TStricken im Kino? Internet-Trend feiert Premiere in Buxtehude

Andrea Pincheira hat vorsorglich eine LED-Nackenlampe ins Kino mitgebracht. Foto: Buchmann
Handarbeiten beim Filmschauen ist aktuell angesagt bei Kinobesuchern. Das Citykino in Buxtehude hat jetzt den Trend in den Landkreis geholt. Wie kommt das an?
Buxtehude. Normalerweise passieren zwei Dinge im Kinosaal, wenn der Film anfängt: Das Licht geht aus und es wird leise. Doch im Buxtehuder Citykino passierte vergangenen Donnerstag etwas Merkwürdiges: Das Licht blieb an - und überall war ein metallisches Klackern zu hören.
Mit dem Häkelbüdel-Club kommt ein ungewöhnlicher Trend nach Buxtehude. „Die Kinobesucher kommen zu uns, um einen Film zu schauen und dabei gemeinsam zu Stricken, Häkeln oder Sticken“, erklärt Theaterleiter Simon Balimann. Dabei bleibt das Licht an, um mit den Nadeln sicher jede Masche zu treffen. Eine Stammbesucherin habe Balimann im Frühjahr vorgeschlagen, ein Häkelkino im Citykino zu veranstalten. Denn gemeinsam Handarbeiten und Filme schauen macht aktuell in vielen Lichtspielhäusern die Runde.
Häkelkino ohne Häkeln? Kein Problem
Ursprünglich stammt die Idee aus Skandinavien, in Schweden beispielsweise heißen die begehrten Kinovorführungen „stickbio“. „Wir fanden die Idee interessant, da haben wir gesagt: Das probieren wir auch“, sagt Balimann. Für das erste Häkelkino fiel die Wahl auf die beliebte romantische Komödie „Notting Hill“ mit Julia Roberts und Hugh Grant. Der Vorteil: Die meisten Besucher kennen den Film wahrscheinlich schon, da bleibt mehr Konzentration für Nadeln und Wolle übrig.

Besucherinnen versorgen sich mit Snacks an der Kinotheke. Foto: Buchmann
Um 19 Uhr trudeln die ersten Besucherinnen ein. 34 Kinokarten waren über den Tresen gegangen, erzählt Balimann im Nachgang. Die Freundinnen Athina und Marlene kommen aus Buxtehude, haben aber weder Nadeln noch Wolle dabei. „Wir wollten gerne Notting Hill im Kino sehen“, sagen die jungen Frauen. Handarbeiten ist für den Besuch des Häkelkinos nämlich keine Pflicht. Bedenken, dass sie das Stricken und Häkeln stören könnte, haben die beiden nicht.
Strickfans wissen sich zu helfen
Das Häkelkino zieht auch Besucherinnen außerhalb von Buxtehude an. Angelika kommt aus Dollern, ihre Freundin Christine aus Estebrügge. Beide treffen sich regelmäßig in einer Gruppe zum Häkeln und Stricken, wo jemand von der neuen Filmreihe erzählt habe. Während des Films wollen die beiden an Tüchern weiterarbeiten, „nichts Kompliziertes“, sagt die Estebrüggerin.

34 Film- und Handarbeitsfans kamen zur Häkelkino-Premiere ins Buxtehuder Kino. Foto: Buchmann
Andrea Pincheira ist mit mehreren Freundinnen zum Häkelkino gekommen. Sie treffen sich regelmäßig in einem Buxtehuder Café zum gemeinsamen Handarbeiten. Sie habe über Instagram von der Veranstaltung erfahren. Heute strickt sie an einer Weste aus Merinowolle weiter. In ihrer Tasche hat Pincheira neben Wollknäuel und Stricknadeln noch ein weiteres Hilfsmittel: Eine LED-Nackenlampe. „Die benutzt man eigentlich zum Lesen, ist zum Stricken aber auch super geeignet“, sagt sie. Ein Blick durch den Kinosaal zeigt, dass viele die gleiche Idee hatten.
Nächstes Häkelkino steht schon fest
Bevor der Film startet, begrüßt Simon Balimann die Besucherinnen. Männer sind heute im Publikum keine zu finden. Bevor es losgeht, muss der Theaterleiter nochmal nachjustieren: Das gedimmte Licht ist für viele zu dunkel. Deshalb bleibt das Saallicht heute angeschaltet.
Und wie kommt das erste Häkelkino beim Publikum an? Andrea Pincheira und ihre Gruppe hatten eine gute Zeit. „Man kann zwei Sachen gleichzeitig machen“, sagt sie. Mit ihrer Weste sei sie wieder ein gutes Stück weitergekommen. Für sie steht fest: „Wir wollen wiederkommen.“ Auch Simon Balimann ist zufrieden mit der Häkelkino-Premiere. Die nächste Ausgabe steht schon fest: Am 28. August zeigt das Citykino die romantische Komödie „Wunderschön“ von und mit Karoline Herfurth - die ersten Karten sind bereits verkauft.
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