TZukunft der Feuerwehr: Plan der Stadt Stade hat es in sich

Ein Großaufgebot an Einsatzkräften war auf der B73 unterwegs. Foto: Feuerwehr Bützfleth/Erwin Bube
Einstimmig winkte der Feuerwehr-Ausschuss der Stadt Stade den Bedarfsplan der Feuerwehr durch. Das ist bemerkenswert. Denn es gibt Defizite.
Stade. Keine Wortmeldungen von den vielen Feuerwehrleuten, die den Ausschuss besuchten, keine wirklich kritischen Anmerkungen aus der Politik. Stadtverwaltung, Beraterfirma und Stadtkommando scheinen gute Arbeit geleistet zu haben. Das letzte Wort hat der Rat der Stadt Stade am 20. Juni.
Plan deckt Schwächen und Stärken der Feuerwehr auf
Er ist eine Premiere: Der mehr als 100 Seiten umfassende Feuerwehrbedarfsplan für die Stadt. Er listet minutiös den Zustand der vier Ortswehren mit Sitz in Stade, Bützfleth, Hagen und Wiepenkathen auf. Er hat sich genau die Gerätehäuser und die Fahrzeuge angeguckt und diverse Mängel festgestellt.
Er hat das freiwillige Personal unter die Lupe genommen und kommt zu einem sehr guten Fazit. Er hat die Anfahrtzeiten analysiert und macht Verbesserungsvorschläge. Und er gibt Anleitungen, was in Zukunft geschehen muss, um die Wehren schlagkräftig zu erhalten.
Wie berichtet sind die baugleichen und neuen Gerätehäuser in Bützfleth und Riensförde (Zug II) nahezu makellos. Das Haus der Löschgruppe in Bützfleth ist quasi abgängig, das der Ortswehr Wiepenkathen wie auch das in Hagen kommen an ihre Grenzen und sind sanierungsbedürftig. Das Haus von Zug I in der Stader Hansestraße platzt aus allen Nähten.

Bei einer Übung stecken Stader Feuerwehrleute die Köpfe zusammen, um den Einsatz zu besprechen. Foto: Feuerwehr Stade/ Stefan Braun
Lob und Anerkenung für die Feuerwehrleute
Zudem sind viele Einsatzfahrzeuge in die Jahre gekommen. Dazu gesellt sich ein intensives Einsatzgeschehen, so dass die Stadt hier in Zukunft für Ersatzbeschaffungen sorgen sollte.
Ein großes Lob und viel Anerkennung hatte Gutachter Tobias Kreuz von der Lülf Sicherheitsberatung GmbH für die ehrenamtlichen Kräfte im Gepäck, als er dem Ausschuss den Bedarfsplan vorstellte. Die Freiwillige Feuerwehr Stade fahre eine sehr hohe Schlagzahl. Im Schnitt rücken sie pro Jahr zu 900 Einsätzen aus. An der Hälfte ist der Zug I beteiligt. Das habe schon Berufswehr-Charakter.
Um die Belastung hier runterzufahren, sollte bei der Alarmierung stärker differenziert und bei kleinen Einsätzen weniger Personal herangerufen werden.
An manchen Orten herrsche ein Erreichbarkeitsproblem, da die Feuerwehr hier oft länger als die anvisierten zehn Minuten brauche, um vor Ort zu sein. Das gelte insbesondere für Ottenbeck sowie den Bereich Haddorf/Hahle. Häufig, weil der Verkehr in der Stadt zu dicht sei. Tempo-30-Zonen könnten das Problem noch verschärfen, sagte Krenz.
Feuerwehreinsatz
T Großfeuer-Alarm an der B73: Gesamte Stader Feuerwehr im Einsatz
Vorschlag: Koop mit anderen Feuerwehren
Der Bedarfsplan schlägt vor, mit den Ortswehren Agathenburg, Mittelsdorf und Hammah zu kooperieren und womöglich auch mit der Werkfeuerwehr von Airbus. Außerdem wird empfohlen, im Bereich Haddorf/Hahle einen Alarmstützpunkt mit einem Fahrzeug zu schaffen.
Grünen-Ratsherr Christian Demski wollte wissen, wie die Pläne für den Bau eines LNG-Terminals im Industriegebiet Bützfleth berücksichtigt werden. „Da haben wir noch nachzuarbeiten“, sagte Stadtbrandmeister Klaus Daniel Ney. Es soll Verträge zwischen der Dow-Werkfeuerwehr und dem Betreiber der Anlage geben, dort aufzustocken.
Demski wollte zudem von der Stadtverwaltung einen Zeitplan mit Summen für die Investitionen vorliegen haben. Stadtrat Carsten Brokelmann, im Rathaus für die Feuerwehren zuständig, konterte: In den Etatberatungen für die kommenden Jahre müsse die Politik Farbe bekennen und Prioritäten festsetzen.

Die große Übung der Stader Feuerwehr nach Pfingsten fand dieses Jahr in Ottenbeck statt. Foto: Feuerwehr Stade / Stefan Braun
Das schafft die Stadt für die Feuerwehr an
Bislang ist laut Brokelmann eine ganze Reihe von Investitionen in die Feuerwehr am Laufen: Für Bützfleth, Wiepenkathen und Zug II sind Mannschaftstransportwagen in Sicht. Neue Löschfahrzeuge bekommen Zug II, Bützfleth und Wiepenkathen.
Das Gerätehaus von Zug I wird erweitert für mehr Spinde zum Umziehen, aus der ersten Etage wird ein zweiter Fluchtweg per Außentreppe geschaffen. Für die Löschgruppe Bützflethermoor soll nächstes Jahr eine neue Unterkunft gebaut werden. Für Wiepenkathen ist womöglich an gleicher Stelle ein kompletter Neubau ab 2029 vorgesehen. Noch stehen hierfür keine Mittel bereit.
Das entspräche auch der Empfehlung vom beratenden Mitglied Philipp Lausch (SPD), der hauptberuflich Feuerwehrmann ist. Im Zweifel solle sich die Stadt zu Neubauten statt zu Flickschusterei durch Teilsanierungen durchringen.
Christoph von Schassen (CDU) formulierte das, was wohl Konsens ist in der Politik: „Wir können mit dem Plan sehr gut arbeiten.“ Er sei eine gute Basis für politische Entscheidungen. Der Plan muss jetzt mit Geld hinterlegt werden.