TStartup Venpo: Scheeßelerin will mit indischen Snacks durchstarten

Venpo bietet gesunde Alternativen zu herkömmlichen Snacks. Die Idee der gebürtigen Inderin Balasaraswathi Ramanathan kommt in Scheeßel (hier beim Adventsleuchten) gut an. Foto: ULLA HEYNE
Balasaraswathi Ramanathan aus Scheeßel bringt mit ihrem Startup Venpo gesunde Snacks auf den Markt. Die gebürtige Inderin setzt auf authentische Zutaten und Verzicht auf künstliche Zusätze.
Scheeßel. Vor dem Mehrfamilienhaus steht eine Kinderkarre, etwas Laub ist in den Eingang geweht. Nichts deutet darauf hin, dass in dem Haus im Vareler Weg eine Marketing-Managerin, eine Designerin, eine Nahrungsmittelexpertin und eine Firmengründerin wohnen – und das alles in einer Person. Hier hat Balasaraswathi Ramanathan, die hier mit ihrem Ehemann und ihren beiden kleinen Kindern wohnt, vor einem knappen Jahr ein Startup Venpo gegründet – für die in Scheeßel ansässige Inderin eine Zeitenwende, nicht nur beruflich.
Was steckt hinter dem Namen Venpo?
Der Name der Marke, unter der die 33-Jährige sechs unterschiedliche Snacks ohne künstliche Aroma- und Farbstoffe, Konservierungsmittel und nur mit unraffiniertem Rohrzucker herstellen lässt, setzt sich aus den tamilischen Worten Ven für pur und Ponni für Reis zusammen – ist aber auch eine Reminiszenz an die Namen ihrer beiden Töchter. Die waren auch der Anlass für die gebürtige Tamilin, die seit sieben Jahren mit ihrem Ehemann in Deutschland lebt, ein Start-up zu gründen.
Von der Familienküche ins Food-Business
„Als Mutter hast du eine große Verantwortung“, erklärt die zierliche Frau. Sie nimmt ihre ernst, auch und gerade was die Ernährung der Kinder angeht. „Fast unmöglich, gesunde Snacks zu finden ohne künstliche Süß- und Farbstoffe“, stellte sie fest, „die sind nämlich Gift für Kinder und können nicht nur zu Adipositas und Diabetes 2 führen, sondern auch zu einem veränderten Hormonspiegel und einem verfrühten Einsetzen der Periode.“ Mit Lebensmitteln hatte die Programmiererin bis dahin nur so viel zu tun, als dass sie sich schon immer für Essen, die Zutaten und Zubereitung interessiert hat.
Snacks, die überzeugen: Magic Mix und Reis-Swirl
Das Projekt gesunder, authentisch indischer Snacks aus der Heimat mit transparenter Herstellung war wie eine zündende Idee und sei just zum rechten Zeitpunkt gekommen: „Eine Tochter ist im Kindergarten, die andere in der Schule; zusammen mit den Abenden kann ich viel Zeit in mein Unternehmen stecken.“
Platz am Sande
T KioskBrothers: Brüder eröffnen Automatenkiosk in der Stader Altstadt
Freibad-Saison
T Keine Pommes mehr im Freibad? So will Horneburg das verhindern
Die brauchte und braucht es auch, kümmert sich die junge Frau aus Budgetgründen doch um fast alles selbst: vom Rezept, dem Ausloten von Kooperationspartnern im heimischen Kerala über das Anmelden einer Firma, die Genehmigungen durch das Gesundheitsamt, das Design bis zur Vermarktung und Social Media. „Das ist schon ein Vollzeitjob, eigentlich mehr“, meint die Inderin.
Für Recherche drei Monate in Indien verbracht
Auf der Suche nach einer Produktionsstätte, die die alten Familienrezepte aus ihrer Kindheit nach ihren Qualitäts- und Hygienevorstellungen umsetzt, verbrachte sie drei Monate in Indien. Dort vernetzte sie sich mit Experten, bekam wichtige Tipps zur Zulassung und Zertifizierung von Snacks und ließ unangekündigt Proben analysieren. Sie lernte viel über Lebensmittel, Marketing und Margen, eignete sich viel Wissen an – und probierte eine Zeitlang fast täglich die optimierten Rezepte.
Beliebte Sorten der Marke bereits vergriffen
Seit letztem Februar ist ihr Unternehmen angemeldet, im Oktober verteilte sie die ersten Proben in ihrem privaten Umfeld und an potenzielle Vertriebspartner. Herausgekommen sind sechs verschiedene Snacks, entweder auf Reisbasis, mit Kichererbsen oder unterschiedlichen Bananen – Sorten, die man hierzulande mit ihrem Geschmack und Proteinreichtum nicht kennt.
Die gute Nachricht
T Nackt im Holzhafen: Stade bekommt erste schwimmende Sauna im Norden
Wirtschaftstreff
T 5 Gründer-Tipps von „Höhle der Löwen“-Investor Ralf Dümmel
Gründerstar-Serie
T Boutique Schakaleur: Diese Buxtehuder Unternehmerin trotzt jeder Krise
Die erste bestellte Charge von 50 Kilogramm war schnell weg. Bei der zweiten mit der doppelten Menge sind die beliebtesten Sorten, Reis-Swirl mit frischem Knoblauch und Magic Mix bereits vergriffen, die nächste Lieferung soll Ende Januar erfolgen.
Priorität liegt bei der Qualität und nicht dem Gewinn
Die Umsetzung einer Bestellung dauert nur vier Tage, der Transport auf dem Luftweg ist relativ teuer, „aber die Snacks sollen frisch sein“. Groß seien die Margen nicht, „die Produkte müssen erschwinglich bleiben, die Qualität der Produkte hat erst mal Priorität vor dem Gewinn“, erläutert Ramanathan ihre Geschäftsethik.
Die Stadt Rotenburg sei sehr hilfreich gewesen, „dort haben sie mir gleich einen Stand beim Adventsleuchten angeboten“, im Wohnort Scheeßel hat sie einmal im Monat einen Stand bei einem örtlichen Supermarkt. Um Ideen, ihre leckeren Tüten mit gesundem Inhalt bekannter zu machen, ist sie nicht verlegen: Demnächst geht es auf das Food Innovation Camp, eines der größten Branchentreffen; auch beim Hurricane Festival will sie Anreisenden ihre Snacks anbieten. (fi)