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Gesundheit

TSo schwer ist die diesjährige Grippewelle - Was bei Lungenentzündung wichtig wird

Auf Röntgenaufnahmen einer entzündeten Lunge sind sogenannte flächige Verschattungen zu erkennen, erklärt Dr. med Christoph Schaudt, Chefarzt der Pneumologie im Ameos Klinikum Am Bürgerpark.

Auf Röntgenaufnahmen einer entzündeten Lunge sind sogenannte flächige Verschattungen zu erkennen, erklärt Dr. med Christoph Schaudt, Chefarzt der Pneumologie im Ameos Klinikum Am Bürgerpark. Foto: Arnd Hartmann

Die Grippe- und Erkältungswelle im Herbst 2022 erwischte viele Menschen in Niedersachsen. Wie ist die Lage in diesem Jahr? Eine Lungenentzündung kann dann besonders gefährlich werden. Lungenexperte Dr. Christoph Schaudt beantwortet die wichtigsten Fragen.

Von dpa Mittwoch, 01.11.2023, 05:50 Uhr

Nach der heftigen Erkältungswelle 2022 ist das Infektionsgeschehen in Niedersachsen wieder auf einem Niveau ähnlich wie in den Jahren vor der Corona-Pandemie. „Nach dem, was wir aktuell sehen, deutet es daraufhin, dass wir im alten Rhythmus angekommen sind“, sagte der Präsident des Landesgesundheitsamts (NLGA), Fabian Feil, der dpa. Die Erreger, die im Überwachungssystem diagnostiziert würden, seien die typischen Viren, wie sie im Herbst vorkämen.

„Im vergangenen Jahr wurden wir mit einer frühen und heftigen Erkältungswelle durch Influenza konfrontiert, die wir sonst erst im Winter beobachtet haben“, sagte Feil. In den Kindertagesstätten etwa war laut Gesundheitsministerium zeitweise jeder dritte Beschäftigte krankgemeldet. Während unter kleineren Kindern vor allem das RS-Virus kursierte, hatte das NLGA über alle Bevölkerungsgruppen hinweg für die Influenza eine überdurchschnittlich heftige Welle erfasst.

Vorhersage über diesjährige Grippe-Saison schwierig

Bislang wurden in der diesjährigen Saison dem NLGA zufolge 58 Meldefälle von Grippe registriert. 2022 waren es den Angaben zufolge zum vergleichbaren Zeitpunkt 167. Allerdings lasse sich noch nicht sicher vorhersagen, wie sich das Geschehen entwickele. Insbesondere sei unklar, welchen Anteil Corona haben werde.

Niedersachsens Gesundheitsminister Andreas Philippi (SPD) riet trotz der entspannteren Lage im Vergleich zum Vorjahr zur Grippeimpfung. Vor allem Menschen, die ein hohes Risiko für einen schweren Grippe-Verlauf hätten, Schwangere und Menschen über 60 Jahre sollten sich gegen Influenza impfen lassen. Aber auch für medizinisches und pflegerisches Personal sowie für pflegende Angehörige sei die Impfung ratsam. „Die Impfung kann schwere Verläufe abbremsen. Man darf nicht vergessen, dass Influenza eine gefährliche Krankheit ist, die unter Umständen tödlich verlaufen kann“, betonte der Minister.

Fragen und Antworten zum Thema Lungenentzündung

Doch neben der harmlosen Erkältung hat auch die Lungenentzündung Saison. Was sind die Ursachen für eine Lungenentzündung? Wann muss ich zum Arzt und wie wird sie behandelt? Dr. Schaudt, Chefarzt der Pneumologie im Ameos Klinikum gibt Antworten auf die wichtigsten Fragen.

Was passiert bei einer Lungenentzündung?

Erreger wie Bakterien oder Viren gelangen über die Atmung in die Lunge. Vermehren sie sich, kann es zunächst in einem bestimmten Bereich zu einer Entzündung des Lungengewebes kommen. Überwiegend ist nur ein Lungenflügel betroffen, von kleinen Arealen bis zu großflächigen Entzündungen. Selten sind beide Lungenflügel entzündet. Je mehr Gewebe betroffen ist, desto schlechter wird der Sauerstoffaustausch - die Funktion der Lunge lässt nach. Entzündliche Lungenerkrankungen wie die Lungenentzündung treten überwiegend in den Herbst- und Wintermonaten auf.

Wie lang dauert eine Erkrankung?

Bei leichten Verläufen eine Woche bis zehn Tage. Bei schweren länger.

Was sind die ersten Anzeichen?

Husten, Auswurf, Fieber - dabei muss das Fieber nicht immer gleich ein hohes sein. Das kommt darauf an, ob Bakterien, Pilze oder Viren die Ursache der Entzündung sind. Bei Bakterien gibt es meist schnell hohes Fieber, bei den anderen kann das Fieber langsam steigen. Tuberkulose, eine besondere bakterielle Form der Lungenentzündung, kommt häufig mit geringem Fieber. Liegt starker Husten vor und/oder hält Fieber über zwei bis drei Tage oder steigt es schnell und stark, sollten Patienten einen Arzt aufsuchen.

