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Flughafen-Blockade

T„Klimakleber“ Fabian Beese: „Ich werde weitermachen“

Polizeifahrzeuge und ein Follow-Me Wagen des Flughafen Köln-Bonn stehen auf einer Rollbahn. Aktivisten der Klima-Initiative Letzte Generation haben sich durch den Zaun geschnitten und als Protestaktion auf einer Zufahrt zu einer Start- und Landebahn festgeklebt.

Polizeifahrzeuge und ein Follow-Me Wagen des Flughafen Köln-Bonn stehen auf einer Rollbahn. Aktivisten der Klima-Initiative Letzte Generation haben sich durch den Zaun geschnitten und als Protestaktion auf einer Zufahrt zu einer Start- und Landebahn festgeklebt. Foto: Westhoff/dpa

Der Zevener Klima-Aktivist Fabian Beese muss sich vor dem Amtsgericht Köln verantworten. Denn er war 2024 an Klimaklebe-Aktionen der Letzten Generation auf dem Flughafen Köln-Bonn beteiligt. Im Interview schildert er Beweggründe.

Von Lutz Hilken Mittwoch, 10.09.2025, 07:50 Uhr

Zeven. Am Mittwoch, 10. September, geht es in der Hauptverhandlungum das Lahmlegen des Flugverkehrs vom 15. August 2024. Im Kampf für mehr Klimaschutz hatte sich der 27-jährige Familienvater aus Zeven mit einer Mitstreiterin der Klimaschutz-Initiative auf einem Rollfeld festgeheftet. Dafür werden ihnen Sachbeschädigung und Hausfriedensbruch vorgeworfen.

Polizeieinsatz auf dem Flughafen Köln-Bonn im Sommer 2024.

Auf dem Flughafen Köln-Bonn legten Mitglieder der Letzten Generation 2024 den Flugverkehr lahm. Jetzt muss sich der Zevener Klima-Aktivist Fabian Beese als Beteiligter vor dem Kölner Amtsgericht wegen Hausfriedensbruch und Sachbeschädigung verantworten. Foto: Letzte Generation

Die Hauptverhandlung zu einer weiteren Blockade eines Rollfeldes drei Wochen zuvor, am 24. Juli 2024, wird gesondert stattfinden. Den Angeklagten drohen Geld- oder sogar Haftstrafen, zudem könnten hohe Schadensersatzansprüche geltend gemacht werden.

„Die Bundesregierung ignoriert die Klimakatastrophe und unterstützt die fossile Industrie mit Steuermilliarden. Wir konnten da nicht länger zuschauen, deshalb haben wir den Flugverkehr des Flughafens Köln-Bonn blockiert – denn es geht um die Zukunft unserer Kinder“, zitiert die Nachfolgeorganisation Neue Generation Fabian Beese. Jetzt schildert der Zevener im Interview mit der Redaktion der Zevener Zeitung, was ihn bewegt.

Fabian Beese bei einer Klimaklebe-Aktion auf einem Rollfeld des Flughafens Köln-Bonn, für die er sich jetzt mit einer Mitstreiterin verantworten muss.

Fabian Beese bei einer Klimaklebe-Aktion auf einem Rollfeld des Flughafens Köln-Bonn, für die er sich jetzt mit einer Mitstreiterin verantworten muss. Foto: Letzte Generation

Nach der Blockade auf dem Flughafen Köln-Bonn drohen Ihnen hohe Schadensersatzforderungen und sogar eine Haftstrafe. Mit welchen Sorgen, Erwartungen oder Ängsten gehen Sie in die Verhandlung?

Natürlich befürchte ich eine Haftstrafe. Aber die große Bedrohung kommt auf uns alle zu und hier sehe ich unsere Verantwortung. Die Klimakrise eskaliert und mein Sohn wird mich eines Tages fragen, was ich getan habe, und hier möchte ich gute Antworten haben. Und so blicke ich auch auf die Verhandlung. Mir ist klar, was mir droht. Gleichzeitig weiß ich, was wir zu gewinnen haben.

