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TSie haben Glück: Wohnstätten-Mieter zahlen im Schnitt weniger

Matthias Bunzel lebt mit seiner Familie seit Ende 2022 in der Teichstraße. Mieter der Wohnstätte ist er bereits seit 2011.

Matthias Bunzel lebt mit seiner Familie seit Ende 2022 in der Teichstraße. Mieter der Wohnstätte ist er bereits seit 2011. Foto: Stehr

Etwa 2600 Wohnungen vermietet die Wohnstätte Stade im Stadtgebiet. Hinter jeder Tür leben unterschiedliche Menschen.

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Von Lena Stehr
Dienstag, 29.07.2025, 11:50 Uhr

Stade. Knapp 50.000 Menschen leben in Stade, 5000 von ihnen sind Mieter der Wohnstätte Stade eG. Gegründet im Juli 1925 als Gemeinnützige Bau- und Siedlungsgenossenschaft Stade eGmbH hat sich die Wohnstätte in den vergangenen 100 Jahren zur größten Vermieterin der Stadt entwickelt. Im gesamten Stadtgebiet vermietet die Wohnstätte ungefähr 2600 Wohnungen. Das entspricht 20 Prozent des Mietwohnungsbestandes in Stade.

Bezahlbare Mieten und gute Nachbarschaft

Viele Wohnungen wurden modernisiert und energetisch saniert. Etwa zwölf Millionen Euro investiert die Wohnstätte jedes Jahr. Ziel: bezahlbaren Wohnraum in der Hansestadt anzubieten. Mieter der Wohnstätte zahlen mit knapp 8 Euro pro Quadratmeter circa drei Euro weniger als in Stade üblich. Die Genossenschaft legt besonderen Wert auf die Gestaltung der Wohnquartiere und fördert nachbarschaftliches Engagement.

Die meisten Hauptmieter der Wohnstätte sind zwischen 50 und 70 Jahre alt (32 Prozent), gefolgt von 30- und 50-Jährigen (30 Prozent). 25 Prozent der Mieter sind mindestens 70 Jahre alt, während die jüngeren Menschen unter 30 Jahren mit 13 Prozent die kleinste Gruppe stellen. Das Durchschnittsalter im Jahr 2024 betrug 53,6 Jahre.

Bärbel und Alexander Rezkowski leben seit mehr als 30 Jahren in ihrer Wohnstätten-Wohnung im Richeyweg in Hahle. Kurz nach dem Einzug legten die beiden ihren Garten an.

Bärbel und Alexander Rezkowski leben seit mehr als 30 Jahren in ihrer Wohnstätten-Wohnung im Richeyweg in Hahle. Kurz nach dem Einzug legten die beiden ihren Garten an. Foto: Stehr

Seit mehr als 30 Jahren leben Bärbel und Alexander Rezkowski in ihrer Wohnstätten-Wohnung im Richeyweg in Hahle. Die 66-jährige Haushälterin und der 72-jährige Elektriker wurden 1988 Genossenschaftsmitglieder. Ein Jahr zuvor gingen 50 Wohnhäuser aus dem Bestand der Nordwestdeutschen Siedlungsgenossenschaft mit 372 Wohneinheiten auf die Wohnstätte über. Das Paar lebte damals bereits seit zehn Jahren in Hahle. „Ganz früher hat die Genossenschaft noch alle zwei Jahre neue Tapeten für Stube und Küche spendiert, alle vier Jahre fürs Schlafzimmer“, erinnert sich Alexander Rezkowski.

Bärbel und Alexander Rezkowski feierten früher noch Kellerpartys mit der Hausgemeinschaft.

Bärbel und Alexander Rezkowski feierten früher noch Kellerpartys mit der Hausgemeinschaft. Foto: Stehr

Früher sei das nachbarschaftliche Miteinander intensiver gewesen. Im Gemeinschaftskeller oder draußen wurden bei Butterkuchen, Kaffee und Hochprozentigem Partys und Grillfeste gefeiert oder auch mal zusammen Saft eingekocht, sagt Bärbel Rezkowski. Heute sei die Fluktuation in den Wohnungen höher und das Verhältnis zu den Nachbarn weniger familiär.

