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Landwirtschaft

TSo ist der Stand der Fusion zwischen DKM und Arla

Seit mehr als 125 Jahren gibt es die Molkereigenossenschaft Lamstedt. Sie ist vor allem durch ihre Produkte Butter, Sahne und Frischmilch bekannt.

Seit mehr als 125 Jahren gibt es die Molkereigenossenschaft Lamstedt. Sie ist vor allem durch ihre Produkte Butter, Sahne und Frischmilch bekannt. Foto: Angelika Warmuth/dpa

Für die Lamstedter Molkerei war 2024 ein gutes Jahr. Das 125. Jahr des Bestehens war das erste unter neuer Leitung. Auch laufen die Planungen für Europas größte Molkereigenossenschaft. Ein Überblick.

Von Ulrich Rohde Dienstag, 13.05.2025, 05:50 Uhr

Lamstedt. Das zeigt sich an den Zahlen, die Geschäftsführer Dr. Jörn Uwe Starcke den Mitgliedern der Genossenschaft während der Generalversammlung in Kohr‘s Gasthof in Abbenseth vorlegte. Zwar habe die Genossenschaft in der zweiten Jahreshälfte 2024 aufgrund der grassierenden Blauzungenkrankheit an Milchmenge eingebüßt, aber inzwischen sei man wieder auf das Vorjahresniveau zurückgekehrt.

Die Zahl der Milcherzeuger sei weiter - auf 125 Betriebe mit durchschnittlich je etwa 116 Kühen - gesunken, aber die angelieferte Milch im Gegenzug mehr geworden. Über 1,16 Millionen Kilogramm waren es pro Betrieb. Mehr als 145 Millionen Kilogramm wurden 2024 insgesamt angeliefert. Der Fettgehalt der Milch betrug im Mittel 4,1 Prozent. Der Milchpreis erwies sich als stabil und lag bei fast 47 Cent pro Kilo (ohne Umsatzsteuer). Der Jahresumsatz betrug etwa 73 Millionen Euro.

In der Molkerei wurden 7,4 Millionen Kilo Schlagsahne hergestellt und 8,1 Millionen Kilogramm Butter, hinzu kamen 800.000 Kilogramm Frischmilch. 130 Millionen Kilogramm Milch gingen in den Rohmilchversand zum DMK nach Zeven und zu Mondelez nach Bad Fallingbostel. Für die eigenen Produkte konnte die Molkerei wieder einige DLG-Medaillen einheimsen, so fünf goldene Preise für die Schlagsahne, die Vollmilch und die Buttermilch sowie zwei silberne Preise für die Sauerrahmbutter.

Verbesserung der Hygiene in der Produktion

Neben einer Ausweitung der Marketingstrategie zur Neukundengewinnung inklusive neuer Verpackung und Erscheinungsbild tut sich auch an der Produktionsstätte in Lamstedt einiges. Im Zuge einer IFS-Zertifizierung (International Food Standard) wird in die weitere Verbesserung der Hygiene und anderer Bereiche investiert. Eine weitere Neuerung ist der ab Sommer beabsichtigte Start der so genannten Haltungsform 3 mit mehr als 40 Betrieben und 74 Millionen Kilogramm Milch. Hier haben die Tiere Kontakt mit dem Außenklima. Die Erfüllung der Standards soll sich für die Landwirte auszahlen. Ein Bonus-System greift bei der Einhaltung von Kriterien in Sachen Tierwohl, Tiergesundheit und Klimabilanzierung.

Vorstandsvorsitzender Harald Buck verabschiedet

Nach 27 Jahren im Vorstand und 16 Jahren Vorstandsvorsitzender der Molkerei war auf der Generalversammlung für Harald Buck aus Nordahn Schluss. Er stellte sich nicht zur Wiederwahl. Für ihn rückte Stefan Jungclaus (Nordahn) in den Vorstand auf. Uwe Müller aus Heeßel, Vorsitzender des Aufsichtsrats und selbst zehn Jahre gemeinsam mit Harald in der Führungsarbeit aktiv, fand in seiner persönlichen Ansprache treffende Worte für seinen langjährigen Kollegen. Er lobte die stets enge und vertrauensvolle Zusammenarbeit und Bucks Engagement für die Molkerei. Buck sei mit seiner ruhigen, ausgeglichenen Art immer ein verlässlicher Ansprechpartner gewesen und habe für seine Kolleginnen und Kollegen immer ein offenes Ohr gehabt - außer, wenn er mal wieder sein Handy verlegt hatte oder es einfach ausgeschaltet war, meinte Müller mit einem Schmunzeln.

