Zähl Pixel
Kirche

TTheologenpaar Brandy verabschiedet sich: Wie war es in Stade?

Ihre Zeit in Stade ist abgelaufen: Pastorin Claudia Brandy und ihr Mann, Regionalbischof Dr. Hans Christian Brandy, verabschieden sich in den Ruhestand.

Ihre Zeit in Stade ist abgelaufen: Pastorin Claudia Brandy und ihr Mann, Regionalbischof Dr. Hans Christian Brandy, verabschieden sich in den Ruhestand. Foto: Stehr

Claudia und Dr. Hans Christian Brandy verabschieden sich in den Ruhestand. So blicken die Pastorin und der Regionalbischof auf ihre Zeit in Stade und in die Zukunft.

author
Von Lena Stehr
Donnerstag, 26.06.2025, 17:50 Uhr

Stade. Alles hat seine Zeit. Daran erinnert im Eingangsbereich des Hauses von Claudia und Dr. Hans Christian Brandy ein etwa zweieinhalb Meter großes Ziffernblatt. Früher zeigte es am Turm der Stader St. Wilhadi-Kirche die Uhrzeit an, inzwischen stehen die goldschimmernden Zeiger still.

Die Brandys werden die Uhr vermissen, wenn sie Stade verlassen. Die Pastorin und der Regionalbischof verabschieden sich am kommenden Wochenende in den Ruhestand und ziehen in ein Häuschen am Hang in Hildesheim.

Umzug von Hannover nach Stade war ein Einschnitt

Als die beiden vor 15 Jahren aus Hannover nach Stade kamen, sei das ein Einschnitt gewesen, sind sich die beiden einig. Hans Christian Brandy ist seit 2010 Landessuperintendent für den Sprengel Stade der Evangelisch-lutherischen Landeskirche Hannover sowie seit 2020 Regionalbischof.

Claudia Brandy trat im Mai 2011 ihre Stelle als Pastorin in der St. Wilhadi-Kirchengemeinde und im Stadtpfarramt Stade an. Von den drei Kindern des Theologenpaares kam damals nur der jüngste Sohn mit nach Stade. Die Tochter blieb in Hannover um ihren Schulabschluss zu machen, der älteste Sohn steckte mitten im Zivildienst.

So hatten die Brandys, die sich während ihres Studiums in Göttingen kennenlernten, viel Zeit für die Arbeit. „Ich bin dankbar, dass mir so viel Vertrauen entgegengebracht wurde“, sagt Claudia Brandy. Die St. Wilhadi-Kirche sei von Anfang an ein besonderer Ort für sie gewesen. Umso mehr freut es die 64-Jährige, dass es rund um die Kirche mit dem 2024 neu gestalteten Wilhadi-Garten jetzt so schön aussieht.

In der Kirche schaffte Claudia Brandy einen Raum für geistliche Erfahrungen und zum Innehalten. Unter ihrer Leitung wurde das Mittagsgebet eingeführt, später kamen unter anderem Abend- und Taizé-Gottesdienste sowie die „Zeit des Meisters“ und politische Andachten dazu. Claudia Brandy leitete zudem Bibelkurse und Gesprächskreise.

Fusion von Kirchengemeinden ist unumgänglich

Besonders wichtig waren ihr auch der Konfirmandenunterricht und die Mitarbeit bei der Stader Flotte, wo sie lange zum Vorstandsteam gehörte. Neben Trauungen und Taufen begleitete Claudia Brandy auch viele Beerdigungen und hielt das große Gemeindegebiet von Agathenburg bis Melau/Wöhrden zusammen. Während ihrer Zeit als Pastorin sind auch die beiden Innenstadtgemeinden St. Wilhadi und St. Cosmae immer näher zusammengerückt.

Die Kirche habe sich in den vergangenen Jahren auch aufgrund schrumpfender Mitgliederzahlen verändert, sagt Hans Christian Brandy. Das engere Zusammenrücken oder auch die Fusion von Gemeinden - wie es Anfang 2024 in Kehdingen passiert ist - sei dabei unumgänglich. Auch in St. Cosmae und St. Wilhadi werde über eine Fusion nachgedacht.

15 Jahre lebten Pastorin Claudia Brandy und Regionalbischof Dr. Hans Christian Brandy in der Teichstraße in Stade. Jetzt zieht das Paar nach Hildesheim.

15 Jahre lebten Pastorin Claudia Brandy und Regionalbischof Dr. Hans Christian Brandy in der Teichstraße in Stade. Jetzt zieht das Paar nach Hildesheim. Foto: Stehr

Als Regionalbischof wusste Brandy, was die neun Kirchenkreise des Sprengels mit etwa 180 Kirchengemeinden und gut 400.000 Mitgliedern umtreibt und war eine Art Brückenbauer zwischen den Gemeinden und der Landeskirche. Der 66-Jährige war zudem Repräsentant und Seelsorger aller kirchlichen Mitarbeiter.

Probleme auf der Couch besprechen

Viele von ihnen hatte der leidenschaftliche Teetrinker in seinem Arbeitszimmer in seinem Haus auf dem Sofa sitzen - oft wurden Probleme besprochen und mussten Konflikte gelöst werden. In dem großen Raum stehen unzählige Bücher in Regalen, die bis unter die hohe Decke reichen.

Wenn es die Zeit zuließ, hat Brandy hier theologische Schriften gelesen, die Gedanken geordnet oder sich auf Ordinationen und Besuche in Kirchenkreisen vorbereitet. „Das Zimmer wird mir fehlen. Hier habe ich gerne Zeit verbracht“, sagt Brandy. Die Einsamkeit, die ein Leitungsamt mit sich bringe, habe ihm hier nichts ausgemacht.

Zuflucht finden beide Brandys in der klassischen Musik. Hans Christian Brandy hat in der Stadtkantorei Stade mitgesungen, Claudia Brandy spielte Kontrabass im Stader Kammerorchester. Im Ruhestand will sie noch mehr Kontrabass und Posaune spielen, viel im Garten sein und vielleicht noch ein paar Kirchenlieder schreiben. Einige Passionslieder und Lieder für Trauerfeiern hat sie bereits komponiert und veröffentlicht.

Im Ruhestand wollen die Brandys außerdem noch mehr Fahrrad fahren - ganz ohne Elektroantrieb, betonen beide. In den gemeinsamen Radurlauben sitzt das Theologenpaar am Abend gern im Faltsessel vor dem Zelt. Hans Christian Brandy geht auch gern auf große Fahrt, radelte schon von Schottland nach Jerusalem. Bald ist Zeit für neue Touren.

Die Nachfolge ist geregelt

Die Brandys gehen insgesamt mit einem guten Gefühl. Auch, weil ihre Nachfolge geregelt ist. Auf Dr. Hans Christian Brandy folgt Sabine Preuschoff. Wann der Einführungsgottesdienst stattfindet, steht noch nicht fest. Ann-Katrin Hamsch stellt sich als Nachfolgerin von Claudia Brandy am 6. Juli in Stade vor.

Claudia Brandy wird am Samstag, 28. Juni, um 15 Uhr in der St. Wilhadi-Kirche verabschiedet. Am Sonntag, 29. Juni, findet dort um 14 Uhr die Verabschiedung von Dr. Hans Christian Brandy statt.

Copyright © 2025 TAGEBLATT | Weiterverwendung und -verbreitung nur mit Genehmigung.

Weitere Artikel