Die Rezkowskis und ihr toller Garten

Die Rezkowskis wohnen trotzdem gern in ihrer etwa 80 Quadratmeter großen 4-Zimmer-Wohnung, in der sie zwei Kinder großgezogen haben und in der heute das Enkelkind ein- und ausgeht. Zum einen haben sich die Rezkowskis hier einen tollen Garten angelegt, zum anderen zahlen sie nur 835 Euro Warmmiete.

Wohnstätten-Mieterin Tara Soltani zahlt monatlich 1180 Euro Warmmiete. Die 29-Jährige lebt seit drei Jahren gemeinsam mit ihrer Mutter in einer 89 Quadratmeter großen 3-Zimmer-Wohnung in der Albert-Schweitzer-Straße. Die Wohnstätte hat den Altbau 2022 von einer Erbengemeinschaft gekauft und saniert.

Tara Soltani lebt seit drei Jahren in einer sanierten Altbauwohnung der Wohnstätte.

Tara Soltani lebt seit drei Jahren in einer sanierten Altbauwohnung der Wohnstätte. Foto: Stehr

„Wir fühlen uns sehr wohl hier, Stade ist eine lebendige Stadt mit tollen Menschen und guter Infrastruktur“, sagt Tara, die vor sechs Jahren aus dem Iran nach Deutschland flüchtete, weil sie hier als Frau freier leben kann. Bei der Wohnstätte machte sie eine Ausbildung zur Kauffrau für Büromanagement. Inzwischen arbeitet sie als Servicekraft in einem Stader Restaurant und träumt davon, sich in der Gastronomie selbstständig zu machen.

Für ihre 89 Quadratmeter große 3-Zimmer-Wohnung in Stade zahlt Tara Soltani 1180 Euro warm.

Für ihre 89 Quadratmeter große 3-Zimmer-Wohnung in Stade zahlt Tara Soltani 1180 Euro warm. Foto: Stehr

In einem 2011 von der Wohnstätte selbst gebauten Haus in der Teichstraße lebt Matthias Bunzel seit 2022 mit seiner Frau Anke Jörn und Tochter Vera. Überzeugter Wohnstättenmieter ist der 47-jährige Wirtschaftsförderer der Stadt Stade schon seit 2011. „Für uns ist das die beste Wohnform, wir werden hier professionell und persönlich betreut und unterstützt, man kennt sich“, sagt Bunzel. Von seinem Balkon kann er direkt auf die Wohnstätten-Geschäftsstelle gucken, die gerade für etwa 2,5 Millionen Euro erweitert wird.

Urban und trotzdem im Grünen leben

Bunzels 3-Zimmer-Wohnung mit großzügig geschnittener Wohnküche ist etwa 100 Quadratmeter groß und kostet knapp 1300 Euro warm. „Wir hatten bei der Wohnung gleich ein Wow-Gefühl. Auch Vera war sofort begeistert“, sagt Bunzel. Ihm war das Haus aufgrund seiner ungewöhnlichen Architektur mit rundem, von außen sichtbarem Fahrstuhlschacht, schon früher aufgefallen. Die Familie freut sich außerdem über die gute Hausgemeinschaft und darüber, dass es Tiefgaragenstellplätze gibt.

Matthias Bunzel und Tochter Vera freuen sich über ihren überdachten Balkon, auf dem viele Pflanzen wachsen. Von hier aus haben sie einen direkten Blick auf die Wohnstättenzentrale in der Teichstraße.

Matthias Bunzel und Tochter Vera freuen sich über ihren überdachten Balkon, auf dem viele Pflanzen wachsen. Von hier aus haben sie einen direkten Blick auf die Wohnstättenzentrale in der Teichstraße. Foto: Stehr

Die elfjährige Vera findet besonders gut, dass sie zu Fuß zur Schule oder ins Solemio gehen kann und dass auf ihrem 20 Quadratmeter großen Balkon genug Platz für Kräuter und Blumen ist. Hier wachsen sogar verschiedene Beeren, Äpfel und Birnen. Außerdem baut die Familie eigenes Gemüse an. Bunzel: „Wir leben urban und auf einer Höhe mit den Baumkronen trotzdem im Grünen.“

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