Zähl Pixel
Schifffahrt

TSo feiern Seemannsleute fern der Heimat in Stade Weihnachten

Mit Spaß und Eifer sind Oskar (links) und Fenno bei der Sache.

Mit Spaß und Eifer sind Oskar (links) und Fenno bei der Sache. Foto: Bisping

Weihnachten in der Fremde - für Familienmenschen kaum vorzustellen. Bei Seeleuten gehört es zum Job. Weit weg von zu Hause vermissen sie ihre Angehörigen. Kerstin Schefe und ihr Team tun etwas dagegen.

author
Von Alexandra Bisping
Samstag, 16.12.2023, 15:50 Uhr

Stade. Der Aufenthaltsraum des „Seemannsclub Oase“ ist erfüllt mit Plätzchenduft und Kinderstimmen. Heute wird hier, in der Seemannsmission am Nordtor der Dow in Bützfleth, gebacken.

17 Kinder zwischen sechs bis neun Jahren stechen eifrig Kekse aus unterschiedlichen Teigsorten und verzieren sie. Es sind überwiegend Kinder der Hortgruppe aus der Bützflether Kita. Nach getanem Werk liegen in der ganzen Stube Backbleche mit Plätzchen. Sie sind für Seeleute bestimmt.

Alltag aufhellen

„Wir versuchen mit besonderen Aktionen den Alltag der Seemänner aufzuhellen“, sagt Kerstin Schefe. Sie ist Seefahrtsdiakonin und Leiterin des Seemannsclub Oase und des 14-köpfigen Teams.

Die Idee, in der Adventszeit für Seemänner zu backen und Plätzchentüten auf den Schiffen zu verteilen, war bei einem Besuch entstanden. Kita-Erzieherinnen hatten bei einem Besuch in der Seemannsmission mit Kerstin Schefe vereinbart, mit den Kindern zum Backen vorbeizukommen. Dann kam Corona.

Kerstin Schefe mit dem Endprodukt für die Seeleute.

Kerstin Schefe mit dem Endprodukt für die Seeleute. Foto: Alexandra Bisping

Zulauf nimmt ab

Der Plan wurde nicht auf Eis gelegt, sondern später umgesetzt, inzwischen schon fünfmal. Weitere Aktionen sind dazugekommen, zum Beispiel das Basteln von Schlüsselanhängern für die Seeleute. Kerstin Schefe beobachtet, dass der Zulauf von Seemännern in der Oase derzeit abnimmt.

Zwischen zwölf Stunden und fünf Tagen bleiben die Schiffe und ihre Mannschaften im Stader Seehafen. Die Tanker und Frachtschiffe, die 800 Meter von der Seemannsmission anlanden, würden weniger - und seien teilweise kleiner als früher, sagt Schefe.

Den Grund sieht die Diakonin auch in der Energie-Krise. Bisher kamen 4000 bis 5000 Seemänner aus 35 Nationen pro Jahr in den Seemannsclub. Im letzten Jahr waren es 3579. „Ein Tag mit 20 Besuchern ist ein guter Tag“, sagt sie.

Gwendolen sticht Plätzchen aus. Auch die werden später an Seeleute verteilt.

Gwendolen sticht Plätzchen aus. Auch die werden später an Seeleute verteilt. Foto: Alexandra Bisping

Man lernt viel über die Welt, ohne reisen zu müssen

Seit zwölf Jahren ist Kerstin Schefe in der Seemannsmission tätig. Vorher war sie im Sozialdienst am Niederrhein. Für Diakone, sagt sie, ist eine Stelle in der Seemannsmission attraktiv. „Man arbeitet hier sehr selbstständig. Außerdem lernt man viel über die Welt, ohne reisen zu müssen.“ Dazu gehört auch, wie in anderen Ländern Weihnachten gefeiert wird.

„Ich wurde von Seeleuten gefragt, warum Weihnachten bei uns so traurig ist.“ Es sei doch ein Grund zum Feiern, Jesus habe schließlich Geburtstag. Vielleicht, vermutet Schefe, wirkt es wegen der Orgelmusik und dem Festlichen so.

Sie empfindet es nicht als traurig, hat sich aber Gedanken darüber gemacht. Jetzt gehe es sehr viel fröhlicher zu, sagt sie. Und so läuft ein Heiligabend in der Seemannsmission ab.

Lesen Sie auch

Sie geht an Bord und lädt alle ein

Kerstin Schefe feiert gemeinsam mit den Seeleuten. Bevor es losgeht, verkleidet sie sich als Weihnachtsmann. Das Lächeln der Hafenarbeiter ist das Erste, was ihr im Seehafen begegnet. Dann geht sie an Bord und lädt ein. „Manche gehen dann schon vor in den Seemannsclub, chatten per Video mit ihrer Familie und trinken Glühwein“, erzählt sie.

Für jeden Seemann gibt es ein Päckchen, gefüllt mit Keksen, Karten- oder Würfelspielen, Mütze, Socken, Schokolade, Hygieneartikeln. Der Rotary Club spendet Äpfel. Es sind 500 Päckchen, die zum Teil schon vorher verteilt werden.

Karaoke an Weihnachten

Dann wird gefeiert und Karaoke gesungen. Einige Seeleute kennt Kerstin Schefe schon seit Jahren. Es sei schön, persönliche Worte zu wechseln. „Was macht die Familie? Hast du dein kaputtes Dach repariert?“ Ein Filipino erzählte ihr von der zweiten Schule, die er gerade eröffnet habe. „Es fühlt sich gut an, wenn sie gerne mit einem reden“, sagt Kerstin Schefe.

„Die Seemänner mögen Stade. Vieles ist für sie gut erreichbar.“ Die Seemannsmission bietet einen Fahrservice an. Die Seeleute nutzen ihn zum Einkaufen, für einen Besuch in der City auf dem Stader Weihnachtsmarkt. Sie genießen es, frei entscheiden zu können.

Kerstin Schefe wird oft auf die Frachter eingeladen, besonders gerne mit ihrer Hündin Nala. Manchmal gibt es Zimtschnecken. Die haben dann die Seeleute gebacken, extra für sie.

Weitere Artikel