TSteuererhöhung für „gefährliche Hunde“: Für diese Tierfreundin brach eine Welt zusammen

Katharina Korff mit ihrer dreijährigen Hündin Tara. Sie ist ein Staffordshire Terrier und steht in Cuxhaven auf der Rasseliste "gefährlicher Hunde". Foto: May
Zum Jahresbeginn hat die Stadt Cuxhaven vier Hunderassen in die Kategorie „gefährlicher Hund“ eingeordnet und die Hundesteuer deutlich erhöht. Halter dieser Hunde sollen jetzt bis zu 960 Euro zahlen. Betroffene erzählen, wie verzweifelt sie sind.
Cuxhaven. Bullterrier, Pitbull-Terrier, Staffordshire Bullterrier und American Staffordshire Terrier: Diese vier Hunderassen stehen seit Jahresbeginn auf der sogenannten Rasseliste „gefährlicher Hunde“ in der Stadt Cuxhaven. Bei Haltern dieser Hunde macht sich Fassungslosigkeit breit.
Tara, eine dreijährige Staffordshire-Terrier-Hündin, hat ihrem Frauchen Katharina Korff als Zweithund bisher 108 Euro Steuern im Jahr gekostet. Doch damit soll jetzt Schluss sein. Weil Tara auf der Rasseliste der Stadt Cuxhaven steht, soll ihre Besitzerin zukünftig knapp 1000 Euro zahlen. „Als ich davon erfahren habe, habe ich gedacht, dass das ein Witz ist.“ Doch es war kein Witz. „Der Schock saß tief und für mich ist eine Welt zusammengebrochen“, erinnert sich die 27-jährige Cuxhavenerin, die Vollzeit im Cuxhavener Tierheim arbeitet.
Auf den Monat runtergerechnet müsse Katharina Korff nun monatlich 80 Euro mehr für ihre Staffordshire-Hündin an Steurern zahlen. „Der erste Abschlag von 300 Euro muss im Februar bezahlt werden. Wenn man keine Rücklagen hat, kann man sich das gar nicht leisten.“ Denn durch ihren Job als Tierpflegerin werde sie nicht reich. „Aber darum geht es auch nicht. Ich will für die Tiere da sein und bin mit Herz dabei“, so Katharina Korff. Sie überlege, auch wenn es aus zeitlicher Sicht kaum machbar ist, einen Nebenjob anzunehmen, um das Geld für die Steuererhöhung zusammen zu bekommen, denn: „Den Hund abzugeben ist keine Option.“ Zumindest für sie nicht. Bei anderen Haltern könne das der letzte Ausweg sein. „Und dann erlebt das Tierheim eine Flut an Abgaben“, befürchtet Katharina Korff, die neben ihrer Hündin Tara noch zwei weitere Hunde hat.
„Ich bin gegen Rasselisten - bei Menschen und Hunden.“
Auch für die 65-jährige Marita Müller kommt eine Abgabe ihrer Pitbull-Mix-Hündin Chica nicht in Frage. Trotzdem war die Rentnerin entsetzt, als sie von der Hundesteuererhöhung erfuhr: „Die Erhöhung hat mich schon verärgert. Aber zu behaupten, dass ich einen bösen Hund habe, obwohl es niemals einen Vorfall gab, hat mich verletzt.“ Finanziell sei die Erhöhung von 72 auf 960 Euro ein Schlag. „Chica ist 14 Jahre alt und kostet mich wegen regelmäßigen Arthrose-Spritzen und Medikamente für ihr Herz und ihre Schilddrüse viel Geld beim Tierarzt.“ Da Marita Müller noch einen weiteren Hund besitzt, müsse sie ab diesem Jahr insgesamt mehr als 1100 Euro Steuern zahlen - nur weil ihre Hündin einer Rasseliste zugeordnet wurde. Die Rentnerin sagt deshalb klar: „Ich bin gegen Rasselisten - bei Menschen und Hunden.“
„1000 Euro im Jahr sind ganz schön viel Geld.“
Staffordshire Terrier-Besitzerin Katharina Hartig ist wütend, weil sich ihrer Meinung nach niemand mit den Rassen, die auf die Liste der „gefährlichen Hunde“ gesetzt wurden, auseinandergesetzt hat: „Man wird einfach in eine Schublade gesteckt, in die ich und der Hund nicht gehören.“ Die Mutter von zwei Kindern befindet sich aktuell in Elternzeit und sagt über ihre fünfjährige Hündin Lilly, dass ein ruhiger und toller Familienhund sei. Die Zweifach-Mama war geschockt, als sie von der Hundesteuererhöhung erfuhr: „1000 Euro im Jahr sind ganz schön viel Geld. Die Erhöhung kam ja auch so plötzlich, dass wir keine Vorbereitungszeit hatten, um Geld dafür sparen zu können.“
Rasselisten und Hundeführerscheine sollten überdacht werden
Katharina Korff macht grundsätzlich noch einmal deutlich: „Die Rasseliste ist veraltet. Ja, gewisse Rassen bringen eine gewisse Genetik mit - aber das ist auch bei Hütehunden so.“ Die Cuxhavenerin, die jahrelang als Tagesmutter tätig war und ihre Hunde in den Alltag voll integrierte, wünsche sich, dass neben den Rasselisten auch die Hundeführerscheine noch einmal überdacht und rassespezifischer aufgebaut werden sollten.
Katharina Korff, Marita Müller und Katharina Hartig hoffen nun, dass die Hundesteuer-Satzung bei der Ratssitzung am Donnerstag, 25. Januar, gekippt wird.