TSportlerin des Jahres: Sie bildet Pferde aus und reitet von Schleife zu Schleife

Leonie Seufert mit Franzi (links) und Sezam. Beide Pferde hat sie selbst ausgebildet. Foto: Berlin
Die Stadt Stade hat am Freitagabend ihre besten Sportlerinnen und Sportler geehrt. Die 21-jährige Leonie Seufert gehörte zu den Preisträgerinnen. Sie reitet erfolgreich auf Franzi und Sezam. Zwei Pferde, die sie selbst ausgebildet hat.
Stade. Die Stute Franzi dreht sich schon im Stall, wenn Leonie Seufert auf den Hof in Stade-Barge fährt. Franzi weiß, dass es gleich Hafer und Heu oder Wurzel und Apfel gibt. Sie freut sich. „Sie bettelt“, sagt Leonie Seufert. Die beiden sind in den vergangenen Jahren ein Team geworden. Sie kennen ihre Macken. Wallach Sezam nebenan ist ein wenig entspannter.
In zwei Kästen hängen die goldenen und silbernen Schleifen, die Leonie Seufert mit Franzi und Sezam gewonnen hat. In einer Kiste liegen noch einige mehr. Mit beiden Pferden hat sich Leonie Seufert in der Dressur durch die verschiedenen Leistungsklassen nach oben gekämpft. Mit Franzi bis zur Stufe S, mit Sezam bis M. S steht für schwer, M für mittelschwer. Fünf Klassen gibt es. Von E wie Einsteiger bis S. Das Besondere: Als Familie Seufert die damals dreijährigen Pferde kaufte, waren Franzi und Sezam gerade angeritten, fast noch „roh“, wie die Experten sagen.
Dressur-Lektionen werden immer anspruchsvoller
Franzi und Sezam liefen im Schritt, im Trab und im Galopp auf dem Hufschlag. Mehr nicht. „Als ich Franzi ausprobiert habe, bin ich runtergefallen. Sie hat gebockt“, sagt Leonie Seufert. In den verschiedenen Klassen sind die Herausforderungen immer weiter gestiegen. Längst reitet Leonie Seufert ganze Bahnen und im Zirkel, Außengalopp, Traversalen und Galopppirouetten. Das sieht spielend leicht aus. Ist es aber nicht.
Die Arbeit auf dem Pferd können Laien kaum erkennen. Die Hilfen, das Treiben, den Einsatz der Beine und die Gewichtsverlagerung im Sattel. Die leichten Paraden an den Zügeln, die zwischen den Fingern liegen. Damit die Bewegungen fließend und federleicht aussehen, müssen die Pferde vorher Kraft und Kondition aufbauen. Leonie Seufert hat Hilfe von dem Trainergespann Arend und Ulrike Garrn.
In den Jugendpferdeprüfungen für Dressurpferde der Klassen A bis L gewann Leonie Seufert mit der damals vierjährigen Franzi regionale Turniere zwischen Hamburg, Bremen und Lüneburg. Als Franzi sieben war, ritt sie siegreich in der M-Klasse. Eigentlich heißt Franzi mit vollem Namen „Famous Franzi“. Berühmt. Irgendwie passend. In der S-Dressur startete Leonie Seufert im vergangenen Jahr mit ihrer Stute bei den Landesmeisterschaften in Westergellersen. Sie landete in der Kategorie Junge Reiter im Mittelfeld.
Höchstnote bei den Stader Reitertagen
Auch Sezam lernt schnell. Der Wallach ist jetzt sechs und steht seit drei Jahren im Stall der Seuferts. „Er ist lernwillig. Alles fällt ihm leichter“, sagt Leonie Seufert. In den Klassen A bis L heimste das Gespann jede Menge Schleifen ein. Die Zuschauer staunten nicht schlecht, als Leonie Seufert bei den Stader Reitertagen auf Sezam Höchstnoten von 8,8 und 9,2 erhielt. Das gilt als selten. Es geht nur bis 10.
Mit Sezam will Leonie Seufert die nächste Stufe zünden. Im Winter trainierte sie mit dem 1,70 Meter großen Wallach die Lektionen für die Klasse M. Sie will sich bei Turnieren für das Bundeschampionat qualifizieren. 80 Prozent der Teilnehmer dort sind Profis. „Mit denen kann ich mich nicht messen. Aber die Qualifikation wäre ein Traum von mir“, sagt Leonie Seufert.
Stolz ist der Reit- und Fahrverein Stade um Vorstandschef Olaf Hagemann auf das eingespielte Trio um Reiterin Leonie Seufert. „Es ist toll, wenn Mitglieder für den Verein antreten und ihn so im Leistungssport repräsentieren“, erklärt der Vorstand. Der Verein sei eher breitensportlich aufgestellt. Daher freue es ihn umso mehr, wenn jemand mit persönlichem Engagement im Turniersport erfolgreich ist.
Fünf Tage pro Woche auf dem Pferd
Mit einem fertig ausgebildeten Pferd Schleifen gewinnen, können viele Reiter. Es selbst ausbilden und Erfolge feiern, erfordert Ehrgeiz und Geduld. An mindestens fünf Tagen pro Woche bewegt Leonie Seufert die Pferde. Mutter Kirstin Seufert reitet mit. „Ohne meine Eltern wäre das Ganze nicht möglich“, sagt Leonie Seufert. Die Familie teilt sich die Kosten, seitdem die 21-Jährige ihre Ausbildung zur Industriekauffrau abgeschlossen hat und eine Festanstellung bekam. Die Lektionen zeigt Leonie Seufert Franzi und Sezam auf dem Platz, an der Longe oder in der Bahn. Geländeritte durch die Barger Heide gibt es zum Ausgleich.
Minus acht Grad oder Regen machen Leonie Seufert nichts aus. „Wenn sie am Abend feiern war, geht sie morgens um sechs trotzdem in den Stall“, sagt Mutter Kirstin. Das Hobby bringt Abwechslung in den Alltag, den sonst ein Bürojob dominieren würde. „Je mehr ich arbeite mit den beiden, desto besser kommen wir voran. Wir werden ein Team“, sagt Leonie Seufert. Das ist ihre Motivation.