersatzteile. Bereits im August hatte die EVB mitgeteilt, dass Brennstoffzellen-Ersatzmodule vom Hersteller nicht lieferbar seien.
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„Leider stellen die aktuellen Liefer-Engpässe ein positives und über weite Strecken auch sehr erfolgreiches Projekt in ein schlechtes Licht“, so Robert Palm, Leiter Schienenpersonennahverkehr (SPNV) der EVB, im August. Mit allen Partnern und Verantwortlichen werde unter Hochdruck an einer Verbesserung der Situation gearbeitet - noch ohne größeren Erfolg. Und nun fehlt bis zur Reparatur mindestens ein weiterer Triebwagen.
Keine Fahrradmitnahme zu Stoßzeiten
Das Problem: Der EVB stehen durch die Ausfälle nicht genug Fahrzeuge zur Verfügung, um in Stoßzeiten Züge zu verlängern. Diesel- und Wasserstoff-Triebwagen lassen sich zudem nicht koppeln. Angesichts der knappen Plätze bittet die EVB deshalb seit einigen Wochen um Verständnis, dass eine Mitnahme von Fahrrädern und E-Scootern zu Stoßzeiten leider nicht möglich sei.
Die Regionalbahn 33 der EVB verkehrt im Landkreis Stade zwischen den Haltestellen Buxtehude, Apensen, Ruschwedel, Harsefeld, Bargstedt, Brest-Aspe und Kutenholz, mit Weiterführung in den Landkreis Rotenburg bis nach Bremervörde und weiter bis nach Bremerhaven und Cuxhaven. Auf der Strecke verkehrt der Wasserstoffzug mit leisem Antrieb per Elektromotor und abgasfreier Fahrt. Eine Brennstoffzelle auf dem Zugdach erzeugt Strom aus Wasserstoff und Sauerstoff.
Unfall mit dem Wasserstoffzug an Bahnübergang
Bei dem Unfall am Mittwochvormittag hatte ein 61 Jahre alter Traktorfahrer aus Seedorf einen unbeschrankten, mit Andreaskreuzen gesicherten Bahnübergang in Kutenholz befahren, als sich der Wasserstoffzug aus Richtung Bahnhof Kutenholz näherte.
Trotz sofort eingeleiteter Gefahrenbremsung konnte der Zug nicht rechtzeitig zum Stehen kommen. Es kam zum Zusammenstoß, bei dem der Traktorfahrer schwer verletzt wurde. Er wurde mit einem Rettungshubschrauber in eine Hamburger Klinik geflogen. Zuginsassen und Zugpersonal blieben bis auf einen Schock unverletzt.

Ein Wasserstoffzug verlässt die Wartungshallen in Bremervörde. Foto: Sabrina Nagel