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TSpektakulär: Fertigdoppelhaus wird innerhalb eines Tages errichtet

Das Doppelhaus am Eichenweg in Rotenburg.

Das Doppelhaus am Eichenweg in Rotenburg basiert auf einem Fertighaussystem.

Das Doppelhaus am Eichenweg in Rotenburg basiert auf einem Fertighaussystem. Foto: Holger Heitmann

Schwerlasttransporter bringen das Haus von Polen nach Rotenburg. Bemerkenswert: Das Gebäude samt Einbauküche und Bad ist nach 24 Stunden fertig aufgebaut.

Von Holger Heitmann Mittwoch, 23.10.2024, 09:50 Uhr

Rotenburg. Die ist zwar nicht besonders günstig, aber offenbar praktisch und energieeffizient und könnte so zu einem Zukunftsmodell werden. Die Mieter am Eichenweg 9 in Rotenburg haben sich mittlerweile gut eingelebt, die beiden Häuser, in denen sie wohnen, stehen dort seit dem 22. August - und zwar erst und genau seit diesem Tag.

Denn das Doppelhaus wurde nicht Stein für Stein am Eichenweg errichtet, sondern es kam in vier Teilen auf vier Schwerlasttransportern aus Polen und für die letzten Meter per Kran an seinen Platz. Die Verkranung, für die der Eichenweg im Rotenburger Süden Ende August über drei Tage gesperrt wurde, war eine Millimeterarbeit, wegen der alten groß gewachsenen Eichen auf dem Grundstück. „Das war der Angstfaktor bei der Sache“, erklärt Bauherrin Astrid Schwarze-Bruns.

So etwas wie ein großes Tiny-Haus

Letztlich sei aber alles glattgegangen. Und eigentlich waren die Bäume sogar der Anlass für diese besondere Bauweise. Denn Schwarze-Bruns und ihr Mann Stefan Bruns hatten Sorge, dass die Eichen einen konventionellen Hausbau nicht überlebt hätten. Es sei ihnen aber „ein Anliegen“ gewesen, dass die geschützten Eichen stehen bleiben. So kamen sie im Allgemeinen auf die Idee, so etwas wie ein großes Tiny-Haus zu errichten, und im Besonderen auf das Fertighaussystem, das das Paar im östlichen Nachbarland aufgetan hat, bei einer Firma, die mit Ferienhäusern begonnen hat.

Von dort kam das Doppelhaus in den besagten vier Teilen, je ein Erdgeschoss und ein Obergeschoss, über die Autobahn. Vorher waren wiederum Bruns und Schwarze-Bruns nach Polen gefahren, um sich dort das Werk anzuschauen, in dem die Häuser gefertigt werden. „Alles aus dem Katalog zu bestellen, war uns doch suspekt.“

Küche und Badezimmer sind in den Modulen schon drin

Möglich wäre das aber gewesen. Bis hin zum Waschbeckentyp kann man sich alles selbst konfigurieren. 16 Wochen Bestellzeit für ein ganzes Haus. Wenn die Wohnmodule dann eintreffen, ist die Küche schon drin, das Badezimmer - selbst die Vorhänge hängen bereits, berichtet Schwarze-Bruns schmunzelnd.

Der Preis sei kein Schnäppchen gewesen, aber es sei eben schnell gegangen. Und die auf dem unebenen Gelände wachsenden Bäume haben es überstanden. Und die 76 Quadratmeter pro Doppelhaushälfte würden gut genutzt, in den relativ kleinen Schlafzimmern gebe es dafür etwa Einbauschränke, um maximale Staufläche zu erzielen. Und das Haus sei durch die Wärmepumpe und seine Dämmung energieeffizient, habe das Qualitätssiegel Nachhaltiges Gebäude (QNG) sowie KfW-40-plus-Standard.

Millimeterarbeit ist Ende August das Platzieren der vier Hausteile vorbei an den alten Eichen gewesen.

Millimeterarbeit ist Ende August das Platzieren der vier Hausteile vorbei an den alten Eichen gewesen. Foto: Kreiszeitung/Heitmann

Auf zinsgünstigen Kredit ein Jahr gewartet

Dennoch sei es mit dem zinsgünstigen KfW-Kredit nicht so schnell gegangen wie mit dem eigentlichen Bau, Schwarze-Bruns und Bruns mussten dafür ein Jahr warten, weil eine Frist verstrichen und die Anzahl der Kredite begrenzt war. Schwarze-Bruns will das nicht als Regierungsschelte verstanden wissen, die Ampel erhalte davon schon mehr als genug und habe ja auch Gutes auf den Weg gebracht, aber diese Beschränkung kann sie nicht verstehen, da klimafreundliches Bauen ja ein politisches Ziel sei. „Da hat wohl die FDP blockiert“, meint sie. Der Bauantrag sei weder einfacher noch aufwendiger als bei einem konventionellen Hausbau gewesen.

Großes Interesse an dem markanten Gebäude

Jedenfalls finde Schwarze-Bruns es wichtig, wenn Städte verdichtet werden statt weiter wuchern und Häuser nicht immer riesiger und teurer würden, sowohl für Eigentümer als auch für Mieter. Sie hätten auch gern das Fünfziger-Jahre-Haus auf dem geerbten Grundstück erhalten, das sei aber zu marode für eine Sanierung gewesen. Sie würde auch selbst gern in einem der Häuser wohnen, beteuert Schwarze-Bruns, und hat wohl auch keine Probleme, Mieter zu finden.

Das Interesse an dem markanten Gebäude ist jedenfalls groß. „Es gab einen richtigen Haus-Tourismus“, erzählt die Bauherrin, die mit ihrem Mann eine GbR gegründet hat. Über die Sperrung beklagt hätten sich nur Einzelne.

Und die Angst, dass bei der Verkranung etwas schiefgehen könnte, blieb auch unbegründet. Zwar hatte ein erstes Kranunternehmen bei dem Auftrag abgewunken, eine Firma aus Bremervörde übernahm den Job aber, und berechnete zuvor genau, welche Zweige der Bäume dafür beschnitten werden mussten. „Auch und gerade dabei gab es keine Komplikationen.“ Schwarze-Bruns sieht die Fertigbauweise als empfehlenswert und Modell für die Zukunft. Und das Anrücken des Schwerlasttransports und des Krans sei schon spektakulär gewesen.

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