Was sind die typischen Symptome?

Neben Husten, Auswurf und Fieber kann es zu Kurzatmigkeit kommen – je nachdem, ob ein bestimmter Bereich oder ein ganzer Lungenflügel betroffen ist. Kommt noch eine Rippenfellentzündung dazu, kann es atemabhängig schmerzen.

Was sind die Ursachen für eine Lungenentzündung?

Eine Infektion mit Bakterien ist die häufigste Ursache, klassisch sind hier die Pneumokokken zu nennen. Aber auch andere Bakterien können eine Lungenentzündung auslösen. Daneben gibt es eine riesige Bandbreite an Viren, zum Beispiel Coronaviren, aber auch Pilze können die Entzündung auslösen.

Wer gilt als besonders gefährdet?

Die klassischen Risikogruppen sind Menschen mit Immundefekt, also einer Abwehrschwäche, und ältere Menschen. Aber auch Patienten mit Tumorerkrankungen oder mit angeborenen Lungenfehlern gehören dazu.

Wie wird diagnostiziert?

Der Hausarzt stellt durch Abhören der Lunge eine Verdachtsdiagnose. Dann würde man Blut abnehmen, um die Entzündungswerte zu überprüfen. Wenn nötig, wird ein Röntgenbild gemacht, um das Ausmaß der Lungenentzündung nachzuweisen. Gegebenenfalls je nach Schweregrad würde man eine Lungenspiegelung (Bronchoskopie) oder ein CT der Lunge vornehmen. Das wird dann nötig, wenn trotz Behandlung die Lungenentzündung entweder fortschreitet, nicht rückläufig ist oder man noch andere mögliche Ursachen vermutet. Zum Beispiel könnte auch ein Tumor, der die Bronchien einengt, eine Entzündung verursachen.

Wie wird sie behandelt?

Grundsätzlich sollte man sich körperlich schonen und viel trinken. Auch Inhalieren, Atemgymnastik und schleimlösende Medikamente können helfen. Die Standardtherapie einer von Bakterien ausgelösten Lungenentzündung erfolgt mit einer Antibiose in Tablettenform. Reicht das nicht aus, kommen die Patienten in der Regel ins Krankenhaus. Dort wird die Antibiose mit Infusionen mit hochpotenten Antibiotika weitergeführt.

Wenn Pilze die Ursachen sind, helfen Antibiotika nichts, dann gibt man sogenannte Antimykotika. Es gibt nicht viel, dass gegen Viren wirkt. Deswegen werden dann vor allem die Symptome behandelt. Das könnte zum Beispiel die Versorgung mit Sauerstoff oder Schleimmobilisation sein. Kommt eine bakterielle Superinfektion dazu, werden zusätzlich Antibiotika gegeben. Zum Beispiel bei Covid-19-Erkrankungen kann die Behandlung bis hin zur Beatmung gehen.

Wann wird eine Lungenentzündung lebensbedrohlich?

Sobald der Sauerstoffaustausch nicht mehr ausreichend funktioniert, es zu begleitenden Herz-Kreislauf-Beschwerden kommt, kann es im Rahmen einer Sepsis (Blutvergiftung durch Ausschwemmung von zum Beispiel Bakterien ins Blut), zu einem Kreislaufzusammenbruch kommen.

Gibt es unterschiedliche Formen von Lungenentzündungen?

Die sogenannten ambulant erworbenen Pneumonien hat der Patient zu Hause erworben. Lungenentzündungen, die der Patient im Krankenhaus oder kurz nach einem stationären Krankenhausaufenthalt bekommen hat, fallen unter die nosokomialen Lungenentzündungen. Letztere haben oft ein schwieriges Keimspektrum und brauchen in der Regel eine intensivere Therapie.

Kann es zu Langzeitschäden kommen?

Bei einer normalen Lungenentzündung heilt in der Regel alles aus. Bei einer schweren Entzündung kann es zu Narben- und Höhlenbildung kommen, wenn sich zum Beispiel ein Abszess gebildet hatte. Das kann zu einer Einschränkung der Lungenfunktion und des Lungenvolumens führen.

Kann ich mich vor einer Erkrankung schützen?

Ja, beispielsweise mit einer Grippe-, Corona- oder Pneumokokken-Schutzimpfung und durch die Einhaltung der AHA-Regeln - also Abstand halten, Hygienemaßnahmen, wie regelmäßiges Händewaschen einhalten, und Maske im Alltag tragen. Gesunde vitaminreiche Ernährung und der Verzicht auf Rauchen sind ebenfalls wichtige Grundlage.

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