TSo wollen Stader und Geester Bürger die Energiewende beschleunigen

Thomas Rackow (stehend, von links) mit dem neu gewählten Vorstand der Bürgerenergiegenossenschaft Dr. Philipp Tieben, Dirk Hagen, Béla Wiegel und Ina Köhlmann. Foto: Bisping
Die neu gegründete Bürgerenergiegenossenschaft Schwinge Energie startet mit einem kleinen Projekt, hat aber ein großes Ziel. Was dahintersteckt.
Fredenbeck. „Wir wollen die Energieversorgung in Stade wirtschaftlicher, grüner und nachhaltiger gestalten.“ So lautet die Mission der 18 Gründungsmitglieder, die sich im Eichenhof in Helmste eingefunden haben. An diesem Abend wollen sie die Bürgerenergiegenossenschaft Schwinge Energie Staderland eG auf den Weg bringen.
Thomas Rackow hat hier den Hut auf. Viel Zeit hat das Grünen-Mitglied bereits in die Umsetzung der Genossenschaft investiert und auch den Anstoß zur Gründung gegeben.
Die Projektidee war erstmals im Jahr 2022 Thema
Bereits im September 2022 sei die Idee gereift, berichtet Rackow und erläutert das Gründungsvorhaben. Damals war die Projektidee Bürgerwindpark Schwinge-Wiepenkathen im Ausschuss für Stadtentwicklung, Klima und Umwelt in Stade vorgestellt worden. Rackow ist dort beratendes Mitglied.
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Es folgten Satzungsentwurf und Geschäftsplan. Doch es fehlten Mitstreiter. „Wir hätten schon im Januar 2024 in die Gründung gehen können, fühlten uns da aber noch nicht so weit“, sagt er.
Nach einer Veranstaltung habe sich das Team verdoppelt, jetzt gab es eine andere Lücke. „Wir wollten gründen mit einem Projekt in der Hinterhand.“ Das kam mithilfe der Wohnstätte Stade zustande. „Wir planen in Stade-Hahle die Errichtung von Photovoltaik (PV)-Anlagen auf sieben Mehrfamilienhausblöcken der Wohnstätte Stade“, sagt Rackow.
Beim ersten Projekt kommt die Wohnstätte Stade ins Spiel
„Ideal für uns als Start“, findet er. Eine Musteranlage könnte laut Rackow dort in etwa so aussehen:
- Größe: 126 kwp (Kilowatt-Peak = Spitzenwert/Stromproduktion: circa 100.000 Kilowattstunden pro Jahr)
- beide Dachseiten (Ost-West-Ausrichtung) werden bestückt
- Anschaffungskosten von circa 115.000 Euro pro Anlage
- Umsatz aus Stromverkauf pro Jahr bei Volleinspeisung: circa 11.000 Euro.
Zur Einordnung: Laut dem Portal solarwatt.de verbraucht ein durchschnittlicher Ein-Personen-Haushalt ungefähr 2400 Kilowattstunden Strom (kWh) pro Jahr, ein Vier-Personen-Haushalt liegt jährlich bei geschätzten 4000 kWh. Das ambitionierte Ziel der Genossenschaft ist aber der Kauf und Betrieb einer eigenen Windenergieanlage.
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Wie es um erneuerbare Energie in Fredenbeck steht, fasst Samtgemeindebürgermeister Matthias Hartlef für Mitglieder und Gäste kurz zusammen. „Wir sind mit 55 Windenergieanlagen schon klimaneutral“, sagt er. 33 Anlagen stehen in Kutenholz und 22 in Deinste.
Thomas Rackow gibt ein Gründungs-Update. „Ab heute sind wir 22 Mitglieder, wollen in den nächsten Jahren aber die Zahl 500 erreichen“, sagt er.
Für die Wahl des Aufsichtsrats gibt es vier Bewerber mit unterschiedlichen Kompetenzen. Alle werden in einem Rutsch gewählt. Den Aufsichtsrat bilden demnach Jurist Dr. Philipp Tieben, Finanzfachmann Dirk Hagen, Wissenschaftler und Forscher Béla Wiegel und Webdesignerin Ina Köhlmann.
Der Aufsichtsrat bestellt den Vorstand, zu dem nun Torsten Lüchau (Steuerfachangestellter), Tim Kröger-Lehmann (Steuerberater) und Thomas Rackow (selbstständiger IT-Berater und Unternehmer) gehören.
Das sind die Voraussetzungen für eine Mitgliedschaft
Mitgliedschaften sind ab Februar möglich. Mitglied kann werden, wer mindestens einen Genossenschaftsanteil zu 200 Euro erwirbt. Die Grenze liegt bei 100 Anteilen.
Personen aus dem Landkreis Stade, den angrenzenden Landkreisen sowie Hamburg können laut Satzungsentwurf reguläre Mitglieder werden. Personen aus anderen Gebieten haben die Möglichkeit, als investierende Mitglieder beizutreten.
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Die Gründer versprechen „maximale Transparenz und Vertrauenswürdigkeit“. Die Gründung der Genossenschaft wird vom Prüfungs- und Beratungsverband Genoverband aus Frankfurt geprüft und steht nach eigenen Angaben auch unter der Aufsicht eines Wirtschaftsprüfers.
„Blut, Schweiß und Tränen“ habe Thomas Rackow in die Realisation des Vorhabens gesteckt, lobt das neu gewählte Aufsichtsratsmitglied Dirk Hagen in einer kurzen Ansprache. Und: „Letztendlich reden wir über viel Geld.“
Mit Dividende dürfen die Mitglieder ab dem dritten Jahr rechnen, sagt Thomas Rackow. Sobald die Initiative fest im Sattel sitzt, sollen also - so der Plan - Gewinne in Form von Ausschüttung an die Mitglieder weitergegeben werden.
Wer an einer Mitgliedschaft interessiert ist, kann Kontakt via Mail an info@schwinge-energie.de aufnehmen.
Mehr: www.schwinge-energie.de.

Das erste Projekt wird die Schwinge Energie auf Dächern der Wohnstätte Stade realisieren. Foto: Marijan Murat/dpa