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Schülerband

TThees Uhlmann: Nach 30 Jahren wieder zusammen auf der Bühne

Thees Uhlmann beim Auftritt der Warpigs im Stader Bürgerpark.

Thees Uhlmann beim Auftritt der Warpigs im Stader Bürgerpark. Foto: Klempow

Proberaum bei Eier Heinssen in Cadenberge, „Smoke on the Water“ aus dem Verstärker: Das waren die Warpigs, Thees Uhlmanns erste Band. Jetzt spielten sie wieder zusammen in Stade - nur einer fehlte.

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Von Grit Klempow
Dienstag, 27.08.2024, 20:57 Uhr

Stade. Dieser Auftritt ist speziell. Die Bühne ist groß, die Menschenmenge auch. Knapp 2000 Leute sind da, sagt Dr. Andreas Schäfer als Geschäftsführer der Stade Marketing am Sonntagabend. Sie sind gekommen, um Thees Uhlmann und Band zu hören.

Dass die Warpigs, Uhlmanns erste Band aus Schülerzeiten, wiedervereint auf der gleichen Bühne spielen werden, ist ein nostalgischer Blick auf die Jugendzeiten, in denen Spitznamen vergeben werden, die ein Leben lang bleiben, wie „Stagge“ oder „Stemmi“.

Einer fällt verletzt aus

Die Warpigs sind als Vorgruppe angekündigt. Wer Ende der 80er Jahre das Gymnasium Warstade besuchte, könnte sie noch kennen. Oder erinnert sich dunkel an eine Teenager-Band auf einem Trecker-Anhänger.

Aus den Warpigs wurde später Tomte - Thees Uhlmanns Indie-Rock-Band. Viele Tomte-Fans sind im Stader Bürgerpark auch dabei, ihre Fan-Shirts sind verwaschen - aber sie passen noch.

Komplett sind die Warpigs oben auf der Bühne nicht. Hanspeter Köster fällt aus. Er muss verletzungsbedingt passen. „Schlüsselbeinbruch“, sagt der damalige Bassist. Er ist trotzdem da.

Wie so viele Freunde, Verwandte und Fans aus Hemmoor, Otterndorf und Cadenberge über Himmelpforten bis nach Hamburg. Köster kann sich entspannt zurücklehnen. Für Christian Stemmann, „Stemmi“, und Peter Heinßen aber wird es auf der Bühne vor großer Kulisse ernst.

Deep Purple mit neuem Text

Peter am Schlagzeug, „Stemmi“ an der Gitarre, Thees mit Cap und Bass am Mikro - Begrüßungsapplaus für die Warpigs. Und sie spielen hemmungslos das, was jede Rock liebende Schülerband 1987 gespielt hat - Deep Purple, „Smoke on the water“.

Der Text ist speziell, eine Stade-2024-Version, ein gewollt unpoetischer Brückenschlag von den alten Zeiten ins Jetzt - damit das hier bloß keiner zu ernst nimmt. „Nach dem Gig gehen wir in die Tonne und trampen dann nach Haus. Unsere Haare sind vorne kurz, hinten lang, denn das sieht super aus. Smoke on the water...“, singt Thees Uhlmann.

Christian Stemmann, genannt „Stemmi“, war auch in den ersten zwei Jahren der Band Tomte dabei.

Christian Stemmann, genannt „Stemmi“, war auch in den ersten zwei Jahren der Band Tomte dabei. Foto: Klempow

„Es war wahrscheinlich das erste Lied, was wir im Proberaum zusammen gespielt haben“, erzählt Christian Stemmann später. Das war 1987. Telefoniert wurde am Festnetz-Telefon mit Kabel auf dem Flur. Ein Anruf Cadenberge-Hemmoor galt noch als Ferngespräch.

Das Kabelfernsehen im Hause Stemmann fungierte als musikalischer Bildungsserver in den weblosen Zeiten der 1980er: „Wir haben den ganzen Abend MTV geguckt und darauf gewartet, dass irgendwann ein Nirvana-Song kommt“, erzählt Thees Uhlmann auf der Bühne.

