TTeuer, teurer, Führerschein - doch woran liegt das?

Die Kosten für den Führerschein steigen immer weiter an. Hermann Gerken von der Fahrschule Janssen aus Zeven und Klaus Lüttig von der Fahrschule Lücken aus Bremerhaven erklären, warum. Foto: Privat / Wenzel
Es ist in aller Munde: Der Führerschein ist teuer. Doch woran liegt das? Woher kommen die hohen Kosten und wie wirken sich diese auf Fahrschüler und Fahrschulen aus? Fahrschulinhaber aus der Region berichten.
„Wer jetzt den Führerschein machen möchte, muss in unserer Region mit Kosten in Höhe von 2.500 bis 3.000 Euro rechnen“, erklärt Hermann Gerken. Er ist seit 1998 Geschäftsführer der Zevener Fahrschule Janssen und kann über die Entwicklung der Führerscheinpreise berichten. Klaus Lüttig, Fahrschulinhaber aus Bremerhaven, nennt sogar bis zu 3.500 Euro für die Ausbildung.
Leute, die sich für den Führerschein anmelden wollen, sind nicht überrascht von dem Preis, sagt Gerken. Sie haben sich vorher bereits informiert, welche Kosten auf sie zukommen. „Der Führerschein wird teurer, genauso wie alles andere auch, zum Beispiel der Friseurbesuch oder die Lebensmittel im Supermarkt.
Um ein paar Zahlen zu nennen: Heute benötigen die Fahrschüler statt 25 Fahrstunden schon mal 45 bis 50 Einheiten. Eine Einheit kostet zwischen 55 und 75 Euro.
„Mir ist es vor allem wichtig, meinen Kunden zu genau zeigen, wie die Kosten entstehen“, so Gerken weiter. Und auch Lüttig gibt einen Einblick, wie die Kosten entstehen.
Löhne ein Grund für die hohen Führerscheinkosten
Einen Punkt sieht Hermann Gerken in den Gehältern der Fahrlehrer. Durch die steigenden Lebenshaltungskosten müssen auch sie mehr Geld verdienen. Klaus Lüttig ergänzt: „Die Lohnkosten sind in den letzten 15 Jahren um fast 100 Prozent gestiegen.“
Gerken weiter: „In anderen Regionen ist der Preis für den Führerschein um einiges höher. In München kostet eine Fahrstunde fast 100 Euro, denn dort ist der Lebensunterhalt noch kostspieliger“. Schon im Nachbarlandkreis Stade ist der Führerschein teurer als in Zeven. Gerken muss sich an die dortigen Löhne anpassen.
Für den Führerschein muss immer mehr gelernt werden
Neben Gehältern kommen auf Fahrschulinhaber noch viele andere Kosten zu, die ebenfalls stetig steigen. Dazu gehören Steuern, Versicherungen, Mieten für Räumlichkeiten, Reparaturen und Wartungskosten für die Autos sowie Updates für die Unterrichtssoftware und Kraftstoff. Nicht zu unterschätzen ist laut Gerken, dass der Lernstoff für die Fahrerlaubnis immer umfangreicher wird und das Lernen mehr Zeit in Anspruch nimmt.
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Die Fragen werden stetig mehr und auch das Thema Technik spielt eine immer größere Rolle für die Theorieprüfungen. „Die Praxisprüfung wird auch immer komplexer und strenger durch Neuerungen in der Straßenverkehrsordnung. Man kann heute viel schneller durch die Prüfung fallen als früher. Jeder Prüfungsversuch verursacht für die Schüler dann weitere Kosten. Umso wichtiger ist eine gute Betreuung und Vorbereitung in der Fahrschule“, sagt Gerken.

Technik ist das große Thema: Die Führerscheinprüfungen werden immer komplexer und technische Aspekte spielen eine immer größere Rolle. Foto: Wenzel
Und die Betreuung der Fahrschüler wird laut Klaus Lüttig auch immer schwieriger. „Es ist für mich unverständlich, dass bei über Jahre hinweg immer schlechter werdenden Pisastudien erwartet wird, dass wir in den Fahrschulen mit den gleichen Menschen bessere Ergebnisse erreichen sollen.“
Fahrlehrermangel bereitet Inhabern Sorgen
Mehr Kopfzerbrechen als die Kosten bereitet Hermann Gerken der Fahrlehrermangel, der in ganz Deutschland herrscht. Das bestätigt auch Klaus Lüttig. Die Fahrlehrer haben ein Durchschnittsalter von 55 Jahren, aber es gibt kaum neu ausgebildete Fahrlehrer. Deshalb sorgt sich Hermann Gerken, dass die Nachfrage nach Fahrstunden in Zukunft nicht mehr bewältigt werden kann.
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Denn trotz der hohen Kosten für einen Führerschein mangelt es in deutschen Fahrschulen nicht an Schülern. Gerade auf dem Land müssen die Leute auf Mobilität setzen.
Verschiedene Wege der Finanzierung
„Viele Eltern bezahlen den Führerschein ihrer Kinder nicht mehr aus der Portokasse. Es wird oft länger darauf gespart, auch von den Kindern selbst. Der Führerschein wird als Investition in die Bildung gesehen“, sagt Gerken. Auch bei Bremerhavens Fahrschülern gibt es verschiedene Wege der Finanzierung, erklärt Klaus Lüttig.
„Eltern, Großeltern oder aber auch über einen Nebenjob sind die normalen Wege. Ich kann aber auch feststellen, dass in der Vergangenheit immer mehr Firmen den Führerschein entweder sponsern oder vorfinanzieren.“
Investition in die Zukunft und positive Ausblicke
„Was man ebenfalls nicht vergessen darf, ist der Umstand, dass man diese Kosten in der Regel nur einmal im Leben investiert. Wenn ich also den Führerschein 60 Jahre nutzen kann, kostet mich das etwa 4,86 im Monat“, rechnet Klaus Lüttig aus.