Harald Buck, Vorstandsvorsitzender der Molkereigenossenschaft Lamstedt (2.v.l.), wurde auf der Generalversammlung aus seinem Amt verabschiedet. Aufsichtsratsvorsitzender Uwe Müller (r.) und Geschäftsführer Dr. Jörn Uwe Starcke dankten ihm und seiner Frau Gunda für das langjährige Engagement.

Harald Buck, Vorstandsvorsitzender der Molkereigenossenschaft Lamstedt (2.v.l.), wurde auf der Generalversammlung aus seinem Amt verabschiedet. Aufsichtsratsvorsitzender Uwe Müller (r.) und Geschäftsführer Dr. Jörn Uwe Starcke dankten ihm und seiner Frau Gunda für das langjährige Engagement. Foto: Krämer

Ein großer Dank ging auch an Bucks Ehefrau Gunda Buck. Ohne den Rückhalt der Familie hätte Buck dieses Ehrenamt nicht in dieser Form ausüben können, betonte Müller. Wer eine solche Aufgabe übernimmt, sei eben nicht nur tagsüber, sondern oft auch abends oder am Wochenende für die Molkerei unterwegs. Harald Buck selbst blickte mit Dankbarkeit auf die gemeinsame Zeit zurück. Besonders seine Familie - seine Frau und die beiden Töchter - hätten ihn all die Jahre über unterstützt und gestärkt. „Ohne euch hätte ich das nicht geschafft“, sagte er sichtlich bewegt.

Fusion: Europas größte Molkereigenossenschaft

Im Mittelpunkt der Ausführungen von Dr. Klaus Hein, Geschäftsführer beim Deutschen Milchkontor (DMK), stand die im April bekannt gewordene Absicht, die Gruppe mit der dänischen Groß-Genossenschaft Arla zu verschmelzen. Stimmen die Eigentümer der Genossenschaften zu, könne der zweijährige Übergangsprozess zur Fusion bereits 2026 beginnen. Bisher liegt eine Absichtserklärung mit einem Memorandum über Eckpunkte von beiden Vorständen und Aufsichtsräten vor. Sollte das Einverständnis der Eigentümer erfolgen, wird eine umfangreiche wettbewerbsrechtliche Überprüfung des Zusammenschlusses durch die EU erfolgen. „Das wird dann eine der größten Fusionen im Milchbereich der letzten Jahrzehnte“, so Dr. Hein. Damit würde Europas stärkste Molkereigenossenschaft entstehen.

12.000 Landwirte unter dem Dach der neuen Genossenschaft mit etwa 19 Milliarden Kilogramm Milch

Die dänische Arla soll die aufnehmende Genossenschaft werden. DMK und die niederländische Tochter DOC Kaas werden dann in die Arla übergehen und deren Eigentümer, die Landwirte, werden Miteigentümer der neuen Genossenschaft nach dänischem Recht. Arla ist die weltweit siebtgrößte Molkerei mit mehr als 21.000 Mitarbeitern und fast 14 Milliarden Euro Umsatz. DMK, größte deutsche Molkerei mit Sitz in Zeven, hat rund 6600 Mitarbeiter und erwirtschaftet etwa 5,5 Milliarden Euro jährlich. Nach der Fusion würden dann 12.000 Landwirte unter dem Dach der neuen Genossenschaft vereinigt, die über etwa 19 Milliarden Kilogramm Milch verfügten, so Dr. Hein. „Beide Genossenschaften passen gut zusammen, weil ihr Produktportfolio nicht deckungsgleich ist. Sie werden sich in den Märkten ergänzen.“ So verfüge die Arla, im Gegensatz zum DMK mit Marken wie Milram, Oldenburger und Uniekaas, über keine Produkte im Segment gelber Käse.

Ziel der Fusion sei eine Steigerung der Wertschöpfung und höhere Stabilität gegenüber Marktschwankungen, so Dr. Hein. Natürlich gehe es darüber hinaus auch darum, die Relevanz des Unternehmens beim Lebensmitteleinzelhandel zu stärken und den Marktanteil zu erhöhen.

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