Ist es das alles wert, gerade mit Blick auf Ihre Familie?

Ich stelle mir diese Frage sehr häufig und es bedrückt mich. Es gibt Urteile von hohen Gerichten, die klipp und klar sagen: Klimaschutz ist ein Menschenrecht. Tatsächlich haben wir den Klimaschutz mit der letzten Aktion auf dem Flughafen in Köln-Bonn eigentlich nur eingefordert. Wenn die Bundesregierung handeln würde, wären diese Proteste nicht notwendig. Ich stelle mir schon die Frage: Warum musste ich das eigentlich in dieser Form machen? Weil ich mir von allem anderen nichts mehr verspreche. Ich greife quasi nach dem letzten Strohhalm und hoffe, dass die Politik darauf eine Antwort findet.

Was sagt Ihre Lebensgefährtin und Mutter Ihres kleinen Sohnes dazu?

Meine Partnerin hat natürlich die gleiche Befürchtung wie ich auch. Ich kann nur froh sein, dass ich diese Unterstützung und das Privileg habe, dass ich nicht alleine bin. Als alleinerziehender Vater würde ich wohl ganz anders darauf blicken.

Wie reagieren Eltern und Freunde?

Allgemein kann ich sagen, dass auch innerhalb der Familie die Sorge groß ist, dass ich drastische Konsequenzen zu befürchten habe. Was ich aber auch sagen muss: Durch diese Proteste haben sich viele Gespräche ergeben und ich habe im Nachgang immer mehr Verständnis bekommen – nicht immer für die Protestform, aber dafür, warum drastische Klimaschutzmaßnahmen notwendig sind.

Sie sprechen von einer Wut auf die Gesellschaft. Inwiefern?

Manchmal könnte ich die Menschen durchrütteln und sagen: Verdammt nochmal, das Haus brennt. Wir schaffen hier gerade eine klimaschädliche Situation, die wir nicht haben wollen. Wir als Eltern und überhaupt als Menschen wollen, dass unsere Kinder eine lebenswerte Zukunft haben. Aber wir tun das Gegenteil. Das haut mich total um – treibt mich aber auch an. Und es ärgert mich auch, dass wir, die versuchen, mit gewaltfreien Mitteln, etwas zu retten, wie Schwerverbrecher behandelt werden.

Eine Klimaaktivistin und Mitstreiterin von Fabian Beese, festgeklebt auf einem Rollfeld des Flughafens Köln-Bonn.

Eine Klimaaktivistin und Mitstreiterin von Fabian Beese, festgeklebt auf einem Rollfeld des Flughafens Köln-Bonn. Foto: Letzte Generation

Warum nehmen Sie dafür so viel in Kauf?

Ich habe Leute in meinem Umfeld, die komplett gebrochen sind, die sich die Apokalypse ausmalen. Das ist nicht das, was ich will, weder für mich, noch für meinen Sohn. Wenn ich zu Hause sitze und nichts tue, werde ich depressiv. Ich bin aktiv, um nicht in Ohnmacht zu verfallen und die Zukunft zu gestalten.

Was wünschen Sie sich?

Ich finde, die Erderwärmung wird oft zu abstrakt behandelt, zu kompliziert dargestellt. Man muss greifbarer machen, was passiert, wenn wir das 1,5-Grad-Ziel der Erderwärmung überschreiten.

POrträt des Klima-Aktivisten Fabian Beese.

Klima-Aktivist Fabian Beese aus Zeven. Foto: ZZ/Hilken

Wie blicken Sie jetzt auf die Gerichtsverhandlung in Köln?

Das ist belastend. Ich weiß nicht, wie es danach weitergeht, wie hoch das Strafmaß sein wird. Fest steht: Ich werde weitermachen, aber noch mehr reflektieren, an welchen Aktionen ich mich beteiligen will und wo ich Abstand halte. Ich möchte die Hoffnung nicht aufgeben. (ZZ)

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