TTempo 20 und kein Radweg: Buxtehuder Bahnhofstraße soll Einbahnstraße werden

Radwege soll es in der Bahnhofstraße nicht mehr geben. Foto: Wisser
Es darf nichts kosten, die Bäume sollen stehen und die Parkplätze erhalten bleiben. Die Bahnhofstraße soll sich verändern. Am ersten Vorschlag gibt es heftige Kritik
Buxtehude. Buxtehude will die Verkehrsrevolution für die Bahnhofstraße. Nach vielen Jahren ergebnislosen Streits gibt es erstmals Fortschritte. Eine der wichtigsten Verkehrsadern soll fußgänger- und fahrradfreundlicher werden - ohne dass Autos verdrängt oder Parkplätze geopfert werden.
Straße ist Buxtehudes Banken- und Ärztemeile
Die Bahnhofstraße in Buxtehude ist nicht nur die Verbindungsachse zwischen Altkloster, Bahnhof und Altstadt. Sie ist die Ärzte- und Bankenmeile der Stadt. Gerade für ältere Menschen und Menschen mit Einschränkungen ist es wichtig, mit dem Auto die Bahnhofstraße anfahren zu können.
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Ein einjähriger Verkehrsversuch soll klären, wie die unterschiedlichen Interessen zusammengebracht werden können. Dafür gab es in einer gemeinsamen Sitzung des Inneren und des Bau-Ausschusses ein einstimmiges Votum aus der Politik.
Durchgangsverkehr auf die Hansestraße umlenken
Es gibt einen Vorschlag, wie Radfahrer und Fußgänger besser geschützt werden können. Von 2020 bis 2022 gab es dort 189 Unfälle. Verkehrsplanerin Heike Prahlow vom Büro Alrutz aus Hannover erklärte die Eingriffe in das System Bahnhofstraße.
Ein Ziel ist es, den Durchgangsverkehr aus der Bahnhofstraße auszusperren. Dafür soll ein Teil Einbahnstraße werden - von der Kreuzung Bahnhofstraße/Gildestraße/Giselbertstraße bis zum Genslerweg. Ab dem Genslerweg kann die Straße in beide Richtungen befahren werden.
Einbahnstraße bis zum Genslerweg
Aus Richtung Bahnhof dürfen dann keine Pkw in die Bahnhofstraße mehr einfahren. Dort geht es nur noch Richtung Süden und Bahnhof raus. Ausgenommen sind KVG-Busse und Radfahrer.
„So wollen wir die Zahl der Fahrzeuge in der Bahnhofstraße reduzieren“, sagte Heike Prahlow. Derzeit sind rund 4500 Fahrzeuge und rund 2000 Radfahrer dort täglich unterwegs. Die wachsende Zahl der E-Scooter hat noch niemand gezählt.
Vorschlag: Alle Radfahrer auf die Fahrbahn
Heike Prahlow musste mit vier Tabu-Kriterien arbeiten. Es darf keine baulichen Veränderungen geben, alle Bäume sollen stehen bleiben, die Parkplätze sollen bleiben und es darf nicht teuer werden. Neue Schilder und Fahrbahn-Piktogramme und Markierungen müssen ausreichen.

Die Tempo-30-Schilder sollen Tempo-20-Schildern weichen. Foto: Wisser
Weitere radikale Eingriffe sollen die Bahnhofstraße grundlegend verändern. Die Straße bekommt als verkehrsberuhigter Geschäftsbereich Tempo 20 verpasst. Radfahrer sollen die Fahrbahn nutzen und die Radwege im Seitenraum verschwinden. Die ganze Breite der Wege geht an die Fußgänger. Bisher dürfen die Radwege auf beiden Seiten in beiden Richtungen befahren werden.
Radfahrer können nicht mehr überholt werden
Durch das reduzierte Tempo wird es auf der Fahrbahn faktisch unmöglich, dass Busse und Autos Radfahrer überholen.
Radfahrer sollen zudem durch markierte Seitenstreifen - sogenannte Dooring-Zonen - zwischen parkenden Fahrzeugen und Fahrbahn geschützt werden.
Ein Klassiker beim Unfallgeschehen ist, dass Autofahrer die Tür öffnen und den Fahrradfahrer übersehen. Als Folge schrumpft die Fahrbahnbreite von 6,30 auf 5 Meter.
Nutzen Autofahrer die Nebenstraßen?
Beim Wunsch etwas zu verändern herrscht Einigkeit. Bei der praktischen Umsetzung nicht: Für diesen Vorschlag gab es viel Kritik. Eine sehr naheliegende Sorge: Der ausgesperrte Durchgangsverkehr nutzt Brüningstraße und Carl-Hermann-Richter-Straße als Ausweichrouten.

An dieser Kreuzung sollen keine Autos mehr in die Bahnhofstraße fahren dürfen. Foto: Wisser
Das wäre für die Anwohner in dem Wohngebiet verheerend. Die CDU-Ratsfrau Birgit Gütersloh forderte deshalb, auch die Ampelschaltung an der Kreuzung Gildestraße/Konrad-Adenauer-Allee/Hansestraße an die veränderte Verkehrsführung anzupassen. „Sonst stehen die Autos dort bis Heitmannshausen“, sagte sie.
Gefährlich: Das sagt ein Busfahrer
Es gibt auch Zweifel, ob die Straße breit genug ist, wenn zwei Busse aneinander vorbeifahren. „Das kann für alle Beteiligten gefährlich werden“, sagte Benjamin Koch-Böhnke, Sprecher der Ratsgruppe Die Linke/Die Partei. Busse seien knapp drei Meter breit, ergänzte CDU-Ratsherr Matthias Schneider. Koch-Böhnke kennt die Situation in der Bahnhofstraße aus der Praxis. Er ist als Busfahrer dort unterwegs.
Giselbertstraße
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Ein weiterer Knackpunkt: Macht es Sinn, nur einen Teil der Bahnhofstraße zur Einbahnstraße umzuwandeln? CDU und Linke sprachen sich vehement für eine durchgängige Einbahnstraße aus, die auch für den Busverkehr gilt. Nur Radfahrer sollen die Fahrbahn in beide Richtungen befahren. Auch aus Sicht der Grünen hat der erste Vorschlag Mängel.
Die Buxtehuder Bürger sollen mitreden
Stadtbaurätin Michaela Springhorn versprach, einen überarbeiteten Vorschlag für die Bahnhofstraße noch vor den Sommerferien vorzulegen. Der wird aber auch noch nicht abschließend sein.
Die Bürger sollen in den kommenden Monaten ebenfalls beteiligt werden. Starten soll der Versuch im zweiten Quartal 2026 und ein Jahr dauern - alle Jahreszeiten sollen so berücksichtigt werden.