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Justiz

TStill ruht der Surfpark in Stade: Das lange Warten auf das Verwaltungsgericht

Auf dem Surfpark-Gelände in Stade-Süd ruhen die Bauarbeiten.

Auf dem Surfpark-Gelände in Stade-Süd ruhen die Bauarbeiten. Foto: Richter

Im Dezember legten die Bagger los, doch jetzt steht im Süden Stades, wo der Surfpark geplant ist, nur noch Wasser in der Baugrube. Alle warten auf das Verwaltungsgericht: Projektentwickler, Investoren und der BUND, der verhindern will, dass Fakten geschaffen werden.

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Von Anping Richter
Dienstag, 09.04.2024, 05:50 Uhr

Stade. Die Hängepartie um den Weiterbau des Stader Surfparks geht weiter. Auf dem Gelände im Süden der Stadt rührt sich nichts: Hinter den Bauzäunen sind ein paar Baustellencontainer, ein Schotterhaufen und eine Walze mit plattem Vorderreifen zu sehen. In der schon recht großen Baugrube steht Wasser. Noch immer wird hier nicht weitergearbeitet - trotz bestehender Baugenehmigung.

Das Verwaltungsgericht braucht Zeit, um sich mit einem einstweiligen Rechtsschutzantrag des Bundes für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) zu befassen. Seine Kollegen wollen sich bemühen, bis Ende April darüber zu entscheiden, sich aber noch nicht auf einen Termin festlegen, sagt Richard Wermes, Vizepräsident des Stader Verwaltungsgerichts. Wie berichtet ist das Gericht sehr stark belastet.

Die Hansestadt Stade hatte den Surfpark-Bau im Sommer vergangenen Jahres genehmigt. Im Dezember hatte die SPN Projekt GmbH mit den Bauarbeiten begonnen.

Die Altländer Projektentwickler Jan und Dirk Podbielski rechnen in dem Surfgarten ab der ersten Vollsaison - anvisiert ist dafür bisher 2026 - mit 200.000 Besuchern und an schönen Sommertagen mit 1000 Surfern täglich. „Ich bin fest davon überzeugt, dass Stade damit noch mehr überregionale Strahlkraft für Touristen entwickelt und mit dem neuen Angebot vor allem junge Menschen angesprochen werden“, sagt der Stader Bürgermeister Sönke Hartlef.

Surf-Wellen für jede Größe und jeden Bedarf auf Knopfdruck

Wie berichtet soll im Süden von Stade ein Becken mit einer Fläche von rund drei Fußballfeldern entstehen. Die patentierte Wavegarden-Cove-Technologie soll in unterschiedlichen Zonen Wellen unterschiedlicher Höhe, Form und Geschwindigkeit erzeugen - für alle Niveaus vom Anfänger bis zum Profisurfer, so dass Kinder surfen lernen, Sportbegeisterte ihre Technik verbessern und internationale Wettbewerbe ausgeführt werden können.

Das Ingenieur-Unternehmen Wavegarden gilt als weltweit führend bei Wellengenerierungssystemen, hat vor kurzem eines in Brasilien eingeweiht und plant neben Stade weitere Projekte in Melbourne und Seoul.

Reifen platt: Die Walze, die auf dem Gelände steht, hat sich offenbar schon länger nicht bewegt.

Reifen platt: Die Walze, die auf dem Gelände steht, hat sich offenbar schon länger nicht bewegt. Foto: Richter

Das Projekt hat aber nicht nur Freunde. Gegner finden es unvereinbar mit Klima- und Naturschutz und kritisieren den Flächen- und Wasserverbrauch. Die Bürgerinitiative Surfpark - nein danke hat mehr als 2800 Unterschriften und Geld für einen Klagefonds des BUND gegen den Surfpark gesammelt. Schon im vergangenen Jahr hat der BUND beim Oberverwaltungsgericht (OVG) Lüneburg Klage gegen die Surfpark-Pläne eingereicht. Doch die Baugenehmigung der Stadt Stade ist gültig, so dass die Surfpark-Entwickler im Dezember trotzdem loslegen durften. Das OVG habe bisher nur eine Rechnung geschickt, mit einer Entscheidung sei womöglich erst 2025 zu rechnen, berichtet Heiner Baumgarten, der Kreisvorsitzende des BUND.

Oberverwaltungsgericht entscheidet wohl erst nächstes Jahr

Um zu verhindern, dass die Bagger schon vorher Fakten schaffen, hat der BUND zur Sicherung seiner Rechtsposition im Januar einen einstweiligen Rechtsschutzantrag an das Stader Verwaltungsgericht geschickt. „Wenn es wirklich bis 2025 dauert, wäre das Projekt sonst ja schon fast umgesetzt“, erklärt Baumgarten.

Poster vom Stader Surfgarten am Bauzaun um das Gelände des zukünftigen Surfparks.

Bisher rollt die Welle nur auf dem Plakat. Foto: Richter

Um mehr Druck zu erzeugen, hätte der BUND sich bemühen können, beim Verwaltungsgericht einen sogenannten Hängebeschluss zu erwirken. Doch das war nicht nötig, weil das Verwaltungsgericht, dessen 2. Kammer mit der Sache befasst ist, von den Projektentwicklern erfahren hat, dass die Bauarbeiten zurzeit ruhen. Bisher hatte es geheißen, bis 18. März. Doch auch seither hat sich nichts getan. Einen Deal im Sinne einer Absprache gebe es nicht. „Das Gericht hat das geschickt gemacht und sich damit Luft geschaffen, um in Ruhe eine Entscheidung zu treffen“, interpretiert Heiner Baumgarten die Sache.

Die Projektentwickler Jan und Dirk Podbielski waren für das TAGEBLATT nicht zu erreichen.

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