Erst die Bandgründung, dann die Instrumente

„Wenn ich mich richtig erinnere, haben wir beschlossen, dass wir eine Band gründen, dann verteilt, wer was spielt und dann direkt mit den Instrumenten angefangen.“ „Stemmi“ grinst, Peter Heinßen lacht.

Zuerst trafen sie sich in Eylmanns Hotel in Cadenberge. Später probten sie zwei, drei Jahre im Partyraum von Eier Heinßen, ein ehemaliger Hühnerschuppen auf dem Hof von Heinßens Onkel.

Am Schlagzeug der Warpigs: Peter Heinßen aus Cadenberge.

Am Schlagzeug der Warpigs: Peter Heinßen aus Cadenberge. Foto: Klempow

Die Wege trennten sich später. Peter Heinßen war der Älteste der Warpigs. Schlagzeug hat er weiter gespielt. Zum Beispiel drei, vier Jahre zusammen mit Niko Lampio, dem Geschäftsführer der Lebenshilfe Stade, in der Coverband Ramble on.

Seit Thees Uhlmann vor zwölf Jahren sein erstes Soloalbum veröffentlichte, hatten sie wieder einen Draht. Und dann kam im Juli der Anruf, wie es mit ein paar Songs der Warpigs für das Heimspiel-Konzert in Stade aussieht. Sie sagten ja, sofort.

Die Nervosität vor dem Auftritt

„Stemmi“ war nach den Warpigs noch bei Tomte und deren ersten zwei Platten dabei. „Bevor Tomte bekannt wurde“, sagt er und lächelt schief. Zwei Konzerte gab es zwischenzeitlich in der alten Tomte-Besetzung, zum Beispiel beim Festival zum Zehnjährigen des Plattenlabels Grand Hotel van Cleef auf der Trabrennbahn in Bahrenfeld.

„Das war riesig. Deswegen wusste ich, was mir bevorsteht.“ Dennoch: Seine Aufregung ist ihm auf der Bühne in Stade nicht anzumerken.

Er ist immer bei der Musik geblieben, wenn auch nicht hauptberuflich. Der Software-Entwickler hatte in Hamburg seine eigene Band St. Emmi. Am nächsten Sonnabend steht er in Osten am Hotel Seefahrer beim Ostedeich-Rock mit Kpt. Plasto auf der Bühne.

Stagge und Stemmi auf der Bühne

Auch Peter Heinßen, Sozialversicherungsfachangestellter bei der AOK in Hemmoor, hat immer irgendwo Schlagzeug gespielt, war auch im Spielmannszug Cadenberge aktiv. Bei aller Erfahrung, ein bisschen nervös ist er vor dem Auftritt auch. Ebenso wie Maik Ratjens, genannt Stagge. Den Spitznamen hat er weg, weil er einst bei Stackmann eine Ausbildung machte.

Maik Ratjens (rechts) als Warpigs-Support an der Gitarre.

Maik Ratjens (rechts) als Warpigs-Support an der Gitarre. Foto: Klempow

Thees Uhlmann bittet ihn zum Neil-Young-Cover mit auf die Bühne, als Warpigs-Support an der Gitarre. „Aber als ich dann angefangen habe, war die Aufregung weg“, sagt Sozialpädagoge Ratjens sichtlich gelöst hinterher.

„Mega“, sei der gemeinsame Auftritt gewesen, sagt Peter Heinßen. Souverän waren sie auf der Bühne alle, beim Liebeslied der Toten Hosen und beim Nirvana-Song. Und bei aller Konzentration ist da immer wieder dieses Lächeln auf den Gesichtern. Dass das noch funktioniert, nach all den Jahren. Heinßen sagt es so: „Wir verstehen uns nach wie vor alle top“.

Thees Uhlmann beim Auftritt der Warpigs im Stader Bürgerpark.

Thees Uhlmann beim Auftritt der Warpigs im Stader Bürgerpark. Foto: Klempow

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