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Marode Autobahn

TWeil immer wieder Lkw verunglücken: A27-Umleitung wird gesperrt

Die K48 im Kreis Cuxhaven wird im Zuge der A27-Sanierungsmaßnahmen am Sonnabend gesperrt.

Die K48 im Kreis Cuxhaven wird im Zuge der A27-Sanierungsmaßnahmen am Sonnabend gesperrt. Foto: Sina Schuldt/dpa

Das A27-Desaster im Kreis Cuxhaven geht weiter: Jetzt wird auch noch die Umleitungsstrecke gesperrt – allerdings aus gutem Grund.

Von Jan Iven Donnerstag, 29.02.2024, 07:35 Uhr

Landkreis Cuxhaven. Weil an der Autobahn A27 ein Wasserdurchlass marode ist, musste das Teilstück zwischen Hagen und Uthlede gesperrt werden. Die K48 bei Uhtlede gilt als Nadelöhr der umstrittenen Umleitung. Fast täglich bleiben dort Lkw im Fahrbahnrand stecken. Der Landkreis will den Abschnitt nun sicherer machen. Dafür wird er am Sonnabend zwischen 7.30 Uhr und 15 Uhr komplett gesperrt.

Wie der Landkreis Cuxhaven mitteilte, betrifft das die Kreisstraße 48 zwischen Uthlede und der Autobahnanschlussstelle Uthlede. In dieser Zeit sollen die Fahrbahnränder verstärkt werden, damit Lkw auf der Umleitung nicht mehr so leicht stecken bleiben.

Derzeit müssen beinahe täglich Lastwagen auf der Umleitung abgeschleppt werden. Als weitere Sicherheitsmaßnahme gilt auf dem Streckenabschnitt nun Tempo 50, teilweise sogar Tempo 30.

Sperrung der A27 bringt den Hafen von Cuxhaven in Bedrängnis

Die Sperrung könnte nicht nur für den Cuxhavener Hafen dramatische Folgen haben: „Damit könnte der Ausbau der Windenergie an Land in Deutschland zum Erliegen kommen“, warnt Arne Ehlers, stellvertretender Vorsitzender der Hafenwirtschaftsgemeinschaft Cuxhaven (HWG).

Die Fahrbahn soll ab dieser Woche saniert und komplett neu aufgebaut werden, der Verkehr wird so lange über die U28 und U33 umgeleitet. Auch für Großraum- und Schwerlasttransporte (GST) wurden laut Mitteilung der Autobahn GmbH Ausweichrouten erarbeitet. Damit sei die Erreichbarkeit der Häfen in Bremerhaven und Cuxhaven weiterhin gewährleistet. Doch es gibt ein weiteres Problem.

Umschlag von Offshore-Komponenten auf dem 2018 eingeweihten Cuxhavener Liegeplatz 4.

Umschlag von Offshore-Komponenten auf dem 2018 eingeweihten Cuxhavener Liegeplatz 4. Foto: Scheer/Archiv

1.800 Anträge auf Streckenänderungen

Für diese Fahrten ist ein Genehmigungsverfahren notwendig, in dem geprüft wird, welche der möglichen Routen abhängig von Größe und Last der einzelnen Transporte infrage kommt. „Das ist eine große Herausforderung, denn jede Nacht verlassen durchschnittlich bis zu 30 Lkw mit Rotorblättern den Hafen in Richtung Süden“, sagt der HWG-Vorstandsvorsitzende Michael de Reese.

Bis einschließlich Freitag, 23. Februar, seien bereits 1.800 Anträge auf Streckenänderungen bei den zuständigen Straßenverkehrsbehörden eingegangen. „Wir appellieren daher eindringlich an die Behörden, die neuen Genehmigungen zügig zu erteilen, um die geplanten Transporte nicht unnötig zu verzögern“, so de Reese weiter.

Weniger Bürokratie dringend notwendig

„Wir brauchen jetzt pragmatische und schnelle Lösungen“, fordert auch Cuxhavens Oberbürgermeister Uwe Santjer und ergänzt: „Es ist entscheidend, dass wir uns nicht ständig auf neue Routen einstellen müssen.“ Er plädiert für weniger Bürokratie, damit bereits erteilte Genehmigungen schnell auf die festgelegten Ausweichrouten übertragen werden können. „Vielleicht lassen sich in dieser besonderen Situation, die wir hier durchaus als Notlage empfinden, auch besondere Lösungen finden“, hofft Santjer.

Schwerlastzüge mit Längen von bis zu 90 Metern

Problematisch könnten die Umleitungen vor allem für die Beförderung von Rotorblättern werden, da die Schwerlastzüge derzeit Längen von bis zu 90 Metern aufweisen. „Es ist fraglich, ob es technisch möglich ist, diese überlangen Transporte über die Umleitungen zu führen“, gibt Ehlers zu bedenken. Das wäre sowohl für den Standort Cuxhaven als auch für den Onshore-Ausbau in Deutschland ein Desaster.

Lkw im Cuxhavener Hafen warten auf die Transportfreigabe.

Lkw im Cuxhavener Hafen warten auf die Transportfreigabe. Foto: Elbreklame

Schon jetzt zeichnen sich massive Auswirkungen der Autobahn-Vollsperrung ab. Hafenkunden könnten gezwungen werden, Rotorblätter nicht mehr nach Cuxhaven zu verschiffen. Sollte die A27 in den nächsten zwei Wochen nicht wieder für Rotorblatttransporte freigegeben werden, müssten sie sich nach Alternativen umsehen. „Das ist aber kostspielig und aufwendig, zumal nur Cuxhaven in der Lage ist, sehr große Mengen schnell abzuwickeln“, sagt Ehlers.

Behelfskonstruktion für Rotorblatttransporte

Ob der von einer Absackung bedrohte Fahrbahnbereich bald temporär von Rotorblatttransporten über eine Behelfskonstruktion überfahren werden kann, muss noch geklärt werden. „Wir sind froh und dankbar, dass die Autobahn GmbH das Problem so schnell wie möglich lösen will“, betont Ehlers.

Cuxhaven ist als wichtigste Drehscheibe für den Umschlag von Komponenten für Windanlagen bekannt. Laut Karina Würtz, Geschäftsführerin der Stiftung Offshore Windenergie, gelangen die Rotorblätter für 80 Prozent der in Deutschland installierten Windenergieanlagen über den Cuxhavener Hafen in die Windparks. Derzeit warten in Cuxhaven mehr als 300 Rotorblätter auf ihren Weitertransport zu den jeweiligen Baustellen im deutschen Hinterland.

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