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TSturmebbe führt zu massivem Uferabbruch an der Oste

Der Uferabbruch an der Oste bei Großenwörden nach der Sturmebbe.

Der Uferabbruch an der Oste bei Großenwörden nach der Sturmebbe. Foto: privat

Die Sturmebbe vor einer Woche hat an der Oste bei Großenwörden auf einer Länge von rund 80 Metern einen Uferabbruch verursacht. Der Sportbootanleger wurde ins Wasser gezogen. Der Ostedeich soll aber sicher sein.

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Von Katja Knappe
Donnerstag, 26.10.2023, 05:50 Uhr

Großenwörden. Das betont Fabian Buß, Pressesprecher des Niedersächsischen Landesbetriebs für Wasserwirtschaft, Küsten- und Naturschutz (NLWKN): „Der Deich befindet sich in circa 30 Metern Entfernung und hat keinen Schaden erlitten. Darüber hinaus ist die Deichsicherheit weiterhin gegeben.“ Vertreter des NLWKN, Deichgraf Richard Schlichting und Vertreter der Wassersportsparte des TSV Großenwörden hatten sich Anfang der Woche vor Ort getroffen und die Schäden besichtigt.

Bei dem Uferabbruch sind nach Schätzungen des NLWKN wohl 200 Kubikmeter Erde weggebrochen. Schuld war kurioserweise das fehlende Wasser - die Sturmebbe. Zu diesem Phänomen kommt es, wenn starker Ostwind das Niedrigwasser extrem verstärkt. Vor einer Woche hatten deshalb auch die FRS-Pendelfähren zwischen Wischhafen und Glückstadt auf dem Trockenen gesessen.

Phänomen Sturmebbe ist selbst für Deichgraf Neuland

“Wir kennen uns hier mit Sturmfluten aus, da sind wir erprobt. Aber nicht mit Sturmebbe. Das ist für uns Neuland. So einen Ostwind habe ich in meiner Amtszeit noch nicht erlebt“, sagt Deichgraf Richard Schlichting, der seit rund acht Jahren im Amt ist. An der Oste war der Boden durch vorangegangene Regenfälle bereits weich. Durch das extreme Niedrigwasser - die Sturmebbe - habe dem wassergesättigten Boden der Wasserdruck aus der Oste gefehlt, erläutert Fabian Buß vom NLWKN.

Der Gegendruck der Wassermasse stabilisiert das Ufer, gegen das die Wassermasse drückt. Durch die Sturmebbe habe der Wasserstand rund einen Meter unter dem Tideniedrigwasser gelegen, so das NLWKN. Die Folge: Der Gegendruck fehlte und der Boden rutschte einfach weg, die lange Abbruchkante ist deutlich erkennbar.

Großenwördener Wassersportler fürchten „horrende Kosten“

„Den Booten am Anleger ist nichts passiert“, berichtet Malte Petersen, Leiter der Wassersportsparte des TSV Großenwörden. Bis zu sechs vier bis sechs Meter lange Boote konnten an dem Sportbootanleger anlegen, nun liegt der Anleger auf halb acht in der Oste. Nachdem die Samtgemeinde Oldendorf-Himmelpforten 2011 den großen Anleger gebaut hatte, habe der Verein etwa zwei Jahre später den kleinen Sporbootanleger gebraucht gekauft und installiert, sagt Petersen.

Der kleine Sportbootanleger der Wassersport-Sparte des TSV Großenwörden ist durch den Uferabbruch förmlich in die Oste gezogen worden.

Der kleine Sportbootanleger der Wassersport-Sparte des TSV Großenwörden ist durch den Uferabbruch förmlich in die Oste gezogen worden. Foto: privat

Eine Versicherung gebe es dafür nicht, „da werden für uns schon noch horrende Kosten entstehen“, fürchtet er. Der Verein werde nun in Zusammenarbeit mit dem NLWKN den Anleger bergen, „alles weitere muss man dann sehen“. Die Wassersportsaison sei jetzt zu Ende, die Boote würden eh bis Ende des Monats aus dem Wasser geholt.

NLWKN schließt weitere Uferabbrüche nicht aus

Der Uferbereich der Oste war im Bereich des Abbruchs nicht speziell gesichert. Muss also bei künftigen Sturmebben mit erneuten Uferabbrüchen gerechnet werden? „Weitere Uferabbrüche sind in Bereichen von fehlenden Pfahlwänden nicht auszuschließen“, teilte das NLWKN auf Anfrage mit. Deichgraf Richard Schlichting sagt, er könne sich vorstellen, dass Sturmebben auch Deichen schaden könnten, sofern diese über kein Vorland verfügten.

Zur Höhe des entstandenen Schadens in Großenwörden kann das NLWKN noch keine Auskunft erteilen. Jetzt würden die Planungen für eine Ufersicherung aufgenommen „und zeitnah umgesetzt“. Wie aufwendig die Ufersicherung ausfällt, das dürfte auch eine Kostenfrage werden. Die Herstellungskosten für eine Holzpfahlwand mit Rückverankerung und abschließenden Buhnen liegen laut NLWKN grundsätzlich bei rund 250.000 Euro.

Sportbootanleger kann vorerst nicht mehr genutzt werden

Der Sportbootanleger kann bis auf weiteres nicht mehr genutzt werden. TSV-Wassersport-Spartenleiter Malte Petersen fürchtet, dass hier womöglich auch im nächsten Jahr noch nichts möglich sein werde - „aber ich weiß es nicht. Das Wichtigste ist, dass keiner zu Schaden gekommen ist. Alles Weitere muss man sehen.“

Ob wegen des Klimawandels künftig öfter mit Sturmebben gerechnet werden muss, dazu könne das NLWKN keine konkreten Aussagen treffen, so Pressesprecher Fabian Buß.

Grundsätzlich sei es denkbar, dass bestimmte, durch den Klimawandel bedingte Ereignisse wie Sturmfluten, Starkregen oder Sturmebben in Zukunft öfter auftreten. In Schleswig-Holstein sei das Wetterereignis vom vergangenen Wochenende als eines eingestuft worden, das nur alle 100 Jahre auftrete. „Künftig kann es dazu kommen, dass derartige Ereignisse mehrfach in 100 Jahren stattfinden werden“, sagt Buß.

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