So rechnet sich eine Photovoltaik-Anlage auf Ihrem Dach

Module einer Solaranlage werden eingebaut. Foto: Marijan Murat/dpa
Wie teuer sind Kauf und Installation einer Photovoltaikanlage für Haus oder Wohnung wirklich? Wird ein Stromspeicher benötigt? Sollten Sie dafür die Solaranlage aufnehmen? Drei Experten beantworten Fragen.
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Bremerhaven. Malte Krutzsch, Finanzierungsexperte vom Verband der Privaten Bausparkassen, Holger Elster, Förderlotse der Bremer Aufbaubank sowie Inse Ewen, Energieberaterin der Verbraucherzentrale Bremen beantworten Fragen zu Photovoltaik & Co.
Können mit einer Photovoltaikanlage die Stromkosten gesenkt werden?
Grundsätzlich ist das möglich. Um Aufschluss über die realen Einspareffekte zu erzielen, sollten Sie von einem Energieberater oder Fachunternehmen unbedingt die notwendige Größe der Anlage berechnen lassen. Hieraus können Sie auch ableiten, wann sich die Investition amortisiert haben wird. Voraussetzung ist, dass sich Ihr Standort dafür überhaupt eignet.
Wird ein Stromspeicher für eine Photovoltaikanlage benötigt?
In Spitzenzeiten, also bei maximaler Sonneneinstrahlung, produziert eine PV-Anlage einen Überschuss an Strom, den Sie abends und nachts von einem richtig dimensionierten Akku abrufen können. Ansonsten würde ca. 60 bis 70 Prozent Ihres Solarstroms nur ins Stromnetz weitergeleitet werden. Wichtig ist, dass der Stromspeicher richtig dimensioniert und regelmäßig genutzt wird.
Das heißt?
Wenn Sie z. B. pro Jahr rund 3.500 kWh Strom verbrauchen, wäre ein Speicher mit 5 kWh Kapazität vermutlich passend.
Was kostet ein Stromspeicher?
Rechnen Sie ganz grob mit 1.000 Euro je 1 kWh.
Was passiert mit dem Überschussstrom der Solaranlage?
Der zumeist im Sommer und über Mittag anfallende Überschussstrom wird automatisch in das Netz des örtlichen Stromnetzbetreibers eingespeist. Die Menge wird am Zweirichtungszähler Ihrer Solaranlage erfasst. Der Netzbetreiber muss diesen Strom aufnehmen und Ihnen nach gesetzlichen Vorgaben vergüten.
Wie hoch ist die Vergütung für Überschussstrom?
Wird Ihre Solaranlage bis Juli in Betrieb genommen, bekommen Sie, je nach Größe der Anlage, bei Teileinspeisung, zwischen 5,74 und 8,11 Cent pro kWh eingespeistem Strom.
Wie groß muss eine PV-Anlage sein, um für ein Haus ausreichend Strom zu erzeugen?
Als Faustformel in Deutschland gilt: rd. 200 kWh jährlicher Stromertrag pro Solarmodul. Für einen 2-Personen-Haushalt wären dies bei rd. 2.500 kWh Jahresverbrauch also theoretisch 8 Module. Sind noch ein E-Auto oder der Betrieb einer Wärmepumpe geplant, ist eine größere Anlage erforderlich. Sie sollten sich von einem Energieberater oder Fachunternehmen unbedingt die notwendige Größe der Anlage berechnen lassen.
Nicht genug Mittel für eine PV-Anlage. Kann ein Baudarlehen aufgenommen werden?
Ja. Sie können z. B. bei Ihrer Hausbank oder Bausparkasse ein Sofortdarlehen beantragen. Schwebt Ihnen die Anschaffung zu einem späteren Zeitpunkt vor, wäre auch ein Bausparvertrag denkbar, mit dem Sie weiteres Eigenkapital ansparen und ihn später mit einem Darlehen kombinieren.
Wird eine PV-Anlage staatlich gefördert?
Die staatliche KfW-Bank fördert mit dem „Kredit Erneuerbare Energien - Standard“ Anlagen zur Erzeugung von Strom, Wärme, zudem Netze und Speicher. Der Zinssatz beträgt momentan mindestens 5,21 Prozent. Anträge sind über die Hausbank oder Bausparkasse zu stellen.
Ist ein Darlehen bei Bank oder Bausparkasse da nicht günstiger?
Wahrscheinlich. Die Darlehenskonditionen richten sich aber in jedem Fall nach Ihrer Bonität. Wenn Sie etwas Eigenkapital zur Verfügung haben, dürften Sie bei besagten Finanzinstituten vermutlich deutlich unter 5 Prozent liegen.
Rechnet sich die Investition in eine PV-Anlage denn?
Nur langfristig. Eine genauere Angabe kann man machen, wenn man u. a. Ihre Verbrauchsdaten und den künftigen Stromertrag kennt. Hinzu kommen Wartung der gesamten Anlage und der Verschleiß von Komponenten, wie z. B. Wechselrichter und Stromspeicher. Voraussetzung für alles ist aber eine entsprechend ausgelegte Elektroinstallation Ihres Hauses.
Reicht die PV-Anlage für Wärmepumpe und E-Auto?
Dies bedeutet vorab zusätzliche Leitungen und zusätzliche Absicherung im und am Haus. Vor allem aber bedeutet es, dass Sie die Leistungsfähigkeit Ihrer PV-Anlage und die eines Stromspeichers prüfen müssen, wenn Sie selbst produzierten Sonnenstrom so umfangreich nutzen möchten. Beziehen Sie unbedingt einen Solar-Experten ein, der Ihnen den künftigen Strombedarf, aber auch die Kosten des Ausbaus ermittelt.