TSie kümmert sich um Firmengründer in Stade

Kerstin Rix-Tietje leitet das Stader Gründerzentrum - und organisiert dort auch regelmäßig Kunstausstellungen. Foto: Strüning
Seit knapp 19 Jahren gibt es das Gründungs- und Innovationszentrum Stade (GIS). Seit kurzem hat die Einrichtung der Stadt eine neue Chefin: Kerstin Rix-Tietje ist Nachfolgerin von Torsten Kramer. Das ist ihr Job.
Stade. Mit neun Unternehmen ist das Zentrum in einem ehemaligen Kasernengebäude gestartet. Seitdem haben gut 200 Firmengründer Büros und Gemeinschaftseinrichtungen genutzt. Das beste Beispiel sind die Stader Jungs von „innogames“, die in Ottenbeck ihre Weltkarriere mit Computerspielen starteten. Es herrscht ein ständiges Kommen und Gehen. Das ist gewollt. Einige blieben auch.
Jung-Unternehmer lernen im Gründerzentrum das Laufen
Die Jung-Unternehmer sollen hier das Laufen lernen, bevor sie in die freie Wirtschaftsbahn entlassen werden. Oder besser: sich selber entlassen. Denn Firmen wie der Partyservice Ludlage oder die Versicherungsagentur von Roger Aus den Erlen-Stüven sind hier in dem Theodor-Haubach-Weg seit Jahren aktiv. Der Mix macht‘s, sagt Geschäftsführer Thomas Friedrichs vom Existenzgründungszentrum Stade, einer Tochter der Stadt.
Zurzeit sind 41 Büros an 30 Firmen vermietet, zwei stehen frei. Auch das sei gut, so Friedrichs, so könnten Interessenten sofort versorgt werden. Jung-Unternehmer und -unternehmerinnen stehen kostengünstige Büros zur Verfügung in der Größenordnung von 13,5 und 27 Quadratmetern. Ist der Platzbedarf größer, können weitere Räume dazugemietet werden. 1200 Quadratmeter stehen auf zwei Etagen zur Verfügung. „So etwas braucht eine Stadt wie Stade“, ist sich Friedrichs sicher, der lange Jahre auch Wirtschaftsförderer im Rathaus war.
Die Mieten sind gestaffelt. Neue Mieter zahlen weniger als die Alt-Eingesessenen, deren Mieten jährlich steigen. So finanzieren die etablierten Unternehmen den günstigen Mietzins der Neuen mit. Die profitieren nicht nur von gemeinsamen Einrichtungen wie einem Hochleistungskopierer, Parkplätzen vor der Tür, Meetingräumen oder einer Telefonzentrale, die auch Post entgegen nimmt, sondern auch von den Gesprächen und Erfahrungen der Nachbarn. Häufig ergeben sich auf dem Flur weitere Aufträge, sagt Kerstin Rix-Tietje.
Co-Working-Area mit Hunden und Kunstausstellungen
Sie ist mittendrin in dieser großen Co-Working-Area, kümmert sich um die Mieter und ihre Verträge, die immer wieder verlängert oder auch gekündigt werden müssen. Sie ordert Handwerker wie eine Hausverwalterin. Sie sorgt für gute Laune und lässt auch Hunde der Mieter mit in die Büros. Und sie holt die Kunst ins Haus.
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Regelmäßig veranstaltet sie Vernissagen mit regionalen Künstlern und Künstlerinnen. Derzeit sind die Bilder „Farbsolo“ von Barbara Post ausgestellt. Das zählt zu ihrem Anliegen, das GIS sichtbarer nach außen darzustellen. „Eigentlich kümmere ich mich um alles“, sagt sie mit einem Lachen.
30.000 Euro lässt sich die Stadt das Zentrum pro Jahr kosten. Eine gute Investition, ist Friedríchs überzeugt. Denn die Firmen zahlten über die Steuern mehr zurück in die Stadtkasse. Friedrichs: „Der Nutzen liegt deutlich höher.“
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Interessenten bewerben sich mit einem Businessplan, der auf seine Erfolgsaussichten gecheckt wird. Eng arbeitet das Zentrum dabei mit dem Gründungsnetzwerk Stade zusammen. Tipps zur Firmengründung sind inklusive, Möglichkeiten einer Förderung durch die öffentliche Hand werden geprüft. Im Schnitt bleiben die Mieter sechs Jahre im Zentrum.
Wer scheitert, bleibt nicht auf hohen Schulden sitzen
Auch ein Vorteil: Wenn es mal nicht klappt, hält sich der Schaden in Grenzen und der Existenzgründer bleibt nicht auf einem Haufen Schulden sitzen. Immer mal wieder gibt es auch Fälle, sagt Kerstin Rix-Tietje, da merken die Menschen, dass sie fürs Unternehmertum mit ständiger Bereitschaft oder der anstrengenden Bürokratie nicht geboren sind - und wechseln zurück ins Angestelltenverhältnis.
Auch dafür ist das Gründungszentrum da: Erfahrungen sammeln und scheitern dürfen. Die meisten aber, so Rix-Tietje, sind erfolgreich.